Schädliche Schönheit

Was Kosmetika, Beauty-Produkte und Parfüms an Giften enthalten

Dass Kosmetika gesundheitsschädliche Stoffe enthalten, ist seit längerem bekannt. Gießener Forscher haben jetzt eine Methode entwickelt, um bisher unentdeckte Giftstoffe zu ermitteln.

Die Forscher untersuchten  140 Pflegeprodukte und Kosmetika aus 20 Produktsegmenten (wie Lippenstift) sowie über 40 Parfüms. Dabei fanden sie erbgutverändernde, zelltötende, antibakterielle,  neurotoxische und den Hormonhaushalt stark beeinflussende Schadstoffe

© Daniel Karmann/dpa

Die Forscher untersuchten 140 Pflegeprodukte und Kosmetika aus 20 Produktsegmenten (wie Lippenstift) sowie über 40 Parfüms. Dabei fanden sie erbgutverändernde, zelltötende, antibakterielle, neurotoxische und den Hormonhaushalt stark beeinflussende Schadstoffe

Von Markus Brauer

Lifestyle-Produkte enthalten Schadstoffe, die durch bisherige Tests nicht erfasst und bislang nicht abgedeckt werden. Dies haben Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mit einer neuen Analysemethode nachgewiesen.

Die Forscher untersuchten 140 Pflegeprodukte und Kosmetika aus 20 Produktsegmenten sowie über 40 Parfüms. Dabei fanden sie erbgutverändernde, zelltötende, antibakterielle, neurotoxische und den Hormonhaushalt stark beeinflussende Schadstoffe. Die Studie ist im Fachjournal „Journal of Chromatography A“ veröffentlicht.

Neue Methode lässt Pflegeprodukte alt aussehen

Die neu entwickelte Methode der JLU-Forscher ermöglicht es, unbekannte Schadstoffe in diesen Produkten zu entdecken und gleichzeitig ihre Wirkung auf Zellen und Rezeptoren zu untersuchen. Dadurch muss ein Schadstoff nicht erst bekannt sein, um seinen Effekt sehen zu können.

Bisher unbekannte Schadstoffe können Inhaltsstoffe, aber auch Verunreinigungen und Abbauprodukte sein. „Wir haben die derzeitige Stofftrennung um die Effektdetektion erweitert und sehen erstmals sehr aussagekräftig wie viele Schadstoffe in solchen Alltagsprodukten sind“, erläutert Gertrud Morlock, Professorin für Lebensmittelwissenschaften an der JLU.

Was bisher übersehen wurde, kommt jetzt ans Licht

Komplexe Stoffgruppen wie Mineralöle umfassten Stoffe mit unterschiedlicher Toxizität, wodurch die gleiche Menge unterschiedlicher Vertreter dieser Stoffgruppe zu völlig anderen Effekten führen könne, erklärt die Forscherin.

Mit den bisherigen Analysemethoden würde man Stoffe übersehen, die außerhalb des Fokus liegen, aber dennoch eine Schadwirkung haben. „Oder man erfasst die gesamte Stoffgruppe, die jedoch mehr oder weniger schädlich sein kann. Die neue Methodik ist aussagekräftiger und verbessert unser Verständnis über solch komplexe Produkte.“

Relevante Mengen an Schadstoffen nachgewiesen

In den meisten untersuchten Produkten wie Lippenstiften, Pflegecremes, Wundcremes und Brustwarzencremes fanden die Forscher relevante Mengen an Schadstoffen, die bisher nicht abgedeckt werden.

Welchen Effekt diese Schadstoffe genau auf den Menschen oder die Natur haben, ist schwer nachzuweisen. Denkbar sind ein Einfluss auf das Hautmikrobiom und den Körper, insbesondere wenn sie über Wunden, Mikrorisse in der Haut, die zum Beispiel beim Rasieren entstehen können, oder Zahnfleischbluten direkt in die Blutbahn gelangen. Durch das Abwaschen könnten die Schadstoffe zudem Effekte auf Natur und Umwelt haben.

Wozu die Forschungsergebnisse dienen

Die neue Methode eröffnet auch Möglichkeiten, die Schadstoffe in Produkten zu minimieren: Entdeckte Schadstoffe können schnell weiter aufgeklärt und identifiziert werden. So lässt sich herausfinden, woher diese Schadstoffe stammen und wie sie in zukünftigen Produkten vermieden werden können.

„Unsere Studien zeigen auch, dass es vereinzelt Produkte gibt, die schon heute besser abschneiden“, resümiert Gertrud Morlock. So enthielten Produkte, die als frei von Mineralölrückständen gekennzeichnet waren, vergleichsweise weniger erbgutverändernde und mutagene Mineralölrückstände.

Dennoch sei es dringend nötig zu handeln, aufgrund der Vielzahl der betroffenen Kosmetika und Pflegeprodukte, von denen Verbraucher in der Regel täglich mehrere verwendeten. „Eine Möglichkeit wäre das Minimierungskonzept“, so die Gießener Expertin, „das Schadstoffe in den Produkten kontinuierlich reduziert und mittelfristig sowohl den Verbraucherschutz als auch den Umweltschutz verbessert.“

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Erstellt:
27. Juni 2025, 13:36 Uhr

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