Kabinett Merz

Was wird aus Kevin Kühnert?

Kehrt der ehemalige SPD-General in die Politik zurück? Diese Optionen gibt es für Ex-Juso-Chef Kevin Kühnert.

Kühnert nach seiner Abschiedsrede im Bundestag mit Kanzler Olaf Scholz (rechts).

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Kühnert nach seiner Abschiedsrede im Bundestag mit Kanzler Olaf Scholz (rechts).

Von Michael Maier

Der plötzliche Rückzug von Kevin Kühnert aus dem Amt des SPD-Generalsekretärs im Herbst 2024 war ein politisches Beben. Der damals erst 35-jährige Hoffnungsträger der Sozialdemokraten nannte gesundheitliche Gründe für seinen Schritt.

Später wurde bekannt, dass es sich dabei um mentale Belastungen handelte, eine Folge des enormen Drucks und der Anfeindungen, denen Spitzenpolitiker heute teilweise ausgesetzt sind. Kühnert sprach öffentlich von „blanker Angst“ und dem Gefühl, dass „Gewalt in der Luft liegt“. Berichten zufolge wurde er selbst im Urlaub auf der Schwäbischen Alb angepöbelt, was ihn dazu zwang, immer einsamere Rückzugsorte im Hochgebirge zu suchen.

Kevin Kühnert und die Zivilcourage

Kevin Kühnert beschrieb ein Gefühl der „absoluten Vergeblichkeit“, insbesondere im Kampf gegen den Hass in sozialen Medien und angesichts mangelnder Zivilcourage. Sein Rücktritt war also nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern auch ein Kommentar zum Zustand der politischen Debatte. Doch die politische Landschaft ist dynamisch, und Persönlichkeiten wie Kühnert hinterlassen eine Lücke.

Inzwischen gibt es Anzeichen für eine Besserung seines Zustands. Medienberichten vom April 2025 zufolge scheint es Kevin Kühnert nach einigen Monaten Auszeit sichtlich besser zu gehen. Dies nährt natürlich Spekulationen über ein mögliches Comeback. Kühnert selbst hat eine Rückkehr nie ausgeschlossen. Er betonte gegenüber der „Zeit“: „Ich bin nicht ausgestiegen, weil ich das alles lächerlich oder überflüssig fände“.

Kühnert-Comeback in Bund oder Land?

Die Frage, die sich viele stellen: Wohin könnte ein Comeback führen? Bundesebene oder Berliner Landespolitik? Angesichts seiner bisherigen Karriere und seines Profils erscheint ein Wiedereinstieg auf Bundesebene zumindest im Bereich des Möglichen, obwohl sich Kühnert vor seiner Rolle als Generalsekretär der Bundes-SPD vor allem in seinem Berliner Landesverband engagiert hattte.

Ein Posten als Parlamentarischer Staatssekretär in einem Bundesministerium oder auf lange Sicht vielleicht sogar ein Ministeramt könnten realistische Szenarien sein, denn als ehemaliger Juso-Bundesvorsitzender und SPD-Generalsekretär verfügt Kühnert über umfassende Erfahrung in der Parteiführung und im politischen Betrieb auf Bundesebene.

Kühnert ist einer der bekanntesten Politiker seiner Generation, rhetorisch versiert und war immer ein gern gesehener Gast in Talkshows. Er kann Themen setzen und Debatten prägen.

Je nach Situation könnte die SPD Bedarf an profilierten Köpfen wie Kühnert haben, um wichtige Positionen zu besetzen. Es wird spekuliert, dass jederzeit ein Comeback möglich wäre.

Kevin Kühnert im Porträt

  • Geburtsdatum: 1. Juli 1989
  • Geburtsort: Berlin
  • Familie: Einzelkind aus Beamtenhaushalt (Mutter Arbeitsamt, Vater Bezirksamt)
  • Ausbildung: Studium in Publizistik und Kommunikationswissenschaft (ohne Abschluss)
  • Beruf: Ex-MdB, Callcenter-MitarbeiterEintritt in die SPD: 2005 (mit 16 Jahren)
  • Juso-Bundesvorsitzender: 2017-2021
  • SPD-Generalsekretär: Dezember 2021 bis Oktober 2024
  • Persönliches: Offen homosexuell, hat einen Partner mit FDP-Parteibuch
  • Hobbys: Bergwandern, Alpinismus

Kühnert als Staatssekretär oder Minister?

Eine Rolle als Staatssekretär oder Minister würde zwar ebenfalls hohen Druck bedeuten, aber der Fokus läge stärker auf Sacharbeit und Regierungsgestaltung als auf der täglichen Parteiorganisation und Kampagnenführung, die das Amt des Generalsekretärs prägten. Außerdem wäre bei einem Bundesminister die Security-Eskorte eine Sache der Selbstverständlichkeit, nachdem Kühnert als junger Generalsekretär noch Berührungsängste zu Leibwächtern hatte und nach eigenen Worten trotz aller Anfeindungen bewusst darauf verzichten wollte.

Qualifikation von Kevin Kühnert

Die Gründe für Kühnerts Rückzug – der raue Umgangston, die Bedrohungen, die mentale Belastung – sind allerdings nicht verschwunden. Die Frage dürfte auch sein, ob er sich diesem Druck in einer Spitzenposition im Regierungsapparat erneut aussetzen will und kann. Auch die Tatsache, dass er sein Studium nicht abgeschlossen hat, könnte thematisiert werden, selbst wenn dies für politische Ämter formal keine Rolle spielt.

Kevin Kühnert zwischen allen Stühlen?

Zudem gab es, wie berichtet wurde, auch innerparteiliche Differenzen, etwa mit Teilen des linken SPD-Flügels. Gleichzeitig ist Kühnert auch nicht unbedingt auf der Linie des rechten SPD-Flügels mit Lars Klingbeil und Boris Pistorius, die beide als bellizistisch gelten beziehungsweise für die militärische Aufrüstung Deutschlands stehen. Kühnert könnte sich zumindest bundespolitisch also vorerst zwischen alle Stühle gesetzt haben.

Übergangsgeld für Kevin Kühnert

Eines ist aber sicher: Kevin Kühnert wird weiterhin genau beobachtet werden, und die nächste Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus steht bereits 2026 an. Ein Amt auf der Schwäbischen Alb dürfte er jedenfalls nicht anstreben wollen. Und rein finanziell ist Kevin Kühnert nach dem Auslaufen seines Übergangsgelds als Bundestagsabgeordneter nicht mehr auf Rosen gebettet. Eine nach vier Jahren Parlamentszugehörigkeit noch recht dünne Abgeordentenpension kann er erst ab 2056 kassieren.

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Erstellt:
5. Mai 2025, 08:56 Uhr
Aktualisiert:
5. Mai 2025, 10:19 Uhr

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