Welthits als Orgelklangfantasien
Patrick Gläsers Konzert „Orgel rockt – Tour 6“ ist ein Publikumsmagnet: Mit den vielfältigen Klangmöglichkeiten des Mühleisen-Instruments in der Murrhardter Stadtkirche gestaltet der Künstler Coverversionen bekannter Rock-, Pop- und Filmmusikmelodien.

Patrick Gläser hat in seinem Programm zeitlose und aktuelle Themen aufgegriffen. Foto: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. So voll ist die Murrhardter Stadtkirche nur selten: Für die riesige Schar an Zuhörerinnen und Zuhörern werden so gut wie alle Sitzgelegenheiten beim Konzert „Orgel rockt – Tour 6“ mit dem Organisten und Komponisten Patrick Gläser aus Öhringen benötigt. Dieser ist auf Initiative von Alexander Pusch und Kantor Gottfried Mayer zu Gast. Die Mühleisen-Orgel in der Stadtkirche „ist so ein fantastisches Instrument“, schwärmt Gläser: Sie biete ihm eine Fülle an Möglichkeiten, um aus dem Gehör, Gedächtnis und „Bauch“ heraus Coverversionen weltbekannter Titel aus Rock, Pop und Filmmusik zu präsentieren.
Mit treffenden, sorgfältig ausgewählten und aufeinander abgestimmten Registrierungen, kleinen fantasievollen Variationen und Improvisationen lässt er jede Melodie faszinierend facettenreich, festlich und prachtvoll auf der Orgel erklingen. Besonders gut eignet sich die Königin der Instrumente natürlich für orchestrale Interpretationen sinfonischer Filmmusik. Den Auftakt bildet der mitreißende, Aufbruchstimmung und Entdeckungsfreude weckende „Raider’s March“ von John Williams aus der „Indiana Jones“-Action- und Abenteuerfilmreihe. Später folgen Melodien aus der „Fluch der Karibik“-Reihe von Hans Zimmer und Klaus Badelt. Stimmungsvoll bringt der Orgelkünstler „One Day“ zur Entfaltung, fast besinnlich mit leisen, hohen Tönen, dann reich registriert. Dazu das von Seemannsliedern und maritimen Märschen inspirierte „He’s a Pirate“ in prächtig strahlender Klangfülle.
Gläser hat sein Programm in zeitlose und aktuelle Themen mit Bezügen zur christlichen Botschaft gegliedert. Am Anfang stehen Superhelden, die heute nötig wären, um Krisen und Probleme zu lösen. Zum Klimawandel bietet Gläser seine Komposition „Noah“ dar, eine Hommage an den Mann, der auf Gottes Befehl den Fortbestand der Menschheit und Tierwelt in der Arche sicherte. Zu spannender Melodik und Rhythmik singt er den Text mit wohlklingender Tenorstimme, der dazu motiviert, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Akustisch attraktiv gestaltet der Organist den Rockklassiker „The Wall“ von Roger Waters, Mitgründer der Band Pink Floyd. Das Stück gegen Bevormundung soll an den Beginn der „Fridays for Future“-Bewegung erinnern, als Schülerinnen und Schüler freitags zu Klimaschutzdemonstrationen statt zur Schule gingen. Der Abba-Hit „Money, Money, Money“ mahnt mit harter Rhythmik und Harmonik zum Umdenken: Wirtschaftsinteressen und Profitgier dürfen nicht mehr Vorrang vor Klimaschutz haben. Ein Höhepunkt ist das gefühlvoll gespielte und gesungene „Hallelujah“ von Leonard Cohen mit grandiosem Tuttiabschluss. Dazu erzählt Patrick Gläser die Geschichte der biblischen Lichtgestalt David: Er besiegte den Riesen Goliath, zeigte aber als König seine dunkle Seite, verführte die schöne Bathseba und ließ deren Mann im Krieg sterben. Damit verbunden ist aber Gottes Zusage, unsere Fehler und Sünden zu vergeben, wenn wir an ihn glauben und Buße tun, so die Botschaft.
Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine bietet der Organist „Russians“ von Sting dar, geschrieben im Kalten Krieg, aber mit der Hoffnung, dass auch die Menschen in Russland zu Liebe und Versöhnung fähig sind. Wie eine Hymne mit raffiniert kombinierten Registern und Klangeffekten gestaltet Gläser „Numb“ von Linkin Park und anderen für tragisch gescheiterte Helden. So Freddie Mercury, Mitgründer und Leadsänger der Rockband Queen, aber auch Menschen, denen alles zu viel wird und denen Vertraute und Freunde Kraft und Halt geben sollten.
Temperamentvoll und temporeich bringt der Komponist sein Gospel „Spirits“ mit Gesang als Hinweis auf Gott und den christlichen Glauben als Sinn des Lebens zum Ausdruck. Abschließend kann das Publikum kräftig mitklatschen beim Queen-Hit „We Will Rock You“, dazu ertönt „We Are The Champions“ in herrlicher Klangfarbenvielfalt als Schmankerl. Mit stehenden Ovationen und enthusiastischem Jubelbeifall erwirken die völlig begeisterten Besucherinnen und Besucher von Patrick Gläser noch zwei Zugaben.