Pope Donald I.
Wenn schon nicht selbst Papst: Das wären Donald Trumps Papabile
Das KI-Bild des US-Präsidenten im Papstgewand sorgt für Empörung. Ein US-Bischof fordert eine Entschuldigung. Trump winkt ab: alles ein harmloser Scherz. Ehefrau Melania fände ihn als Papst sogar „süß“. Doch wer ist wirklich Trumps Papst-Favorit?

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Milliardär, Medienmogul, Präsident – und bald auch noch Papst? Für Donald Trump scheint kein Berg zu hoch, keine Schlucht zu tief und kein Irrsinn zu abwegig, um seiner Egomanie freien Lauf zu lassen.
Von Markus Brauer/dpa/KNA
Wen würde sich US-Präsident Donald Trump als Papst an der Spitze der katholischen Kirche sehen? Natürlich sich selbst! Da die United States of America dem 78-Jährigen inzwischen offenbar zu klein geworden sind, fühlt er sich zu Höherem berufen. Und da er die Vereinten Nationen wohl oder übel missachtet, bleibt nur noch eine Weltherrschaft – wenn auch nur eine geistliche: das Papstamt.
„Ich wäre gerne Papst. Das wäre meine erste Wahl“
Auf die Frage des US-Senders C-Spahn am 29. April, wen er sich als Nachfolger für Papst Franziskus favorisiere, antwortete Trump wie aus der Pistole geschossen: „Ich wäre gerne Papst. Das wäre meine erste Wahl.“
Und weiter erklärte Trump, er habe zwar keine Präferenzen, wer aus der Wahl hervorgehen solle, brachte aber dann doch noch einen möglichen Kandidaten ins Spiel. „Ich muss sagen, wir haben einen Kardinal, der zufälligerweise aus einem Ort namens New York kommt und sehr gut ist“, so der US-Präsident, der sich damit auf den New Yorker Erzbischof Timothy Dolan bezog.
Dolan und Trump verbindet schon seit Jahren eine enge Freundschaft. So hielt der Kardinal auch auf beiden Amtseinführungen von Trump ein Gebet.
Trump als Pope Donald I.
Noch einen drauf setzte der republikanische Politiker dann am 2. Mai. Sowohl auf seinem auf seinem Profil im Netzwerk Truth Social wie auch auf der offiziellen Webseite des Weißen Hauses postete er ein von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugtes Bild, das ihn als Papst in vollem pontifikalen Ornat mit zum Segen erhobener Hand zeigt.
HOLY SH*T Donald Trump stuns the world by posting a picture of himself as the next Pope Donald Trump would be one of the BEST Popes to ever live pic.twitter.com/qhRHBnkgl9 — MAGA Voice (@MAGAVoice) May 3, 2025
"It’s a joke!" sagt Trump
Jetzt hat Trump Kritik an dem umstrittenen Bild von sich in päpstlicher Kleidung zurückgewiesen. Es habe sich lediglich um einen Scherz gehandelt, sagte der Republikaner selber über das von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugte Bild, das am Freitag (2. Mai) auf seinem Profil im Netzwerk Truth Social veröffentlicht worden war.
Auch über das offizielle Konto des Weißen Hauses bei X wurde es geteilt – ein Umstand, auf den Trump nun angesprochen wurde.
The White House posted photos of donald trump as both the pope and a jedi. Apparently, they think he's Obi Wan Popenobi. pic.twitter.com/IUGhRFAhSG — Dave Matt (@davematt88) May 5, 2025
Die „Fake News“ verstünden einfach keinen Spaß, meinte Trump auf Nachfrage einer Reporterin im Weißen Haus. „Die Katholiken haben es geliebt“, fügte er hinzu.
Auf die Frage, ob das KI-Bild auf dem offiziellen Account des Weißen Hauses die Seriosität des Kanals beschädige, winkte Trump ab: „Machen Sie mal halblang. Jemand hat einen Scherz gemacht. Man muss doch auch mal ein wenig Spaß haben, oder?“
Bischof fordert Entschuldigung
Am Wochenende hatte der Bischof der Diözese Springfield im Bundesstaat Illinois, Thomas Paprocki, Trump vorgeworfen, mit dem Bild Gott, die katholische Kirche und das Papstamt zu verhöhnen, und ihn zur Entschuldigung aufgefordert. Auf dem Bild trägt der US-Präsident die typische weiße Soutane des katholischen Kirchenoberhaupts, dazu eine lange goldene Kette mit Kreuz sowie eine prächtig verzierte Mitra als Kopfbedeckung.
Trump behauptet nun, er habe nichts mit der Entstehung des Bildes zu tun gehabt. „Das war nicht ich. Ich habe keine Ahnung, woher es kam.“ Seine Ehefrau Melania habe das Bild sogar „süß“ gefunden, gibt Trump zu bedenken. Wäre er tatsächlich Papst, könne er allerdings nicht verheiratet sein: „Soweit ich weiß, haben Päpste es nicht so mit dem Heiraten“, erklärte Trump.
Wie geht es weiter in der White-House-Clowneske?
Der mit einem unerschütterlichen Ego ausgestattete Trump hofft, dass die 133 Kardinäle beim an diesem Mittwoch (7. Mai) beginnenden Konklave einen Nachfolger des verstorbenen Papst Franziskus’ wählen, der zu seiner „Make America great again“ (MAGA)-Agenda passt. Wer könnte das sein?
Nachdem er seinen Favoriten bereits genannt hat – den New Yorker Erzbischof Timothy Dolan – kommt nur noch ein zweiter Purpurträger in Frage. Dieser steht Trump ideologisch noch näher als Dolan: Raymond Leo Burke.
Raymond Burke wäre ein Papst nach Trumps Geschmack
Der emeritierte Erzbischof und Kurienkardinal Burke gilt als Erzkonservativer und war einer der Intimfeinde des verstorbenen Papstes Franziskus. Burke war einer von vier Kardinälen, die den Papst im Jahr 2016 mit einem offenen Brief herausgefordert hatten. In dem sogenannten „Dubia“-Schreiben ging es um die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen dürfen. Franziskus hatte dafür den Weg geebnet.
Die Kardinäle, darunter war auch der mittlerweile verstorbene deutsche Kardinal Joachim Meisner, forderten vom Papst eine klare Stellungnahme, was damit genau gemeint sei. Doch auch mit Homosexualität hat der 77-jährige Burke so seine Probleme: Im September 2028 nannte der ranghohe Kleriker diese eine hassenswerte Sünde.
„Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Menschen diese (homosexuelle Tendenz) erleben, aber die Kirche hat immer gelehrt, den Sündiger zu lieben, aber die Sünde zu hassen“, erklärte Burke damals.
Die beiden anderen, aus den USA stammenden Papabile stehen Trumps MAGA-Ideologie – gelinde gesagt – kritisch gegenüber. Würde einer von ihnen zum Papst gewählt, hätte Trump einen Grund mehr, auch den Vatikanstaat seinem Willen unterwerfen zu wollen – wie schon zuvor Grönland, Kanada und Panama.
Robert Francis Prevost
Der 69-jährige Robert Francis Prevost ist ein Mann der Weltkirche. Der Ordensmann arbeitete viele Jahre in Peru – zunächst als Missionar, später als Bischof. Er ist ein zugänglicher wie bescheidener Seelsorger mit internationaler Führungserfahrung. Lange leitete er den weltweit tätigen Augustinerorden.
Viele Mitglieder des Kardinalskollegiums kennen Prevost als Chef der vatikanischen Bischofsbehörde, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Als diplomatisch wie pragmatischer Mann der Mitte gilt er als geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenmännern.
Auf dem Papier macht ihn all das zu einem geeigneten Nachfolger von Franziskus, wäre da nicht sein US-amerikanischer Pass. Um politische Verwicklungen zu vermeiden, war bislang ein Papst aus dem mächtigsten Land der Erde tabu.
Joseph William Tobin
Den „Nachteil“, ein US-Amerikaner zu sein, bringt auch Joseph William Tobin (72) mit ins Konklave. Dem bodenständigen Erzbischof von Newark fehlt es zwar nicht an internationaler Führungserfahrung – wie Prevost leitete auch der Redemptorist Tobin seinen Orden über zwei Amtszeiten. Doch bekleidete der vielsprachige „Franziskus-Mann“, der sich besonders für Migranten engagiert, bislang kein Leitungsamt in der römischen Kurie.
Diplomat, Pragmatist, Freund von Migranten: Für Donald Trump wäre ein Papst mit diesen Eigenschaften wohl ein herber Rückschlag auf dem Weg, auch im Vatikan seine MAGA-Agenda durchzudrücken.