Bakterien überleben auch 60-Grad-Wäsche
Wie hygienisch sauber sind Waschmaschinen?
Normale Waschmaschinen entfernen trotz vermeintlich hygienischer Waschprogramme nicht alle Keime, wie eine Studie zeigt. Demnach überleben Bakterien oft selbst die 60-Grad-Wäsche und lagern sich in Kleidung und Maschine ab, darunter auch Krankheitserreger und antibiotikaresistente Keime.

© dpa/Soeren Stache
Wenn Waschmaschinen nicht richtig oder regelmäßig genug gereinigt werden, können sie sich zu wahren Keimschleudern entwickeln.
Von Markus Brauer
Bakterien tummeln sich überall, alle Menschen sind von ihnen besiedelt. Sie gehen in Trockenheit schnell zugrunde, in Feuchtigkeit gedeihen sie prächtig. Hohe Waschtemperaturen, Wäschetrockner und Bügeleisen gelten als Bakterien-Killer.
Frisch duftende Wäsche – und trotzdem voller Keine?
Und was ist mit Waschmaschinen? Die Wäsche duftet, kommt frisch und flauschig aus der Maschine und ist dennoch womöglich mit Keimen belastet. Denn wenn Waschmaschinen nicht richtig oder regelmäßig genug gereinigt werden, können sie sich zu wahren Keimschleudern entwickeln.
Britische Forscher haben mehr als 200 Bakterienarten in Waschmaschinen entdeckt, darunter auch Krankheitserreger. Diese Mikroben lagern sich auch in der frisch gewaschenen Kleidung ab und können für die Träger ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Empfindliche Personen aufgepasst!
„Für einen normal gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem besteht keine Gefahr durch resistente Erreger, selbst wenn er einen solchen Keim in seinen Schleimhäuten in sich tragen sollte“, sagt Ricarda Schmithausen, Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie. Ein potenzielles Risiko sieht die Expertin für empfindliche Personengruppen:
- abwehrgeschwächte Menschen
- Schwerkranke, die chronische Wunden haben oder mit Dauerkathetern leben
- Personen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen
- neugeborene Säuglinge.
Der Trend, aus Umweltschutz- und Energiespargründen kurz und bei niedrigen Temperaturen zu waschen, könne bei solchen gesundheitlich sensiblen Menschen kontraproduktiv sein, erklärt Ricarda Schmithausen.
Wie hygienisch sind Waschmaschinen?
Forscher um Caroline Cayrou von der De Montfort University im englischen Leicester sind in einer jetzt im Fachjournal „PLoS ONE“ veröffentlichten Studie ebenfalls der Frage nachgegangen, ob handelsübliche Waschmaschinen die gefährlichen Keime entfernen? Oder bleiben Bakterien in der Kleidung oder der Maschine zurück? Dafür wuschen sie Kleidung mit sechs verschiedenen Modellen von Haushaltswaschmaschinen. Die Stoffproben kontaminierten sie vorher absichtlich mit dem Darmkeim Enterococcus faecium, der verschiedene Infektionen hervorrufen kann.
Home washing machines often fail to eliminate #Antibiotic-resistantBacteria from health care uniforms, potentially contributing to the spread of #Hospital-acquired infections and antimicrobial resistance. @plos@PLOSONEhttps://t.co/bkZUMwBaEz — Medical Xpress (@medical_xpress) April 30, 2025
Keimverseucht auch nach der Wäsche
Für ihre Testwäschen nutzten die Forscher verschiedene Waschmittel sowie zwei Programme: einen Schnellwaschgang und ein normales Reinigungsprogramm, jeweils bei 60 Grad Celsius. Anschließend analysierten sie, ob sich noch Enterococcus-Keime in den Kleidungsstücken befanden.
Das Waschexperiment ergab, dass mit dem Standardprogramm bei zwei von sechs Waschmaschinen die Stoffproben nicht ausreichend desinfiziert aus der Wäsche kamen. In den Textilien fanden sich noch Enterococcus-Keime. Beim Schnellwaschgang waren es sogar drei von sechs Maschinen. Der Grund: Die angestrebte Temperatur von 60 Grad wurde in den Geräten nicht erreicht und/oder nicht lange genug gehalten, wie eine Kontrolle der Programme ergab.
Eine wichtige Rolle für die Hygiene spielen nicht nur die Waschmaschine und das Programm, sondern auch der Standort und die Waschmitteldosierung. „Die Wasserhärte kann die Wirksamkeit des Waschmittels beeinträchtigen“, schreiben die Forscher. Bei hartem Wasser kann daher mehr Waschmittel nötig sein, um die Keime abzutöten.
Biofilme in Waschmaschinen enthalten Krankheitskeime
In acht von zwölf Waschmaschinen hatten sich zudem Keime gesammelt. Demnach wachsen in der Waschmittelschublade und der Gummidichtung selbst nach 60-Grad-Wäschen noch oft Bakterien. Selbst wenn in der Trommel eine ausreichend hohe Temperatur erreicht wird, um diese und die Kleidung zu desinfizieren, gilt das offenbar nicht für alle Teile der Maschine.
Unter den gefundenen Mikroben waren auch Bakterien, die Krankheiten hervorrufen können – etwa Mycobakterien, Pseudomonas- oder Acinetobacter-Arten – und solche, die Antibiotikaresistenzgene tragen und daher nicht mit Antibiotika behandelt werden können, wie das Team feststellte.
Maschinenwäsche kann Resistenzen fördern
Einige der Bakterien, darunter Staphylococcus aureus und Klebsiella pneumoniae, hatten auch eine Resistenz gegen Waschmittel entwickelt. Das erhöhte wiederum ihre Resistenz gegen bestimmte Antibiotika oder brachte sogar neue Resistenzen hervor, wie weitere Tests ergaben.
Die Forscher schließen daraus, dass die Biofilme in Waschmaschinen eine Umgebung sind, die Antibiotikaresistenzen fördern. Demnach sind viele Haushaltswaschmaschinen nicht nur nicht geeignet, um Kleidung zu dekontaminieren, sondern sie tragen sogar aktiv zur Entstehung und Ausbreitung von Infektionen und Antibiotikaresistenzen bei, resümieren die Experten (mit dpa-Agenturmaterial).