Carolyn Bessette-Kennedy
Wie wurde sie 25 Jahre nach ihrem Tod zur Modeikone?
#CBK: Frauen, die in den 1990ern vielleicht noch nicht einmal geboren waren, lassen sich von ihren Looks inspirieren – was macht den Stil von Carolyn Bessette-Kennedy so beständig?

© IMAGO/Zuma Press/Newscom World
Rollkragenpullis, schmale Röcke und ganz viel Schwarz – der Stil von Carolyn Bessette-Kennedy ist vor allem eines: zeitlos.
Von Theresa Schäfer
JFK kennt jeder. RFK die meisten. Aber CBK? Das Hashtag #CBK findet sich auf TikTok, Instagram und X und steht für einen Namen: Carolyn Bessette-Kennedy. Die Ehefrau von John F. Kennedy junior ist heute für viele junge Frauen das ultimative Modevorbild – dabei ist sie seit über 25 Jahren tot.
JFK jr., der Sohn des legendären US-Präsidenten John F. Kennedy und seiner nicht minder populären Frau Jacqueline Kennedy, Carolyn und ihre Schwester Lauren waren alle in ihren Dreißigern, als ihr Privatflugzeug am 16. Juli 1999 vor der Küste der Prominenteninsel Martha’s Vineyard ins Meer stürzte. Die drei waren unterwegs zur Hochzeit einer Cousine. JFK jr. flog selbst – und verlor bei schlechter Sicht die Kontrolle über die Maschine. Der „Fluch der Kennedys“, einmal mehr hatte er den Clan heimgesucht, der wie kein anderer „American Royalty“ repräsentiert – königlich ohne Monarchie.
Mehr als ein Vierteljahrhundert ist das nun her. Aber in den sozialen Netzwerken ist die Stilikone Carolyn Bessette-Kennedy sehr lebendig. Ihre minimalistisch-klassischen Looks inspirieren Umstylings auf TikTok und Bilderstrecken auf Instagram. Das aktuelle Revival der 1990er-Mode holt ihre zurückgenommenen Edellooks zurück in den Fokus. „Quiet Luxury“ heißt das heute: weiße T-Shirts, Hemdblusen, schmale Röcke, perfekt sitzende Bootcut-Jeans, schwarze Rollis und ganz viele Varianten des „Kleinen Schwarzen“ – Bessette-Kennedy kultivierte die „Capsule Wardrobe“, als das noch niemand so nannte. Minimalismus im Kleiderschrank, wenige Stücke, größtenteils unaufgeregt und bestens miteinander kombinierbar. Die deutsche Influencerin Caro Daur nennt CBK als ihr Fashion-Vorbild.
Zusammen mit ihrem nicht minder attraktiven Ehemann John F. Kennedy jr. bildete die aristokratisch anmutende, kühle Blonde das „Golden Couple“ New Yorks. Die beiden mussten nicht immer ein Staatsdinner im Weißen Haus mit ihrer Anwesenheit beehren – allein wenn sie auf dem Weg zu einem Café durch Tribeca schlenderten oder ihren Hund Friday ausführten, hielten die Fotografen begeistert drauf. Diese fast 30 Jahre alten, auf eine lässige Art glamourösen Bilder aus einem New York, das noch nicht das Trauma des 11. September 2001 erlebt hat, lassen sich nicht ansehen, ohne dass ein Gefühl der Melancholie mitschwingt. Denn wir wissen, wie diese Liebesgeschichte ausgeht, dass den beiden ihr Happy End verwehrt bleibt.
Beige, Weiß, Grau oder Marine sind Farbe genug
„Mit ihren puristischen, coolen, aber gleichzeitig auch unangestrengt und nahbar wirkenden Looks wurde Carolyn Bessette-Kennedy schon damals zu einem meiner Modevorbilder“, sagt Stephanie Grupe, die die Mode-Website „Modeflüsterin“ betreibt.
Auch für Frauen, die in den 1990ern vielleicht noch nicht einmal geboren waren, ist der CBK-Style nun wieder ein Quell an Inspiration. Denn gleich mehrere Moderegeln lassen sich aus Carolyn Bessette-Kennedys Looks ableiten: Du brauchst nicht viel Teile – kaufe lieber wenig, aber hochwertig. Beige, Weiß, Grau oder Marine sind Farbe genug. Und Schwarz sieht immer edel aus – egal ob innen ein Schildchen von Ralph Lauren oder H&M eingenäht ist. „Sie hat sehr gut verstanden, was zu ihr passte“, sagt die Modejournalistin Sunita Kumar Nair, die den Bildband „CBK – A Life In Fashion“ veröffentlicht hat. „Ein weißes Hemd, eine gut sitzende Jeans, ein edler Mantel – das war die Grundlage, auf der sie ihren ganzen Look aufbaute.“ Bessette-Kennedy shoppte allerdings nicht da, wo die Durchschnittsamerikanerin einkaufen ging, sondern trug hochpreisige Designermode: Prada, Versace, Yohji Yamamoto, immer wieder Calvin Klein – und natürlich baumelte eine „Birkin Bag“ von Hermès an ihrem Unterarm.
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Man sieht es ihren Outfits an: Carolyn Bessette-Kennedy war vom Fach. Eigentlich hatte sie nach der katholischen Mädchenschule auf Grundschullehramt studiert, doch ein Job in einer Calvin-Klein-Boutique in Boston brachte sie in die Presseabteilung des Designers – und rasch wurde sie selbst zum besten Aushängeschild für den minimalistischen, puren Stil des New Yorker Modehauses. Mit ihren langen blonden Haaren, dem schmalen Gesicht und den eisblauen Augen sah sie ja selbst aus wie ein Model. Auf einem Event lernte sie den jungen Kennedy kennen, der mit mäßigem Erfolg das politische Hochglanzmagazin „George“ herausgab. Das Hochzeitskleid, in dem sie 1996 in einer kleinen Kapelle im ländlichen Georgia „Amerikas Prinzen“ JFK jr. heiratete, ein maximal simples „Slip Dress“ aus fließender Seide von Narciso Rodriquez, wurde bis heute x-fach kopiert.
In der kurzen Zeit, in der die Scheinwerfer der Öffentlichkeit auf sie gerichtet waren, wurde Carolyn Bessette-Kennedy für die 1990er, was ihre weltberühmte Schwiegermutter Jackie Kennedy für die 1960er Jahre war: eine Modeikone. Die in der Social-Media-Ära vielleicht einflussreicher ist als zu ihren Lebzeiten. Warum? Wahrscheinlich, weil ihr Stil „universell und zeitlos“ ist, meint die Modeexpertin Grupe. „Ihre Looks hatten Substanz.“ Im vergangenen Dezember versteigerte Sotheby’s in New York drei Teile, die einst Bessette-Kennedy gehörten: einen schwarzen Prada-Mantel, einen doppelreihigen Blazer von Yohji Yamamoto und einen Vintage-Mantel aus „Fake Fur“ mit Leopardenprint. Für zusammengenommen sagenhafte 177 600 US-Dollar wechselten die Stücke die Besitzer.
Das CBK-Fieber hat längst den popkulturellen Mainstream erreicht: Ryan Murphy, der Macher der „American Crime Story“-Serie, der bereits die aufwühlenden Geschichten von O.J. Simpson, Gianni Versace oder den Menendez-Brüdern verfilmte, wendet sich jetzt dem tragischen Schicksal der jungen Kennedys zu. Anfang kommenden Jahres soll der Serien-Ableger „American Love Story“ (mit Sarah Pidgeon und Paul Kelly in den Hauptrollen) im amerikanischen Pay-TV zu sehen sein.
Als jüngst erste Produktionsfotos veröffentlicht wurden, ging’s gleich hoch her. Viele CBK-Enthusiasten im Netz gerieten in Wallung und bemängelten lautstark die aus ihrer Sicht schlampige Arbeit der verantwortlichen Kostümabteilung: Wirklich niemals hätte Carolyn Bessette-Kennedy einen so fadenscheinigen, schlechtsitzenden Mantel getragen. „Wer auch immer diese CBK gestylt hat – er sollte gefeuert werden.“

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Das „Große Schwarze“: Carolyn Bessette-Kennedy trägt ein maximal schlichtes Abendkleid ihres Lieblingsdesigners Yohji Yamamoto zum Staatsdinner im Weißen Haus. Der Gipfel der Eleganz: Die über den Ellenbogen reichenden Handschuhe.

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Eine weiße Hemdbluse lässt sich zu so gut wie allem kombinieren – mit einem langen schwarzen Rock wird sie zur Abendgarderobe.

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Elegant in Creme und Bouclé: Carolyn Bessette-Kennedy (links) mit der Cousine ihres Mannes, Maria Shriver, die damals noch mit Arnold Schwarzenegger verheiratet war. Das maximal simple Abendkleid ist von Versace.

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„Little Black Dresses“ besaß Carolyn Bessette-Kennedy in Hülle und Fülle – mit ihnen ist man ruckzuck gut angezogen.

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CBK-Enthusiastinnen schwärmen vor allem für die vielen Mäntel, die sie trug – dieser Tomatenrote ist von Prada.