Neue Arbeitskräfte

Wieso Außenminister Wadephul in Indien um junge Leute wirbt

Sie wollen kommen und werden dringend gebraucht: junge Inder, die in Deutschland arbeiten wollen. Auf seiner Reise nach Indien hat Außenminister Wadephul einige von ihnen kennengelernt.

Außenminister Wadephul traf die indischen Deutschlernenden am Goethe-Institut in Bangalore.

© Soeren Stache/dpa

Außenminister Wadephul traf die indischen Deutschlernenden am Goethe-Institut in Bangalore.

Von Rebekka Wiese

Er begrüßt sie auf Norddeutsch. „Moin“, sagt Außenminister Johann Wadephul (CDU), als er in dieser Woche im Goethe-Institut in Bangalore in Indien steht. „Moin“ schallt es zurück. Offenbar haben die Inderinnen und Inder in diesem Raum schon gelernt, wie man sich in Teilen Deutschlands begrüßt. Sie nehmen an Sprachkursen am Goethe-Institut in Bangalore teil – mit dem klaren Ziel, in Deutschland zu studieren und zu arbeiten.

In dieser Woche war der deutsche Außenminister für zwei Tage in Indien. In Bangalore und Neu-Delhi besichtigte Wadephul deutsche Unternehmen und führte politische Gespräche. Und er besuchte das Goethe-Institut, um – auf Deutsch übrigens – mit jungen Inderinnen und Indern zu sprechen, die nach Deutschland kommen wollen. Es war Wadephuls erster öffentlicher Termin auf dieser Reise. Man kann daraus ablesen, wie sehr sich die Bundesregierung inzwischen um indische Fachkräfte und Studierende bemüht.

Mehr Menschen als Jobs in Indien

Indien hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Herkunftsland für Arbeits- und Bildungsmigration entwickelt. Von dort kommen Menschen, auf die man in Deutschland dringend angewiesen ist. Und während in Deutschland Arbeitskräfte fehlen, gibt es in Indien mehr Menschen als Jobs. Es ist das bevölkerungsreichste Land der Welt, ein Sechstel aller Menschen leben hier. Im Durchschnitt sind sie gerade mal gut 28 Jahre alt. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter bei mehr als 45 Jahren.

Vier Männer und drei Frauen sitzen mit ihm in einem Halbkreis auf einer Bühne. Die Stuhlreihen davor sind gut gefüllt. Mitglieder der Wirtschaftsdelegation, die mit Wadephul angereist ist, sind gekommen, Vertreter des Auswärtigen Amts sowie weitere Inderinnen und Inder, die hier Sprachkurse besuchen.

Student, Krankenpfleger, Physiotherapeutin

„Seit einem Jahr lerne ich Deutsch“, sagt einer der jungen Männer, die mit Wadephul im Halbkreis sitzen. Er wolle Ingenieurwesen studieren und habe nun die Zusage einer deutschen Universität. Auch andere auf der Bühne erzählen, dass sie zum Studieren nach Deutschland kommen wollen. Andere suchen schon Jobs. Eine Frau stellt sich als Physiotherapeutin vor, ein anderer Mann als Krankenpfleger.

Laut David Kipp von der Stiftung Wissenschaftler und Politik kämen inzwischen weniger Experten mit der Blauen Karte, also dem Aufenthaltstitel für hochqualifizierte Arbeitskräfte, dafür mehr Studierende, Auszubildende und beruflich Qualifizierte.

Die indischen Arbeitskräfte werden in Deutschland dringend gebraucht. „Deswegen würden wir uns freuen, wenn Sie sich entscheiden, in Deutschland zu arbeiten“, sagt Wadephul auch im Goethe-Institut. Und er will wissen, was Deutschland nun leisten könnte, damit sie wirklich kommen. Einer der Männer sagt, dass die Anerkennung seines Berufsabschlusses sehr lange dauere, vier bis fünf Monate seien es. Dabei ist Bangalore schon jetzt die Visastelle, die weltweit die meisten Visa für langfristige Aufenthalte in Deutschland ausstellt. Obwohl schon die vorherige Bundesregierung daran arbeitete, diese Prozesse zumindest in weiten Teilen zu digitalisieren, sind sie offenbar noch nicht effizient genug.

Wadephul fragt nach Sorgen

Der Mann, der schon eine Zusage einer Universität in Deutschland hat, erzählt, dass sein Studium in der kommenden Woche beginne. „Und ich habe kein Visum und ich warte“, sagte er. Zumindest sein Fall lässt sich einfach lösen. Vor der Bühne sitzen auch Vertreter des deutschen Generalkonsulats. Von dort ruft ihm jemand zu: „Ich gebe Ihnen nachher meine Karte!“

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Erstellt:
5. September 2025, 17:00 Uhr

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