Proteste des Vereins
Youtube löscht Präventionskanal der Deutschen Aidshilfe
Mit einem Youtube-Kanal hat die Deutsche Aidshilfe bisher über Aidsprävention informiert. Nun hat der US-Konzern die Seite wegen angeblicher Verstöße gegen die Richtlinien gelöscht.

© Christophe Gateau/dpa/Christophe Gateau
Die Deutsche Aidshilfe möchte auf ihrem Youtube-Kanal homosexuelle Männer über Aids informieren.
Von KNA
Die US-amerikanische Online-Plattform Youtube hat einen Präventionskanal der Deutschen Aidshilfe gelöscht. Das gab der Verein am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt. Bereits Anfang Juni sei der Kanal mit dem Titel „ICH WEISS WAS ICH TU“, der sich an schwule und bisexuelle Männer richtet und über Aidsprävention aufklärt, ohne Vorwarnung gelöscht worden. Nach Aussage der Aidshilfe habe Youtube den Schritt in einer E-Mail mit angeblichen Verstößen gegen die firmeneigenen Richtlinien zu „Sex und Nacktheit“ begründet.
Den Richtlinien zufolge sind Inhalte, die „der sexuellen Befriedigung dienen“, auf der Plattform nicht erlaubt. Demnach könne das Veröffentlichen pornografischer Videos dazu führen, dass die Inhalte entfernt oder der entsprechende Kanal gelöscht werden. Der Konzern führt in den Richtlinien zahlreiche Beispiele für Inhalte auf, die nicht den Regeln entsprechen, rät aber auch ganz allgemein zur Vorsicht: „Wenn du glaubst, dass Inhalte gegen diese Richtlinien verstoßen könnten, solltest du sie nicht posten.“
Kanal zur Aidsprävention
Vom Verbot ausgenommen sind aber Inhalte, die „hauptsächlich pädagogischen, dokumentarischen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Zwecken dienen“ und deren Verwendung nicht auf Befriedigung abziele. Der betroffene Kanal der Deutschen Aidshilfe sollte der Aidsprävention dienen: „Wo von Sexualität die Rede und nackte Haut zu sehen war, diente dies dem Zweck der Prävention - auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen“, so der Verein. Die Kampagne sei über das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit gefördert und mit diesem fachlich abgestimmt gewesen.
Die Löschung des Youtube-Kanals sei ein trauriger Höhepunkt einer sexualfeindlichen Politik großer Social-Media-Konzerne aus den USA. Was mit Sex zu tun habe, werde gnadenlos geblockt und gelöscht, so die Aidshilfe weiter. „Unter diesen Bedingungen ist es fast unmöglich, lebensnahe Prävention zu machen. In unserer Arbeit greifen wir die Realität unserer Zielgruppe auf, sprechen klar und deutlich über Sex, Schutzstrategien und Gesundheit und ermutigen zu einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität“, sagt Winfried Holz, Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
Es könne nicht sein, dass gesundheitliche Aufklärung in Deutschland von den moralischen Vorstellungen US-amerikanischer Konzerne abhängt, so Holz weiter: „Youtube schadet damit der Gesundheit vieler Menschen. Aufklärung über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen lebt davon, dass wir in der Öffentlichkeit offen und wertschätzend über Sexualität sprechen können.“
Wer die Internetadresse, unter der der Youtube-Kanal bislang zu finden war, aufruft, erhält nur eine Fehlermeldung, dass die Seite nicht verfügbar sei. Um zu erreichen, dass der Kanal wiederhergestellt wird, hat sich die Deutsche Aidshilfe in einem offenen Brief an die Verantwortlichen bei Google gewandt. Youtube gehört zum gleichen Konzern wie die Suchmaschine. Das Unternehmen hat sich auf Anfrage bislang nicht zur Löschung des Kanals geäußert.