Zwei große Sanierungsprojekte stehen an

Der Murrhardter Gemeinderat gibt mehrheitlich grünes Licht zum Start der Vorplanung für die Instandsetzung des Bahnhofsgebäudes, in dem künftig das Naturparkzentrum untergebracht werden soll. Der bisherige Standort soll als Ersatzrathaus dienen, da auch das Rathaus saniert wird.

Das Naturparkzentrum soll im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes einziehen. Die Räume im ersten Stock sind für die Naturparkgeschäftsstelle und das Team vorgesehen. Im Dachgeschoss befinden sich Wohnungen, was auch so bleiben soll. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Das Naturparkzentrum soll im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes einziehen. Die Räume im ersten Stock sind für die Naturparkgeschäftsstelle und das Team vorgesehen. Im Dachgeschoss befinden sich Wohnungen, was auch so bleiben soll. Fotos: Stefan Bossow

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Das Bahnhofsgebäude der Walterichstadt muss grundlegend saniert werden: Im Erdgeschoss wird künftig das Naturparkzentrum und im Obergeschoss werden die Büros der Geschäftsstelle Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald untergebracht. Das Dachgeschoss soll weiterhin als Wohnraum dienen. Die dazu erforderlichen Vorbereitungen brachte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf den Weg.

Bevor jedoch das Naturparkzentrum und die Geschäftsstelle aus dem aktuell genutzten Gebäude Marktplatz 8 ins Bahnhofsgebäude umziehen können, benötigt dieses neben der umfassenden Sanierung auch Umbauten, wofür die Stadtverwaltung eine 50-prozentige Förderung aus dem Landessanierungsprogramm erwartet, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner. Die Zeit drängt, denn während der Sanierung des historischen Rathauses soll das Gebäude Marktplatz 8 der Stadtverwaltung als Ersatzrathaus dienen.

Die Sanierung umfasst ein großes


Paket an verschiedensten Arbeiten

Das historische Bahnhofsgebäude wurde in massiver und Fachwerkbauweise errichtet und verfügt über einen Gewölbekeller, Erd-, Ober- und Dachgeschoss. Das Satteldach ist mit Tondachziegeln belegt und bildet etwa 30-Grad-Dachneigung aus. Die Arbeiten sind sehr vielseitig, da eine umfangreiche Grundsanierung erforderlich ist. Geplant sind Maurer-, Zimmerer-, Holzbau- und Klempnerarbeiten, Dachdeckung, Blitzschutz, Elektro- Heizungs-, Sanitär- und Lüftungsinstallationen, Naturstein-, Verglasungs- und Trockenbauarbeiten. Zudem ist eine denkmalschutzrechtliche Sanierung erforderlich mit Innenputz-, Estrich-, Treppen-, Metallbau-, Fliesen- und Platten-, Maler-, Schreiner- und Bodenbelagsarbeiten sowie Brandschutzmaßnahmen.

Aufgrund des großen Pakets soll die Sanierung in zwei Bauabschnitten 2024 und 2025 umgesetzt werden: Den ersten Abschnitt sollte man „möglichst rasch durchziehen“, damit ein Umzug des Naturparkzentrums bereits Ende 2024 möglich wäre. Ende 2022 begannen die Vorbereitungen: Das mit Sanierungen historischer Gebäude erfahrene Architekturbüro Schoch aus Mainhardt gab das wirtschaftlichste Angebot für Planung, Sanierung und Umbau des Bahnhofsgebäudes ab. Es schätzt die Gesamtkosten auf über 1,7 Millionen Euro.

Kritik übte Mario Brenner (CDU/FWV): In der Sitzungsvorlage fehlten die erwarteten monatlichen Mieteinnahmen des Landes fürs Naturparkzentrum. „Ohne diese Zusatzinformation tue ich mich schwer“, auch sei es „der falsche Weg“, zuerst eine hohe Summe allein für Planungen zu investieren ohne eine sichere Finanzierungsbasis, erklärte er.

„Wir brauchen Grundlagen, um die Kalkulation zu ermitteln.“ Das Land habe zugestimmt, die Finanzierung erfolge durch die Förderung aus dem Landessanierungsprogramm und den Mietvertrag mit dem Land müsse man wegen des Gebäudewechsels entsprechend gestalten, konterte der Rathauschef.

Wolfgang Hess widersprach Brenner: „Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen Planungsleistungen beauftragen, denn wir brauchen eine Grundlage dafür, was wie zu tun ist“, verdeutlichte der UL-Fraktionsvorsitzende. Stadtbauamtsleiter Falk Gfrörer gab zu bedenken, dass die Stadtverwaltung eine halbe Million Euro einspare, die für ein Rathausprovisorium in der Stadthalle erforderlich wären.

Edgar Schäf vertraute auf die Zusage des Landes, das Bahnhofsgebäude anzumieten, daher könne die SPD-Fraktion die Vergabe der Planungsleistungen mittragen. Dadurch bekomme man im Gebäude Marktplatz 8 Räume, die für das Team der Stadtverwaltung nutzbar sind, betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Auf Nachfrage von Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) bestätigte der Bürgermeister, dass die Stadtverwaltung Büroräume einrichten wird, wo sich zurzeit noch die Naturparkausstellung befindet, doch die Infotheke soll bestehen bleiben.

Ausdrücklich lobte Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) das Projekt und die „gut durchdachte Planung“. Das Land werde 50 Prozent der Sanierungskosten übernehmen und Miete bezahlen, das sei „ein riesiger Batzen, der da kommt“, versicherte Nentwich, zugleich Landtagsabgeordneter der Grünen.

Statt einer kompletten Beauftragung


erfolgt nur eine Vorplanung

Schließlich stimmte die Mehrheit des Gemeinderats bei einer Gegenstimme dem Vorschlag des Rathauschefs zu, das Architekturbüro Schoch im ersten Schritt lediglich mit der Vorplanung zu beauftragen. Laut Sitzungsvorlage war eine Beauftragung für die Leistungsphasen eins bis acht vorgesehen, also bereits Planung, Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten. Durch den veränderten Auftrag reduziert sich die Vergabesumme deutlich von über 200500 Euro auf schätzungsweise bis zu 60000 Euro. Nach Auskunft des Bürgermeisters ist der entsprechend angepasste Vertrag in Arbeit.

Noch erinnert der ehemalige Warteraum mit Verkaufsschalter an vergangene Bahnzeiten. Als neue Heimat des Naturparkzentrums müssen die Räume saniert und umgebaut werden.

© Stefan Bossow

Noch erinnert der ehemalige Warteraum mit Verkaufsschalter an vergangene Bahnzeiten. Als neue Heimat des Naturparkzentrums müssen die Räume saniert und umgebaut werden.

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Erstellt:
5. April 2024, 06:00 Uhr

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