Tarifabschluss an Tageszeitungen
Zweistellige Zuwächse für die Zeitungsredakteure
Der Zeitungsverlegerverband und die beiden Journalistengewerkschaften einigen sich auf deutliche Gehaltssteigerungen für die Redakteure.

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Die Zeitungen können wieder ungehindert von Streiks gefüllt werden – es gibt einen Tarifabschluss.
Von Matthias Schiermeyer
Eine der längsten und kontroversesten Tarifrunden seit Jahrzehnten an den Tageszeitungen ist beendet: Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und die Gewerkschaften DJV sowie Verdi (DJU) haben sich bis zum Samstagmorgen in Hamburg auf einen Tarifabschluss verständigt.
Der Kompromiss sieht Gehaltssteigerungen in mehreren Stufen bis 2027 vor – mit einer durchschnittlichen Erhöhung um zehneinhalb Prozent. „Nach Jahren der Reallohnverluste war es höchste Zeit für eine spürbare Korrektur”, sagte Verdi-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Prozentual besonders starke Zuwächse zwischen 11,5 und 16 Prozent seien für Berufseinsteiger sowie Volontäre erreicht worden. „Nach langen und nicht einfachen Gesprächen bedeutet dieser Abschluss Bewegung auf beiden Seiten“, sagte BDZV-Verhandlungsführer Georg Wallraf. Damit sendeten die Verlage ein klares Zeichen der Wertschätzung für die Redaktionen. „Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist dieser Tarifabschluss Ausdruck unserer gemeinsamen Verantwortung für einen starken Journalismus.“
„Wir brauchen starke und engagierte Redaktionen“
Der BDZV betont die weiterhin attraktiven tariflichen Rahmenbedingungen im Zeitungsjournalismus. Dazu zählen 13,5 Monatsgehälter und eine tariflich garantierte Altersversorgung, die zum großen Teil von den Arbeitgebern getragen wird.
„Unsere Branche steht in einem tiefgreifenden Umbruch – und wir brauchen dafür starke, engagierte Redaktionen“, so Wallraf. „Der Abschluss zeigt, dass unter schwierigen Bedingungen ein fairer Interessenausgleich möglich ist – er ist ein Bekenntnis zur Zukunft des Qualitätsjournalismus.“
An einer besonderen Stelle hat sich der BDZV durchgesetzt
Konkret vereinbart wurde ein monatlicher Festbetrag von 100 Euro für alle Tarifgruppen rückwirkend zum 1. März 2025, sodann weitere 90 Euro an fixer monatlicher Erhöhung zum 1. Mai 2025. Weitere drei Prozent lineare Erhöhung soll es zum 1. Februar 2026 und noch einmal 110 Euro Festbetrag zum 1. Februar 2027 geben. Die Laufzeit beträgt vom 1. Januar 2025 bis 31. Dezember 2027 immerhin 36 Monate.
Die Erhöhungen werden prozentual auf die Tarifhonorare für arbeitnehmerähnliche Freie in Tageszeitungen übertragen. Für Redakteure, die von 2026 an neu eingestellt werden, wird beim Urlaubsgeld – analog zum Weihnachtsgeld – das Tarifgehalt als Berechnungsgrundlage berücksichtigt – dies war eine der dringenden Forderungen des BDZV, um jetzt zum Ergebnis zu kommen. Weitere von der Arbeitgeberseite verlangte strukturelle Änderungen seien abgewehrt worden, betonen Verdi und der Deutsche Journalisten-Verband. Berufsjahre außerhalb von Tageszeitungsredaktionen würden unverändert anerkannt – auch dies ein Streitpunkt im Vorfeld.
Arbeitskampf in Dutzenden Redaktionen
Der Tarifeinigung waren nach Gewerkschaftsangaben bundesweit in 36 Verlagen und Redaktionen Streiks vorausgegangen, die zuletzt bis zu sechs Tage am Stück angedauert haben – gerade der Süden der Republik war tangiert. Von Fintel und DJV-Verhandlungsführer Christian Wienzeck unterstrichen den großen Beitrag der Beschäftigten zum Verhandlungserfolg. „Es waren bis zum Schluss harte Verhandlungen“, hieß es.
Die Tarifparteien haben eine Erklärungsfrist bis zum 1. August verabredet – von einer Zustimmung auf beiden Seiten ist auszugehen. Zudem wurden weitere Gespräche zur Aktualisierung der Urheberrechtsklausel und zum Einsatz von KI vereinbart.