"Konsumorientiert und irrational"
Beten statt Gruseln: Katholische Exorzisten warnen vor Halloween
Allerheiligen statt Halloween: Die katholischen „Befreier vom Bösen“ fordern mehr Aufmerksamkeit für das kirchliche Hochfest. Zugleich warnen die Exorzisten vor einem allzu sorglosen Umgang mit Halloween – und vor Satanisten.
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Die Associazione Internazionale Esorcisti (AIE) – der Weltverband der katholischen Exorzisten – hat vor Halloween gewarnt und es als konsumorientiertes und irrationales Fest gebrandmarkt.
Von Markus Brauer/KNA
Was wäre diese Welt nur ohne die Kirchen. Genauer gesagt: die katholische Kirche. Und noch genauer: ihre Exorzisten. Ohne deren apotropäische Handlungen – also Riten, um Dämonen auszutreiben und satanisches Unheil abzuwenden – wäre die Menschheit ganz schön böse dran.
Und das buchstäblich: Denn das Böse – das viele Namen hat: Teufel, Satan, Diabolos, Verwirrer, Faktenverdreher, Verleumder – ist allgegenwärtig und omnipräsent.
Halloween – kein harmloses globales Massenfest
Die Associazione Internazionale Esorcisti (AIE) – der Weltverband der katholischen Exorzisten – hat nun eindringlich vor Halloween gewarnt und es als konsumorientiertes und irrationales Fest gebrandmarkt. Halloween sei keineswegs ein weltlicher Feiertag, ein harmloses globales Massenfest, heißt es in einer Erklärung des Vizepräsidenten Francesco Bamonte am Dienstag (28. Oktober).
In Wirklichkeit handle es sich um die Wiederbelebung eines heidnischen religiösen Festes, bei dem magische Rituale mit Tier- und sogar Menschenopfern durchgeführt worden seien. Auch für die Anhänger des Teufels, die Satanisten, sei diese Nacht das wichtigste Fest ihrer „unheiligen Feierlichkeiten“, mahnt Bamonte.
Halloween rientra in un progetto: indurre l'opinione pubblica a familiarizzare con mentalità occulte e magiche, estranee e ostili alla fede e alla cultura cristiana. Vogliono che venga meno la visione cristiana della vita e si torni a quella pagana. ~ Francesco Bamonte pic.twitter.com/cFyRlzCHfw — Parole Cristiane (@parolecristiane) October 19, 2025
Frommes Video gegen Grusel-Sucht
Um ihr Anliegen auch den heutigen Digital Natives schmackhaft zu machen, haben die Exorzisten-Profis ein Video erstellt, das auf YouTube verbreitet wird. Auf der Homepage der Associazione Internazionale Esorcisti heißt es dazu mahnend im Begleitext:
„Mit diesem Video bietet die Internationale Vereinigung der Exorzisten ein wirksames und durchdachtes Handbuch, das die okkulte Realität hinter einem Massenphänomen entlarvt. Jedes Jahr befeuert die Konsum-Maschinerie weltweit ein globales Ritual, an dem vor allem Jugendliche und Kinder beteiligt sind. Doch hinter Spiel und Spaß verbirgt sich eine dunkle Agenda neuheidnischen und satanistischen Ursprungs, die darauf abzielt, neue Generationen in die Welt der Finsternis einzuführen und zu initiieren. Das Video ist ein pädagogisches und seelsorgerisches Instrument, das unsere Vereinigung den Medien zur dringend notwendigen Sensibilisierung anbietet.“
Halloween und die Lieblingsmonster
Jeder trägt sein Halloween-Lieblingsmonster in sich. Der eine hat noch die Bilder des ersten „Dracula“-Films mit Christopher Lee aus dem Jahr 1958 im Kopf, den er als Kind vor lauter Schrecken mit der Hand vor den Augen sah.
Ein anderer erinnert sich mit Schaudern an die Erzählungen von Knecht Ruprecht, vom Ghul, Golem und anderen Kinderschreckfiguren.
Ein Dritter denkt an die Untoten aus George A. Romeros Zombie-Filmen, wie sie über die Leinwand bluttriefend wankten.
Geschnitzte Kürsbisse und Horror-Clowns
Was wäre das Leben ohne die unzähligen Sagen und Mythen, die einen das Gruseln lehren. Eine dieser fantastischen Geschichten ist die von Jack O’Lantern. Das populäre Brauchtum rund um den ausgehöhlten Kürbis stammt aus Irland. Auswanderer brachten es im 19. Jahrhundert in die USA.
Unzählige Legenden ranken sich um jene Kreaturen, die des Nachts und mit Vorliebe bei Vollmond umherstreifen und Menschen nachstellen. Die meisten dieser Fabelwesen entstammen uralten Volksglauben. Manche wurden in neuerer Zeit zum ersten Mal gesichtet. Ein moderner Halloween-Trend: Horror-Clowns (noch so ein Brauch aus den USA), die in düsteren Nächten Angst und Schrecken verbreiten.
Ob man an die Existenz von Monstern, Geistern und Gespenstern glaubt, ist jedem selbst überlassen. Einen wohligen Schauer können die Erzählungen aber allemal hervorrufen.
Beten statt Gruseln
Den Exorzisten sind sowohl die paganischen - also heidnischen - Wurzeln als auch das postmoderne Halloween ein Dorn im Auge. Halloween verherrliche das Hässliche und zelebriere das Grauenhafte und Dunkle, indem es den Kleinsten und Jugendlichen das Schreckliche einflöße und sie dann Alpträumen und nächtlichen Ängsten aussetze, heißt es in dem Schreiben der katholischen „Befreier vom Bösen“ weiter.
Die Exorzisten äußern die brennende Sorge, dass sich diese „kommerzielle Maschinerie“ in den Gesellschaften und Kulturen, einschließlich Afrika, durchsetze – ohne Rücksicht auf lokale Traditionen und religiöse Empfindlichkeiten zu nehmen.
Warnung vor Verbindung zu finsteren Realitäten
Besorgt zeigten sich die Exorzisten auch über das Feiern von Halloween in Schulen. Halloween auf gesellschaftlicher Ebene mit gefährlicher Oberflächlichkeit zu feiern, anstatt die Werte der Gewaltlosigkeit, des Friedens, der Schönheit und der Harmonie zu fördern, sei ein Zeichen für eine schwerwiegende Verdunkelung des Gewissens.
Die Vereinigung hält katholische Christen dazu an, stattdessen wieder ein verstärktes Augenmerk auf das Hochfest Allerheiligen zu legen. Ausdrücklich loben sie Angebote, die auf die christliche Sensibilisierung für die Feier dieses Festes ausgerichtet seien.
„So wie das Licht eine schöne Alternative zur Dunkelheit ist, bringen diese Initiativen den neuen Generationen die strahlenden Gesichter der Heiligen statt der schrecklichen Halloween-Masken näher“, schreibt der Exorzisten-Verband.
Allerheiligen statt Gruselmasken
An Allerheiligen (1. November) besuchen viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen. Halloween wird in der Nacht zuvor (31. Oktober) begangen und von vielen auf das rund 2000 Jahre alte keltische Fest Samhain zum Übergang von der Erntezeit zum Winter zurückgeführt.
Der Legende nach steht dann das Tor zur „anderen Welt“ offen – die Grenze zwischen Leben und Tod. Aus den USA kommt der Brauch, dass Kinder verkleidet von Haus zu Haus ziehen und mit dem Spruch „trick or treat“ Schabernack androhen, falls sie keine Süßigkeiten bekommen.
Vom Vatikan anerkannter Exorzisten-Verband
Die Internationale Vereinigung der Exorzisten gibt es seit 1994. Im Jahr 2014 erkannte der Vatikan den Zusammenschluss offiziell an. Eigenen Angaben zufolge zählt der Verband rund 900 aktive Exorzisten und 130 Hilfsexorzisten.
Gründer der Associazione Internazionale Esorcisti (AIE) war der im Jahr 2016 verstorbene Priester Gabriele Amorth. Dessen Leben lieferte die Vorlage für den Horrorfilm „Der Exorzist des Papstes“ (2023).
„Konsultation von Psychiatern“
Nach katholischer Lehre können Menschen vom Teufel und Dämonen besessen sein und mittels vorgeschriebener Rituale durch Geistliche, die zu Exorzisten speziell ausgebildet und kirchlich ernannt wurden, davon befreit werden.
Vor einem Exorzismus ist unter anderem die „Konsultation von Psychiatern“ vorgeschrieben. Katholische Exorzisten unterscheiden zwischen Besessenheit, religiöser Hysterie und diversen psychischen Erkrankungen.
Aberglaube und Exorzimus
Die AIE verurteilt Aberglaube und Praktiken wie das „Diagnostizieren“ von dämonischen Einflüssen anhand von Fotos oder Kleidungsstücken sowie den Missbrauch geweihter Gegenstände wie Wasser oder Öl. Solche Methoden seien „nicht nur theologisch falsch, sondern fördern eine magische Denkweise“.
Exorzismus sei kein Akt des Schreckens, wie oft in Filmen dargestellt, sondern des Glaubens und der Freude, weshalb ein von manchen Exorzisten praktizierter Fokus ausschließlich auf den Teufel falsch sei, heißt es weiter. Exorzisten sollten sich am Beispiel des barmherzigen Samariters orientieren und den Leidenden mit Hoffnung und Demut begegnen.
