Damit der Antrag nicht zur Hürde wird

Der Kreisdiakonieverband startet ein neues Angebot in Murrhardt. Menschen, die vor der Aufgabe stehen, öffentliche finanzielle Leistungen zu beantragen, haben zweimal im Monat die Möglichkeit, sich Unterstützung beim Ausfüllen der Formulare zu holen.

Am Anfang möglicher finanzieller Hilfe stehen oft mehrseitige Anträge, deren sorgfältige Beantwortung nicht einfach ist. Wer Hilfe braucht, kann sich nun an zwei Terminen im Monat in Murrhardt Unterstützung holen. Fotos: Adobe Stock/Mangostar (1)/A. Becher (1)/privat (1)

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Am Anfang möglicher finanzieller Hilfe stehen oft mehrseitige Anträge, deren sorgfältige Beantwortung nicht einfach ist. Wer Hilfe braucht, kann sich nun an zwei Terminen im Monat in Murrhardt Unterstützung holen. Fotos: Adobe Stock/Mangostar (1)/A. Becher (1)/privat (1)

Von Christine Schick

MURRHARDT. Der Kreisdiakonieverband Rems-Murr war in Murrhardt bisher über Sprechstunden präsent, die von der Paar-, Familien-, Lebens- und Sozialberatung angeboten worden sind. Vom Team her hat das vor allem Sozialarbeiter Andreas Schwarzkopf übernommen, wobei sein Schwerpunkt auf dem Bereich Existenzsicherung und Sozialberatung liegt. Da die offenen Sprechstunden weniger genutzt wurden und die tiefer gehende, intensive Beratung in der Regel in Backnang stattfand, möchte der Verband nun mit einem neuen, niederschwelligen Angebot starten – und zwar am heutigen Mittwoch, 4. November, 10 bis 12 Uhr.

Es geht darum, dass Menschen, die sich damit auseinandersetzen müssen, finanzielle Hilfeleistungen zu beantragen, unterstützt werden sollen. Es kann sich beispielsweise um den Antrag zu Hartz IV, Wohngeld oder einer Grundsicherung im Alter handeln. Aber auch bei Formularen im Zusammenhang mit ganz anderen Alltagsfragen wie Kindergarten oder Schule wird unterstützt, beispielsweise wenn die Betroffenen sich im Behördendeutsch noch nicht so sicher fühlen, weil sie eine andere Muttersprache haben.

Für Menschen mit knappem Budget kann es schwer sein, die Fahrtkosten nach Backnang zu stemmen.

Andreas Schwarzkopf bietet diese Begleitung des Kreisdiakonieverbands auch bereits in den Anlaufstellen in Backnang, Schorndorf und Waiblingen an. „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, das auch in Murrhardt machen zu können“, sagt er. Zum einen ist das Team für das gesamte Kreisgebiet zuständig, zum anderen haben gerade Menschen, für die finanzielle Hilfen ein Thema sind, eben nicht so selbstverständlich das nötige Kleingeld, um von Murrhardt nach Backnang zu fahren, erläutert er die Hintergründe. Um die Unterstützung zusätzlich stemmen zu können, hat der Verband jemanden gesucht, der beim Ausfüllen des Antrags ehrenamtlich helfen kann, aber vom Team entsprechend unterstützt wird. Die Idee: Ehrenamtlich werden die ersten Schritte und formalen Dinge begleitet, wenn es aber eine tiefer gehende Beratung braucht, stehen die Mitarbeiter bereit, erläutert Barbara Monauni, Leiterin der Paar-, Familien-, Lebens- und Sozialberatung an den Standorten Backnang, Schorndorf und Waiblingen.

Also hat sich das Team auf die Suche nach jemandem gemacht, der sich ehrenamtlich engagieren möchte, und ist fündig geworden. Die Murrhardterin Helga Übelmesser-Larsen hat sich auf den Aufruf gemeldet. Als ehemalige Oberamtsrätin bringt sie viel Erfahrung aus dem gehobenen Verwaltungsdienst, sprich auch behördlichen Kontext, mit. „Ich bin mittlerweile ein Jahr im Ruhestand und dachte, es wäre schön, mein Wissen aus dem Bereich doch auch noch nutzen zu können“, sagt die 69-Jährige. Klar ist auf jeden Fall: „Vor Formularen habe ich keine Angst“, und so stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie diese dem einen oder anderen auch nehmen kann. Das Wichtigste sei letztlich, diesen ersten Schritt zu tun und sich mit dem Ausfüllen der Unterlagen ganz konkret zu befassen, sind sich Andreas Schwarzkopf und Helga Übelmesser-Larsen einig. Den Einstieg im November macht Andreas Schwarzkopf, später kommt Helga Übelmesser-Larsen dazu, um sich in ihre neuen Unterstützungsaufgaben einzufuchsen und dann zu übernehmen. „Das Angebot ist für alle offen. Wir haben es auch ohne Anmeldung geplant, um die Hürden bewusst niedrig zu halten“, sagt der Sozialarbeiter. Insofern sei nicht 100-prozentig kalkulierbar, ob es auch mal eine Wartephase gibt, der Vorteil sei aber, dass man sich eben nicht telefonisch schon vorab einen Termin reservieren muss.

Die Frage war natürlich auch, wo solch ein Angebot in der Walterichstadt am besten verortet sein könnte, um die Betroffenen gut zu erreichen, und so kam der Tafelladen in Murrhardt in den Blick. Barbara Monauni suchte das Gespräch mit Berthold Müller, Vorsitzender der Tafel Murrhardt. „Für uns war das keine Frage, dass wir das unterstützen“, sagt er. Der Standort des Ladens biete sich an, weil sich damit auch Synergien ergäben. Manche der Kunden hätten die Möglichkeit, besagte Ausfüllhilfe in Anspruch zu nehmen, andere, die das Geschäft noch nicht kennen, würden so auf es aufmerksam, erläutert Müller.

Verabredet haben die Verantwortlichen von Kreisdiakonieverband und Tafel aber auch, dass beides besuchstechnisch klar voneinander abgekoppelt ist – über die Coronaregeln hinaus muss ja auf den Datenschutz geachtet werden und die Begleitung in einem in dieser Hinsicht geschützten Rahmen stattfinden können. Mit den Öffnungstagen des Geschäfts am Montag und Donnerstag bot sich somit der Mittwoch an.

Inwiefern sind Anträge auf existenzsichernde Hilfen nun auch mit der Coronalage ein Thema, das noch präsenter als bisher wird? Andreas Schwarzkopf nimmt einerseits wahr, dass die Soforthilfeprogramme der Regierung schon auch greifen, andererseits würden beispielsweise Kurzarbeit und Lohneinbußen die Spielräume für so manchen auch enger werden lassen. Wenn dann etwas außer der Reihe passiere wie die Notwendigkeit, eine Autoreparatur zu bezahlen, könne es durchaus schwierig werden. Auf die jeweilige Situation noch mal genauer einzugehen, bietet er als Berater ganz explizit an.

Andreas Schwarzkopf

© Pressefotografie Alexander Beche

Andreas Schwarzkopf

Helga Übelmesser-Larsen

Helga Übelmesser-Larsen

Existenzsichernde Beratung

Ausfüllhilfe: Der Kreisdiakonieverband Rems-Murr bietet ab heute, Mittwoch, 4. November, 10 bis 12 Uhr im Tafelladen Murrhardt, Werrenstraße 3, Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen zu öffentlichen finanziellen Leistungen wie Grundsicherung oder Wohngeld an. Auch andere Formulare können gemeinsam durchgegangen werden. Das Angebot läuft außerhalb des Tafelladenbetriebs ab sofort jeden ersten und jeden dritten Mittwoch im Monat.

Kontakt: Angegliedert ist das Angebot an die Paar-, Familien-, Lebens- und Sozialberatung des Kreisdiakonieverbands am Standort in Backnang. Weitere Informationen erhalten Interessierte über Telefon 07191/9589-0. Ansprechpartner in Bezug auf existenzsichernde Beratung ist Sozialarbeiter Andreas Schwarzkopf, der auch per E-Mail erreichbar ist unter der Adresse a.schwarzkopf@kdv-rmk.de.

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Erstellt:
4. November 2020, 06:00 Uhr

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