Dem Brauer steht das Wasser bis zum Hals

Seit 2017 betreibt Thomas Szasz in Murrhardt seine Craftbeer-Brauerei „Hey Joe“. In der Pandemie sind ihm wichtige Einnahmequellen weggefallen, nun kommen zudem noch größere Ausgaben auf ihn zu.

Mit seiner Handwerksbrauerei hat sich Thomas Szasz in Murrhardt einen Traum erfüllt. Er wolle unbedingt weitermachen und auch in Zukunft noch neue Biersorten kreieren, sagt er. Dafür braucht er allerdings mehr finanzielle Mittel. Fotos: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Mit seiner Handwerksbrauerei hat sich Thomas Szasz in Murrhardt einen Traum erfüllt. Er wolle unbedingt weitermachen und auch in Zukunft noch neue Biersorten kreieren, sagt er. Dafür braucht er allerdings mehr finanzielle Mittel. Fotos: Jörg Fiedler

Von Lorena Greppo

MURRHARDT. Eigentlich ging es richtig bergauf, erzählt Thomas Szasz. Seine Craftbeer-Brauerei „Hey Joe“, die er 2017 in Murrhardt gegründet hat, lief gut: „Wir sind stetig gewachsen“. Seinen Hauptberuf habe er sogar schon reduziert, damit er seinem Nebenerwerb mehr Zeit einräumen kann. Angefangen hat er mit einer 150-Liter-Anlage, inzwischen sei er bei 500 Litern. Und wie bei so vielen anderen heißt es auch bei ihm: Doch dann kam Corona. Die Messen und Festivals, auf denen Szasz seine Produkte normalerweise präsentiert hat, sind größtenteils abgesagt worden. Die Kneipen, die seine Biere anbieten, haben geschlossen. „Nahezu alle Einnahmequellen sind in 2020 versiegt und für uns besteht kein Anspruch auf die staatlichen Hilfspakete“, erklärt Szasz. An sich ist das schon genug, um dem jungen Unternehmen zuzusetzen. Doch obendrauf kommt ein weiteres Problem: Auf den Maschinenbau-Ingenieur kommen zusätzliche Kosten zu. Als ein befreundeter Bierbrauer in Murrhardt mit einstieg und dort eine Zweigniederlassung eröffnete, fiel auf, dass eine baurechtliche Änderung notwendig war. Die Halle, in der Szasz seine Brauerei errichtet hat, wird noch als Werkshalle geführt.

„Ich rechne damit, dass ich da einiges an Geld reinstecken muss.“

„Eine Brauerei hat andere Anforderungen als eine Werks- oder Lagerhalle“, erklärt Rainer Köhler, der stellvertretende Leiter des Murrhardter Baurechtsamts. Vor allem, dass mit Lebensmitteln hantiert wird, bedingt andere Vorgaben. Zu dem Bauantrag auf Nutzungsänderung müssten dann die Träger öffentlicher Belange angehört werden, führt Köhler aus. Dabei gehe es um Arbeitsschutz, Emissionsschutz und die Lebensmittelkontrolle. Innerhalb von vier Wochen sei eine Rückmeldung zu erwarten, die darin genannten Auflagen würden dann in die Genehmigung übernommen. Konkret heißt das: Vor Inbetriebnahme müssen diese erfüllt werden. So ein Bauantrag ist nicht einfach so gemacht, weswegen Thomas Szasz einen Architekten beauftragt hat. Wie es nach der Antragstellung weitergeht, wisse er nicht. „Ich rechne damit, dass ich da einiges an Geld reinstecken muss.“ Dass ihn diese Belastung mitten in der Krise trifft, sei fatal: „Wir sind dabei zu überlegen, ob wir weitermachen können“, erklärt der Handwerksbierbrauer.

Der Murrhardter Stadtverwaltung will er dabei keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil, er erfahre von dort viel Unterstützung, sagt Szasz. „Es war auch keine böse Absicht von mir, dass ich den Antrag nicht gleich zu Anfang gestellt habe.“ Es sei ihm schlicht nicht bewusst gewesen, dass dies nötig ist. Schließlich war die Halle zuvor schon gewerblich genutzt worden. Wie geht es also weiter? So einfach aufgeben will Thomas Szasz nicht. Hopfen und Malz sind noch lange nicht verloren. Über die Crowdfunding-Plattform Startnext hat er auf seine missliche Lage aufmerksam gemacht und hofft auf finanzielle Unterstützung. „Wir wollen weiterhin bestehen und euch mit traditionellen, wie innovativen Bieren versorgen!“, heißt es dort. Wer ihm helfen will, kann dies entweder in Form einer Spende tun oder auch aus seinem Biersortiment bestellen. Sollte sich alles zum Guten wenden, will Thomas Szasz seine Produkte im Brauereiverkauf vertreiben. Die Kooperation mit Getränkeläden oder Gastronomiebetrieben gestalte sich schwierig, erklärt er. „Außerdem können wir bessere Preise anbieten, wenn der Verkauf nicht über einen Zwischenhändler geht.“ So es wieder möglich ist, wolle er in Murrhardt erneut ein Brauereifest veranstalten, wie er es schon 2019 gemacht hat. Zwar sei die Craftbeer-Szene auf dem Land nicht so stark vertreten, der Kleinbrauer will sich dennoch auf den Markt in Murrhardt und Umgebung konzentrieren. Die experimentellen Biersorten wie das fruchtige Mango India Pale Ale oder das malzig-röstige Scotch Ale finden auch hier ihre Fans, ist er sich sicher. „Wir probieren auch weiterhin neue Sachen aus“, verspricht Thomas Szasz.

Das Sortiment von „Hey Joe“ verändert sich ständig – je nachdem, was der Brauer ausprobiert hat.

© Jörg Fiedler

Das Sortiment von „Hey Joe“ verändert sich ständig – je nachdem, was der Brauer ausprobiert hat.

Start in der heimischen Garage

Mit dem Bierbrauen angefangen hat Thomas Szasz während des Studiums. Er besorgte sich ein Bierkit für Einsteiger, mit dem er seinen ersten eigenen Produktionsversuch in den Semesterferien startete. Die Sache ließ ihn nicht mehr los, weshalb er in der heimischen Garage in Sulzbach an der Murr weiter experimentierte.

Als sich 2016 für ihn die Möglichkeit ergab, von einem befreundeten Brauer eine 150-Liter-Anlage zu kaufen, wagte Szasz den Schritt. Allerdings musste eine räumliche Alternative zur Garage her, weshalb er die Halle am Rande von Murrhardt mietete.

Seitdem braut Thomas Szasz regelmäßig Sorten wie California Pale Ipa, Amber Lager oder Natur Helles. Zudem probiert er immer wieder Neues aus und bietet saisonale Biersorten und Spezialitäten an.

Weitere Infos: www.heyjoebrewing.com

Wer sich an Thomas Szaszs Crowdfunding-Aktion beteiligen möchte, findet Infos dazu auf www.startnext.com/hey-joe-murrhardter-handwerksb.

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Erstellt:
7. Januar 2021, 06:00 Uhr

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