Die Stadt macht jetzt selbst Karriere

Bei einer bundesweiten Studie sorgt Stuttgart mit Platz acht für eine ziemlich große Überraschung.

Glanz auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Auch die Stadt Stuttgart schneidet glänzend ab – zumindest, wenn es um die Karriere-Webseiten geht.

© Lichtgut/Ferdinando Iannone

Glanz auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Auch die Stadt Stuttgart schneidet glänzend ab – zumindest, wenn es um die Karriere-Webseiten geht.

Von Daniel Gräfe

Stuttgart - Gesucht, geklickt, beworben: Karriere-Webseiten von Unternehmen und Behörden helfen, Fachkräfte zu gewinnen. Die Stadt Stuttgart, die derzeit knapp 2000 unbesetzte Stellen zählt, hat hier offenbar gute Voraussetzungen geschaffen. In der aktuellen Studie „Karriere-Websites 2025“ des Studiengangs Media Management der Hochschule RheinMain belegt sie den achten Platz unter 155 Arbeitgebern.

Zum 14. Mal seit 2000 hat die Hochschule die Karriere-Webseiten von mehr als 150 „bedeutenden Arbeitgebern in Deutschland“ analysiert und bewertet – darunter Konzerne, mittelständische Unternehmen und öffentliche Arbeitgeber. 166 Kriterien spielten eine Rolle, vor allem in den Bereichen Zugang, Information, Kandidatenerfahrung, Funktionalität und Interaktion. Stuttgart war hier die größte Überraschung der Studie: Die Stadt, die vor zwei Jahren noch auf Rang 96 landete, machte mit Platz acht den größten Sprung aller untersuchter Karriere-Webseiten.

Sehr gute Werte gab es beim Zugang zur Webseite und bei der Information und Kandidatenerfahrung – nur bei der Funktionalität schnitt man mittelmäßig ab, wie im Übrigen die meisten der Webseiten. Das Ergebnis macht den Ersten Bürgermeister Fabian Mayer stolz – er schreibt: „Der starke Aufstieg unserer Karriereseite zeigt, dass wir bei der Personalgewinnung dort ansetzen, wo es heute für Bewerberinnen und Bewerber zählt: transparent, digital und nahbar.“ Die Stadt wolle vermitteln, wie vielfältig die Arbeit sei und welche Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden. „Die gute Platzierung bestätigt unseren Weg.“

Die Spitzenplätze bei der Fachkräfte-Anwerbung erreichten laut Studie die Webseiten des Einzelhändlers Aldi Süd, des größten deutschen Online-Händlers Otto sowie des Chemieunternehmens BASF. Mit Kaufland (Platz 4) und Lidl (Platz 6) sind aus Baden-Württemberg auch zwei Tochterunternehmen der Schwarz Gruppe aus Neckarsulm mit vorne dabei. Die Stadt München landete mit Platz zehn knapp hinter Stuttgart.

Im Stuttgarter Rathaus wiederum verweist man auf den Erfolg der neuen Personalstrategie – neumodisch „workStugether 2030“ genannt. Mit von der Partie seien „rund um die Uhr“ ein Chatbot, viele Filter für die Stellensuche sowie Mitarbeitende, die in Videos Einblicke in ihre Aufgaben und Entwicklungschancen geben, wie es heißt.

Die Studienmacher selbst beeindruckt das wahrscheinlich nicht wesentlich. Sie betonen, dass sich in den vergangenen sechs Jahren bei der Qualität der untersuchten Karriere-Webseiten im Schnitt „nur sehr wenig getan“ habe. Der „Erfüllungsgrad“ der Anforderungen einer zeitgemäßen Karriere-Webseite verharre „relativ konstant auf einem wenig befriedigenden Niveau“, kritisiert Studienautor Professor Thorsten Petry. „Den letzten wirklichen Qualitätssprung gab es von 2017 bis 2019.“

Studienautor Sebastian Meurer hebt hervor, dass „auch vom aktuellen KI-Hype auf den allermeisten Karriere-Websites nichts zu spüren“ sei. Im Untersuchungsbereich „Digital Recruiting“, bei dem es um neuartige digitale Technologien und mit künstlicher Intelligenz (KI) versehenen Funktionsangebote auf den Karriere-Webseiten gehe, liege „der mittlere Erfüllungsgrad wie bereits 2023 bei gerade einmal fünf Prozent“.

Zum Artikel

Erstellt:
9. Dezember 2025, 22:12 Uhr
Aktualisiert:
9. Dezember 2025, 23:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen