Die Stunde der digitalen Medien

Von Christine Schick

MURRHARDT. Das heißt, dass der Lese- beziehungsweise Hör- und Sehhunger der Nutzer auch nach der Schließung der Stadtbücherei Murrhardt gestillt werden kann – zumindest, wenn sie über einen Computer, ein Laptop, Tablet oder Smartphone verfügen. Leiterin Jutta Brasch geht davon aus, dass die Onleihe in nächster Zeit von vielen Kunden genutzt wird – Tendenz steigend. Sie berichtet, dass der Verbund der kreisweiten Büchereien auf die neue Situation bereits reagiert hat. Die Server, über die die E-Bibliothek läuft, waren scheinbar dermaßen beansprucht, dass bei der betreuenden Firma um eine Erweiterung der Kapazitäten gebeten wurde. Ebenfalls will man bei den Medien nachlegen – es greifen ja Nutzer aller hauptamtlich geführten Büchereien im Kreis zu – und nach der Beobachtung von Jutta Brasch sind schon einige Neuanschaffungen in der Datenbank zu verzeichnen.

„Jeder, der bei uns einen Ausweis, also auch den Jahresbeitrag von 20 Euro bezahlt hat, kann die Onleihe nutzen“, erklärt sie (Ausnahme: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei). Allerdings merken einige Kunden der Bücherei nun, dass der Zugang nicht funktioniert. Der mögliche Hintergrund: Die Jahresgebühr ist dieser Tage fällig geworden und der Ausweis abgelaufen. Gäbe es nicht die aktuellen Beschränkungen wegen der Coronapandemie, hieße es für den Nutzer, einfach in die Oetingerstraße 1 zu gehen und die Gebühr zu bezahlen.

Da das bis auf Weiteres nicht möglich ist, hat das Team sich für eine Übergangsregelung entschieden: Wenn sich die Nutzer telefonisch melden, kann der Zugang wieder freigeschaltet werden. „Wir machen einen entsprechenden Vermerk im Konto“, sagt Jutta Brasch. Da die Jahresgebühr bisher einfach über Barzahlung lief, gebe es im Moment auch keinen alternativen Weg. Das funktioniere, weil bei den regelmäßigen und treuen Kunden die entsprechende Vertrauensbasis da sei. Die Nutzer mit Jahresausweis haben dann oder sowieso die Möglichkeit, auf die Medien der Onleihe zuzugreifen, sie auszuleihen oder vorzumerken. Wer noch nicht mit der E-Bibliothek und seinen Schätzen vertraut ist, muss sich natürlich orientieren, aber die Homepage – www.onleihe.de/rems-murr – bietet auch viel Unterstützung, unter anderem einen Katalog an Antworten zu häufig gestellten Fragen inklusive typischer Probleme oder Fehlermeldungen sowie eine Reihe von Anleitungsvideos zu einzelnen Schritten.

Vielleicht ein paar analoge Stichworte dazu: Die Onleihe verfügt zurzeit über 10895 E-Books, 3605 Hörbücher, 46 elektronische Zeitschriften, eine Wochen- und eine Tageszeitung, 1537 elektronische Lernmedien sowie 121 Videos – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Je nach Gerät, über das die verschiedenen Medien ausgeliehen werden, bieten sich auch unterschiedliche Nutzungsprogramme an. Wer einen Computer zur Verfügung hat, kann vieles über den Browser machen. Gunda Altherr vom Team der Stadtbücherei empfiehlt für Smartphone-Nutzer die Online-App. Mit der kostenlosen Software, die man sich aufs Handy herunterladen kann, lassen sich ihrer Erfahrung nach Hörbücher besonders komfortabel direkt aufs Gerät downloaden. „Auch die Suche funktioniert sehr gut“, sagt sie. Wer sich die Medien herunterlädt, hat auch den Vorteil, beim späteren Verfolgen des Hörbuchs nicht mit dem Netz verbunden sein zu müssen. „Das ist beispielsweise für Schüler und Nutzer gut, die kein so großes Datenvolumen haben und in dieser Hinsicht auf einen sparsamen Gebrauch achten müssen.“ Wer sich Zeitungen oder Zeitschriften ausleihen und anschauen möchte, tut sich auf dem Smartphone natürlich etwas schwerer. Etwas besser, weil einfach größer, ist da ein Tablet. Für diejenigen, die sich den Hinweis eines Artikels – beispielsweise ein Rezept oder eine Reiseempfehlung – gerne sichern möchten, hat Gunda Altherr einen klasse Tipp: „Viele Zeitschriften erlauben es, wenn man sich einen Screenshot macht.“ Laut Hilfefunktion besteht für den internen Reader der Onleihe-App eine weitere Cross-over-Funktion: Texte können – je nachdem, wie diese geliefert und strukturiert sind – von den integrierten Werkzeugen der Betriebssysteme vorgelesen werden (Barrierefreiheit). Nutzen lassen sich bis zu acht Endgeräte. Bei den E-Readern, mit denen man E-Books lesen kann, gibt es eine Ausnahme – Kindle ist nicht mit im Portfolio.

Wie in der analogen Stadtbücherei kann es dem Nutzer passieren, dass das E-Book oder der Film, den er sich holen wollte, bereits ausgeliehen ist. Dann heißt es, sich den Titel vorzumerken. In diesem Sinne ist es natürlich rücksichtsvoll, wenn man ein Medium nach Ende der Lektüre zurückgibt, damit es wieder für andere verfügbar ist. „Bei Hörbüchern ist das noch nicht möglich“, erklärt Jutta Brasch. Insofern diskutieren die Verantwortlichen gerade, ob man aufgrund der stärkeren aktuellen Nachfrage die Leihzeiten etwas verkürzen sollte. Beschlossen sei aber noch nichts.