Ehrenamtliche Hilfe beim Mundschutz

Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement hat Freiwillige an der Hand, die Stoffmasken nähen – Materialspenden gesucht

Seit gestern ist der Mundschutz beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr Pflicht. Aller Voraussicht nach wird uns das Thema Corona noch eine ganze Weile begleiten genauso wie die Pflicht zu Schutzmaßnahmen im Alltag. Um dabei diejenigen zu unterstützen, die finanziell nicht so gut gestellt sind, hat die Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement Murrhardt ehrenamtliche Helfer gefunden, die auch in nächster Zeit noch wiederverwendbare, nicht medizinische Mundschutzmasken nähen können.

Der Afghane Abdullah Alizadeh gehört auch zu den Freiwilligen, die Mundschutzmasken nähen. Mittlerweile ist das Material der Helfer allerdings erschöpft. Fotos: privat

Der Afghane Abdullah Alizadeh gehört auch zu den Freiwilligen, die Mundschutzmasken nähen. Mittlerweile ist das Material der Helfer allerdings erschöpft. Fotos: privat

Von Christine Schick

MURRHARDT. Bereits vor rund drei Wochen war das Thema bei Birgit Wolf, Leiterin der Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement, angekommen. Sie erinnert sich an Anfragen von verschiedenen Seiten zu einer möglichen Initiative oder Helfern, um Mundschutzmasken aus Stoff herzustellen. Ganz konkret hatte sich beispielsweise jemand erkundigt, ob es möglich sei, Bewohner des Alten- und Pflegeheims Eulenhöfle in Murrhardt mit Stoffmasken zu versorgen. Als Christian Müller vom Projekt „Gemeinsam Lust auf Leben“ sich dann per Rundmail an das bestehende Netz Ehrenamtlicher wandte, bekam er prompt Antwort. Ähnlich wie bei der Nachfrage rund um Einkaufshilfen hatten sich einige Freiwillige zurückgemeldet, die auch bei der Maskenherstellung unterstützen wollen.

Zu ihnen gehört beispielsweise Birgit Kollak, auch wenn ihr Kontakt noch mal anders verlief. Der Vorteil: Für sie war Mundschutz schon im beruflichen Umfeld Thema. Die Murrhardterin arbeitet in der Facharztpraxis von Bernd Ebner als Arzthelferin. Bereits vor dem Beschluss durch das Land wurde dort für die Patienten das Tragen von Mund- und Nasenschutz eingeführt. Das ließ sich aber nur umsetzen, wenn das Team auch Masken zur Verfügung stellen konnte. „Ich hab dann einige genäht“, erzählt Birgit Kollak. Da ihr Sohn Lewin zurzeit seinen Bundesfreiwilligendienst in der Volkshochschule Murrhardt, wo die Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement ihren Sitz hat, absolviert, dauerte es nicht lange, bis das Team auch auf ihre Hilfe zählen konnte. „Mittlerweile komm ich schon auf rund 450 Masken“, sagt sie. Das Eulenhöfle hat sie mit 100 Stück ausstatten können, auch für weitere Anfragen der Koordinationsstelle steht sie bereit. Für den Schnitt hat sie sich Anregungen beim Klinikum Essen geholt, das früh auf das Thema gesetzt habe – inklusive einer Näh- und Pflegeanleitung für Behelfs-Mund-Nasen-Schutz.

Auf die Anfrage zurückgemeldet hatte sich zudem Jochen Schneider vom Verein Kubus, der sich unter anderem in der Unterstützung von Flüchtlingen engagiert. Wie bereits bei der Initiative rund um Einkaufshilfe für Bedürftige in der Coronakrise, die bisher in Murrhardt nicht allzu stark nachgefragt wird, wollen sechs junge Geflüchtete gerne unterstützen, wenn es darum geht, Mundschutz zu nähen. Zu diesen Freiwilligen gehört außerdem Abdullah Alizadeh aus Afghanistan, der gut mit der Nähmaschine umgehen kann. Der 65-jährige Familienvater hat bereits 20 Stoffmasken für die Initiative hergestellt.

„Im Moment ist aber das Material das Problem“, sagt Jochen Schneider. Anfangs konnte noch auf Stoffreste und Garn aus der Schneiderwerkstatt der Volkshochschule zurückgegriffen werden (ehemaliges Projekt für Flüchtlinge), aber mittlerweile ist alles verarbeitet und keine Reserve mehr vorhanden. Wie auch bei anderen Produzenten ist zudem Gummiband Mangelware und schwer zu bekommen. „Ich hab gehört, dass manche mit Haargummis improvisiert haben“, erzählt Schneider.

Schnell und unbürokratisch geholfen werden konnte und kann mit Nähmaschinen. Auf Anfrage von Bürgermeister Armin Mößner hat Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule, es ermöglicht, einzelne Exemplare für die Herstellung auszuleihen. Ob dies über eine erste Maschine hinaus erfolgt, hängt nun auch von der Spende einzelner Materialien wie Stoff, Garn und Gummi ab. Die weiteren 20 Masken gingen mittlerweile an geflüchtete Familien, die über die ehrenamtlichen Helfer angefragt hatten. Jochen Schneider denkt, dass der Bedarf dieser Tage für Menschen mit geringerem finanziellem Budget sicher auch noch da sei. Was die sachgerechte Benutzung der Stoffmasken anbelangt, so habe der Verein via Facebook oder WhatsApp auch entsprechende Hinweise gegeben.

Birgit Kollak aus Murrhardt hat schon einige Hundert Stoffmasken hergestellt. Sie unterstützt die Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement.

Birgit Kollak aus Murrhardt hat schon einige Hundert Stoffmasken hergestellt. Sie unterstützt die Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement.

Info

Wer die Initiative der Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement zur ehrenamtlichen Herstellung von Stoffmasken mit einer Materialspende unterstützen möchte, kann Birgit Wolf unter Telefon 07192/935816 kontaktieren. Gut zu verwenden sind Stoffe, aus denen beispielsweise Bettlaken oder Tischdecken hergestellt sind und die bis zu 95 Grad gewaschen werden können. Auch über Nähgarn und Gummiband freuen sich die Mitglieder des Nähteams. Eine Übergabe oder bei Bedarf auch Abholung kann über die Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement vereinbart werden.

Wer umgekehrt Stoffmasken benötigt, hat genauso die Möglichkeit, sich bei Birgit Wolf zu melden. Auch in diesem Fall kann ein Übergabetermin abgesprochen werden – sobald wieder Masken hergestellt werden können.

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Erstellt:
28. April 2020, 06:00 Uhr

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