Ehrenbürger mit wichtiger Aufgabe

Der langjährige Bürgermeister und Sénateur der französischen Partnerstadt Château-Gontier sowie Murrhardter Ehrenbürger Jean Arthuis ist in Frankreich in eine Kommission zur Überprüfung der Finanzen berufen worden.

Jean Arthuis. Archivfoto: E. Klaper

Jean Arthuis. Archivfoto: E. Klaper

Von Lorena Greppo

MURRHARDT. „Frankreich muss seine Schulden zurückzahlen“ lautet der Titel eines Artikels in der französische Zeitung „La Croix“. Es handelt sich hierbei um ein Zitat des Politikers Jean Arthuis, der bezüglich seiner neuen Aufgabe interviewt wurde. Wie Bürgermeister außer Dienst Ulrich Burr unsere Zeitung informierte, bringt Arthuis seine Expertise in Sachen Finanzen nun auch in der Krise ein. „Er ist Vorsitzender einer Kommission, die sich der öffentlichen Finanzen in Frankreich annimmt“, erklärt Bürgermeister Armin Mößner und fügt an: „Als ehemaliger französischer Finanzminister ist er dafür prädestiniert.“

In Murrhardt ist Jean Arthuis kein Unbekannter: Er war nicht nur 30 Jahre lang Bürgermeister der französischen Partnerstadt Château-Gontier, sondern ist seit 20 Jahren auch einer von neun Murrhardter Ehrenbürgern. Er habe „die Städtepartnerschaft aktiv begleitet und den europäischen Gedanken umgesetzt“, ist auf der Website der Stadt Murrhardt zu lesen. Die Zuerkennung dieser höchsten Auszeichnung, die eine deutsche Stadt vergeben kann, sei äußeres Zeichen der öffentlichen Wertschätzung und Anerkennung für jenen europäischen Freund der Murrhardter Bevölkerung.

1983 wurde Arthuis Senator der Mayenne, 1986 Staatssekretär im Arbeitsministerium und 1987 im Wirtschafts- und Finanzministerium. Zwischen 1995 und 1997 war er unter Jacques Chirac Wirtschafts- und Finanzminister. Von 2014 bis 2019 war Arthuis als Abgeordneter im Europäischen Parlament aktiv und übernahm dort die Rolle des Vorsitzenden des Haushaltsausschusses.

Das Gremium soll Vorschläge zum Schuldenmanagement erarbeiten.

Diese langjährige Erfahrung in verantwortlicher Position im Finanzsektor bewog wohl auch Olivier Dussopt, Staatssekretär beim Minister für den Haushalt, dazu, Arthuis nun zum Vorsitzenden jener neuen Kommission einzusetzen. „Es ist freilich für Jean Arthuis eine große Anerkennung seiner Arbeit als Finanzminister“, schätzt Michéle Hartmann, ehemalige Stadträtin und treibende Kraft der Partnerschaft zwischen Murrhardt und Château-Gontier, die Lage ein. Umso gewichtiger ist dies einzuschätzen, da Dussopt dem sozialistischen Lager angehört, Arthuis hingegen Zentrumspolitiker ist. Die Kommission umfasse 20 Personen, darunter Fachleute in Sachen Finanzen wie auch eine ehemalige Sozialministerin sowie die ehemalige Präsidentin des Arbeitgeberverbands Medef. „Der Kommission gehört auch Beatrice Weder di Mauro an, die auch deutsche Bundeskanzler beraten hat und berät“, fügt Mößner an.

Was aber genau wird die Aufgabe der Kommission sein? „Bis Ende Februar sollen Szenarien erarbeitet werden, wie sich die öffentlichen Finanzen mittelfristig in Frankreich entwickeln, und es sollen Vorschläge zum Schuldenmanagement erarbeitet werden infolge der Coronakrise“, erklärt der Murrhardter Bürgermeister. Mit den dadurch gewonnenen Ergebnissen berät die Kommission folglich den Präsidenten und die Regierung. Es gehe allerdings nicht ausschließlich um die Verschuldung im Zuge der Coronapandemie, führt Hartmann aus. Es gehe darum, alle Faktoren zu prüfen, die zu dieser enormen Verschuldung beigetragen haben, und einen Weg zu finden, die Schulden zu tilgen. Auch das finanzielle Management in normalen Zeiten werde dabei unter die Lupe genommen. Um alle Ressorts dazu zu bewegen, ihre Schulden abzubauen oder zu reduzieren, seien pädagogische Tugenden gefragt, betonte Arthuis im Interview mit „La Croix“.

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Erstellt:
15. Januar 2021, 06:00 Uhr

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