Ein Baustein für mehr Sicherheit

Seit Jahren bemüht sich die Stadt Murrhardt um Zuschüsse, damit sie ein Regenüberlaufbecken in der Weststadt sanieren und ein Vorflutsicherungspumpwerk installieren kann. Nun sind die Gelder bewilligt und Gerd Rebmann rief das Vorhaben in Erinnerung.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Pläne für den Umbau des Regenüberlaufbeckens (RÜB) 24 in der Wiesenstraße inklusive Installation eines Vorflutsicherungspumpwerks hat Gerd Rebmann vom Murrhardter Ingenieurbüro Riker und Rebmann bereits vor fünf Jahren vorgestellt. Doch erst 2020 wurden die nötigen Zuschüsse von 1,29 Millionen Euro bewilligt, was Bürgermeister Armin Mößner auch am Einsatz der Abgeordneten festmacht. Die Kosten für das Gesamtpaket belaufen sich auf 2,86 Millionen Euro. „Sie sind im Vergleich zu 2015 gestiegen, wir sollten das aber umsetzen“, sagte Mößner.

Gerd Rebmann machte deutlich, dass die Maßnahme einerseits vor dem Hintergrund des Umweltschutzes, der Verbesserung der Wasserqualität und des Abwassermanagements zu sehen ist, andererseits ein Baustein für mehr Sicherheit bei Hochwasser sein soll. Aktuell leitet das zugehörige Trennbauwerk zwar Wasser, das über eine Schwelle fließt, weiter an das RÜB und von dort aus in die Kläranlage. „Aber wenn es Hochwasser an der Murr gibt, funktioniert das System nicht mehr und das ganze Gebiet säuft ab“, sagte Rebmann. Nach rund 30 Jahren sind einzelne Elemente baulich nicht mehr intakt, zudem hat die Analyse von Riker und Rebmann ergeben, dass in der Steuerung Handlungsbedarf besteht.

Ohne Rückstausicherung gelangt bei Hochwasser Flusswasser ins Kanalsystem, und nach älteren Berechnungen können die Entlastungsanlagen an der Murr nur bis zu einem fünfjährlichen Hochwasser sicher entwässern. Nach neueren Analysen, bei denen Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrückhaltebecken berücksichtigt sind, liegt die Schwelle des RÜB 24 bei einem zehnjährlichen Hochwasser unter dem Flusswasserspiegel. Die Konsequenz: Bei einem Starkregenereignis während eines Murrhochwassers und gefülltem Rückhaltebecken muss das überschüssige Niederschlagswasser aus dem Kanalnetz gepumpt werden, sprich es bedarf eines Hochwasserpumpwerks.

Wenn alles nach Plan läuft,
sollen die Bauarbeiten
im Herbst beginnen.

Gerd Rebmann ging auch auf die Einzelmaßnahmen ein, die mit dem Projekt verbunden sind. Zu ihnen gehören der Einbau von Messschächten und Schiebern, um den Abfluss steuern zu können, ein Siebrechen (für größere Mitbringsel im Wasser), eine Deckenerhöhung des RÜB und eine Hochwassermauer entlang der Murr sowie ein Vorflutsicherungspumpwerk mit zwei Pumpen und einer weiteren als Reserve inklusive Notstromaggregat.

Nach letzten Abstimmungen mit der Stadtverwaltung soll Ende August die Ausschreibung erfolgen, sodass Anfang November mit dem Bau begonnen werden kann, wenn alles nach Plan läuft. Die Baustelle erstreckt sich über mehrere Stationen und rund 150 Meter – an der Wiesenstraße, einem Spielplatz sowie entlang der Murr. Anlieger seien aber so gut wie keine betroffen, so Rebmann.

Im Anschluss ging er auf Fragen und Anmerkungen aus dem Gemeinderat ein. Wolfgang Hess (UL) erkundigte sich danach, ob die geplanten Maßnahmen nicht nur bei Hochwasser greifen würden, sondern auch wenn in der Weststadt bei Starkregen das Wasser sehr schnell aus den Schächten nach oben drückt. Dazu sei eine Hypothese, dass sich der jüngere Siedlungsbau auf den etwas erhöhten Lagen und das nach unten fließende Abwasser zusätzlich belastend in solch einer Situation auf die Unterlieger auswirken würde. Generell sei er froh, dass die Sache nun nach so langer Zeit angepackt werden könne.

„Die Maßnahmen werden die Situation verbessern, aber nicht völlig bereinigen“, sagte Gerd Rebmann. Für genauere Aussagen sei eine Berechnung der Kanalauslastung Voraussetzung, empfehlenswert sei zudem eine Simulation, die aktuelle Eckdaten mit einbezieht. In Bezug auf das höher gelegene Wohngebiet sei eine hydraulische Berechnung nötig. Klar sei aber auch, dass die Topografie in der Weststadt wenig Gefälle für das Wasser biete, das Gebiet nahe an der Murr liege und hohes Grundwasser führe.

Edgar Schäf (SPD) wertete das Vorhaben als wichtigen Baustein für die Werrensiedlung, weil das Regenüberlaufbecken im Moment seine Funktion nicht erfüllen könne. Die Maßnahme sei das größte aktuelle Projekt und auch das Land habe die Notwendigkeit begriffen.

Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) ordnete die Maßnahmen als innerörtlichen Hochwasserschutz ein und erkundigte sich, welchen räumlichen Umfang sie bedeuteten. Rebmann zählte dazu die Wiesenstraße abwärts, am Hörschbachkindergarten vorbei – mit den jeweiligen Querstraßen. Allerdings verschwieg er auch nicht, dass dies nicht die schlussendliche Lösung sei und weitere Bausteine nötig seien. Er hält es für wichtig, dass die Kanalisation in dem Bereich in ihrer Funktion und in Konsequenz auch die Gewässerqualität verbessert wird. Ein Starkregen wie beispielsweise in Braunsbach zeige, wie drastisch solch ein Ereignis sein könne. Auch die Entwässerungsanlagen in den Häusern seien ein weiterer Aspekt. Im Fall der Fälle heißt es für die Mitarbeiter des Stadtbauamts, das Arbeiten der dann installierten Anlage zu beobachten (Frage Martin Stierand, MDAL/Die Grünen).

Andreas Winkle (CDU/FWV) wies darauf hin, in wie vielen Haushaltsreden er bereits das Vorhaben thematisiert habe. Zwar sei die Bausumme groß, aber abzuwägen mit den Schäden im Hochwasserfall, die für die Unterlieger in die Millionen gehen könnten. Auch eine Simulation der Gesamtsituation hält er für sinnvoll. Auf seine Frage, ob die Erhöhung des Damms als vorgezogene innerörtliche Maßnahme möglich sei, erläuterte Rebmann, dass man sich in dem Punkt noch mit dem Landratsamt abstimmen müsse. Der Beschluss erfolgte einstimmig.

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Erstellt:
6. August 2020, 06:00 Uhr

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