Ein Fest für Blasorchester und Euphonium

Stadtkapelle Murrhardt präsentiert an der Seite des Solisten Hans-Reiner Schmidt Opernmelodien, Jugend ein Waldfee-Mini-Musical

Die Nachwuchsformationen Hitkids und Jugendstadtkapelle haben sich an ein kleines Musical gewagt. Unterstützung bekamen sie von Waldfee Leonie Treml (Mitte) sowie Jugendleiter Kevin Perri (rechts) und musikalischem Leiter Tobias Haussig (Mitte), die es zusammenstellten und es mit den Kindern und Jugendlichen umsetzten. Foto: E. Klaper

© Elisabeth Klaper

Die Nachwuchsformationen Hitkids und Jugendstadtkapelle haben sich an ein kleines Musical gewagt. Unterstützung bekamen sie von Waldfee Leonie Treml (Mitte) sowie Jugendleiter Kevin Perri (rechts) und musikalischem Leiter Tobias Haussig (Mitte), die es zusammenstellten und es mit den Kindern und Jugendlichen umsetzten. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT.Einen Abend voller wunderschöner, vielfältiger Klangfarben und hochkarätiger Ohrenschmeichler bescherten die jugendlichen und erwachsenen Akteure des Musikvereins Stadtkapelle Murrhardt und ihre musikalischen Gäste einer großen Zuhörerschar beim Herbstkonzert in der Murrhardter Festhalle.

Großen Eindruck machten die Nachwuchsformationen Hitkids und Jugendstadtkapelle sowie die Kinder der musikalischen Frühausbildung mit Bianca Klotz. Voller Musizier- und Spielfreude präsentierten sie mit Verve das märchenhafte und fantasievolle Mini-Musical „Die Abenteuerfee“. Jugendleiter Kevin Perri und musikalischer Leiter Tobias Haussig kreierten und leiteten es gemeinsam. Die Hauptrolle meisterte die schwäbische Waldfee Leonie Treml souverän, die einige Jahre als Querflötistin in der Stadtkapelle aktiv war und sich am Abend wieder musikalisch einreihte. Auf der als Wald gestalteten Bühne, ausgestattet mit Dekoelementen, die Kinder beim Ferienprogramm der Stadtkapelle bastelten, erlebte das Publikum einen spannenden Tag mit der Waldfee. Als sie eine Tour mit Waldtieren unternimmt, die einige Hitkids und Frühausbildungskinder darstellten, schleicht sich plötzlich eine böse Hexe an, begleitet von unheimlichen Klängen und Geräuschen, und nimmt sie gefangen. Doch mit vereinten Kräften gelingt es den tierischen Weggefährten, die Waldfee wieder zu befreien. Musikalisch untermalten Hitkids und Jugendstadtkapelle die kurzen Bühnenszenen mit einem bunten Melodienreigen aus teils sehr schwierig zu spielenden, doch präzise und feinsinnig gestalteten exotischen Harmonien und Rhythmen. Dies unterstrich, wie weit sich beide Ensembles entwickelt haben. Große Hörgenüsse waren das von indianischen Gesängen inspirierte Werk „Arrows of Lightning“ (Lichtpfeile) von Marco Pütz und der afrikanische Song „Siyahamba“ von Luigi di Ghisallo mit bezaubernd schönem Sopransolo von Rabea Vockeroth.

Umjubelter Höhepunkt des Herbstkonzerts war die „Carmen-Fantasie für Euphonium und Blasorchester“ mit den bekanntesten Melodien der Oper des französischen Komponisten Georges Bizet. Dabei konnte das Publikum hören und spüren, wie gut das Blasorchester und sein Dirigent harmonieren und wie weit die Aktiven bereits in die hohen Sphären der virtuosen sinfonischen Blasmusik vorgestoßen sind. Der international renommierte Solist und musikalisch vielseitig aktive Hans-Reiner Schmidt bearbeitete die Carmen-Fantasie als Improvisation für Euphonium. Seit zehn Jahren Weggefährte von Tobias Haussig, erwies er sich als gut gelaunter, begnadeter Virtuose auf seinem Instrument. Das 1843 erfundene Euphonium – der Name ist abgeleitet vom griechischen Wort für wohlklingend – aus der Familie der Bügelhörner gilt als das „Violoncello der Blasmusik“. Sein weicher, warmer, tiefer Baritonklang erinnert an die Tuba. Tonumfang, Klangfarben und Effektmöglichkeiten des Euphoniums schöpfte Schmidt in hochkomplexen, an die Barockmusik erinnernden Koloraturen und Figurationen voll aus.

In detailgenau aufeinander abgestimmten und dynamisch fein nuancierten Interaktionen bildeten Solist und Blasorchester eine wahrlich wohlklingende Einheit, wobei die Blasorchestermusiker ebenfalls zahlreiche kunstvolle, reich verzierte und knifflige Figurationen mit Bravour meisterten.

Auch Jazz- und Swingfans kommen beim Konzert auf ihre Kosten

Auch bei den weiteren Interpretationen liefen die Blasorchestermitglieder zur Topform auf und zogen alle Register ihres Könnens. Ein Ohrenschmaus für Jazz- und Swingfans war das mitreißende Traditional „Oh when the Saints go marching in“ in einer Dixielandversion des Belgiers Roland Smeets. Da verwandelte sich das Blasorchester in eine Big Band, wobei die verschiedenen Instrumentengruppen scheinbar einen vergnüglichen Wettbewerb um die kreativsten und pfiffigsten melodischen, harmonischen und rhythmischen Ideen und Figuren austrugen.

Schwungvoll und strahlend, einem leuchtend blauen Himmel an einem wunderschönen Sommertag gleich, ließ das Blasorchester den melodisch und harmonisch abwechslungsreichen Konzertmarsch „Blue Sky March“ des Japaners Thoko Takagi erklingen. Darin kamen zwar keine Elemente der originalen japanischen Musik vor, stattdessen spiegelte das Werk aber die weit über 100-jährige Tradition japanischer (Marsch-)Musik wider, gestaltet nach dem Vorbild westlicher Kompositionen, unter anderem des Amerikaners John Philip Sousa.

Souverän boten die Musiker zudem die facettenreiche, zugleich Fröhlichkeit und Feierlichkeit ausstrahlende „Alvamar Ouvertüre“ des amerikanischen Komponisten James Barnes dar. Das Werk ist ein Paradebeispiel für hochkarätige sinfonische Blasmusik. Darin kommen unter anderem ein vorwärtsstrebender, synkopierter Calypso-Rhythmus vor, ein lyrischer, etwas schwermütig anmutender Choral und einige anmutige, detailreich ausgearbeitete Themen, die klangfarbenreich übereinandergeschichtet werden und spannende Weiterentwicklungen erfahren.

Mit Bravorufen und jubelndem Beifall brachten die Zuhörer ihre Begeisterung zum Ausdruck und dankten den Akteuren für das eindrucksvolle Konzert.

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Erstellt:
19. November 2019, 11:00 Uhr

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