Ein großer Teil der Berufung ruht

Der Lockdown ist verlängert und eine Planbarkeit künftiger gemeinschaftlicher Aktivitäten so gut wie unmöglich. Das spürt auch Kantor Gottfried Mayer. Die Frage nach einer mittelfristigen Perspektive für die Chorarbeit macht ihm zu schaffen.

Eine Ausnahme für Zusammenkünfte mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen und Regeln, die für die Kirchen gelten, nutzen Kantor, Pfarrer und Gemeinde dennoch: Gottesdienste in der Murrhardter Stadtkirche. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Eine Ausnahme für Zusammenkünfte mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen und Regeln, die für die Kirchen gelten, nutzen Kantor, Pfarrer und Gemeinde dennoch: Gottesdienste in der Murrhardter Stadtkirche. Fotos: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Waren während der noch etwas entspannteren Phase im Sommer und Frühherbst 2020 sogar noch Chorproben in überschaubarerem Rahmen – mit bis zu 15 Mitgliedern in der Murrhardter Stadtkirche und einem Hygienekonzept auf Basis der Raumgröße inklusive Lüftung und Zeitlimit – möglich, beschränkten sich die evangelische Kirchengemeinde Murrhardt und Kantor Gottfried Mayer mit der Veränderung der Lage, den steigenden Infektionszahlen sowie Verschärfung der Einschränkungen dann auf einige wenige Personen, die für ein sogenanntes Stellvertreter-Singen Lieder für einen Gottesdienst einstudieren konnten (bis zu fünf Personen).

Die wegfallende Chorarbeit ist für Gottfried Mayer der spürbarste Einschnitt in beruflicher Hinsicht. „Sie ist einfach ein großer Teil meiner Berufung“, sagt er. Die Begleitung zahlreicher Chöre sowie des Posaunenchors pausiert, eine Kompensation der kirchenmusikalischen Arbeit allein durch die Orgel sei nicht möglich. Hinzu komme die Sorge um die einzelnen Gruppen, sprich ob die Mitglieder nach einer langen Unterbrechung später wiederkommen. Jedenfalls macht er sich keine Illusion, dass in den Wiederaufbau der Chöre und gemeinsamer Projekte nur wenig Arbeit investiert werden muss. Zwar hat Gottfried Mayer in der Vorweihnachtszeit beispielsweise für ein Konzert am vierten Advent versucht, immer wieder um- und neu zu planen, letztlich aber ohne Erfolg, da mit dem Lockdown auch dieses abgesagt wurde. Die momentane Unsicherheit und die Frage, wann sich wieder eine Perspektive für eine gewisse Planbarkeit ergibt, machen auch ihm zu schaffen. Insofern verlegt er sich nun darauf – falls sich wieder Möglichkeiten auftun –, kurzfristig etwas auf die Beine zu stellen, die Chormitglieder per E-Mail auf dem Laufenden beziehungsweise Kontakt mit ihnen zu halten. Für den Internationalen Orgelzyklus, der auch 2021 stattfinden soll, gibt es eine grobe Planung, aber auch hier bleibt abzuwarten, wie flexibel reagiert werden muss.

Eine Ausnahme, die für die Kirchen gilt, nutzen Kantor, Pfarrer und Gemeinde aber dennoch: die Gottesdienste. Es ist ein Balanceakt zwischen Kontaktbeschränkung und Zusammenkunft unter den entsprechenden Schutzmaßnahmen und Regeln. Zu ihnen gehören auch die Gottesdienste der Reihe O-Ton.

„Ich bin froh, dass wir dieses Format haben“, sagt Gottfried Mayer. Im Namen O-Ton steckt für ihn der Verweis auf den Original- genauso wie auf den Orgelton. Die besondere Form dieser Gottesdienstreihe besteht in einer engen Verbindung zwischen musikalischen und geistlichen Beiträgen während der Feier. Die Musik spielt also eine wichtige Rolle als Vermittlungsebene. Momentan gibt es eigentlich keine Möglichkeit mehr für Musikliebhaber, Stücke und Klänge in ihrer Ursprünglichkeit, im Original zu hören – mit Ausnahme besagter Reihe. Gottfried Mayer betont, dass beim Gottesdienst das entsprechende Hygienekonzept mit Maskenpflicht und Abstandsregeln sowie der Datenaufnahme für die Besucher gilt.

Beim Gottesdienst O-Ton am Sonntag, 24. Januar, um 17 Uhr in der Murrhardter Stadtkirche steht das Thema „Erscheinung und Licht“ im Zentrum. Es verweist auf die Epiphaniaszeit beziehungsweise das Erscheinungsfest, den Gang der drei Könige zur Krippe und das (innere) Licht. Pfarrer Hans Joachim Stein hat drei Texte vorbereitet. „Der vielleicht eindrücklichste ist der Bericht einer blinden Frau, die beschreibt, wie sie ihr eigenes inneres Licht entdeckt“, sagt er. Gottfried Mayer gestaltet den Gottesdienst mit einem ausführlichen einleitenden und abschließenden Spiel auf der Orgel und wird die Wortbeiträge in weitere drei Stücke einbetten. Zu hören sein werden Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Louis Vierne und Olivier Messiaen. Geplant sind zwei weitere O-Ton-Gottesdienste am 14. Februar und 7. März um 17 Uhr. Am Sonntag im Februar übernimmt Mezzosopranistin Lena Sutor-Wernich die musikalische Gestaltung. Beim dritten Termin ist noch offen beziehungsweise zu entscheiden, wie der Nachmittag genau aussehen wird.

Weitere Informationen im Internet unter www.evangelisch-in-murrhardt.de.

Kantor Gottfried Mayer

© Jörg Fiedler

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Erstellt:
21. Januar 2021, 06:00 Uhr

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