„Es gilt, weiterhin vorsichtig zu sein“

Bürgermeister Armin Mößner zog in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Bezug auf die Coronalage in Murrhardt eine erfreuliche Bilanz. Es gibt keine bekannte neue Infektion und mehr Spielraum durch verschiedene Lockerungen.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Zahlen, die Bürgermeister Armin Mößner in der ersten Sitzung nach dem Lockdown genannt hatte, gelten nach seinen Informationen immer noch. Es bleibt bei den bisher 54 Infektionsfällen in Murrhardt, 52 gelten wieder als gesund, zwei Menschen sind im Zusammenhang mit der Erkrankung an Covid-19 gestorben. „Es ist kein neuer Fall bekannt“, sagte er. Das ist für Mößner eine erfreuliche Bilanz, auch wenn das Thema nicht aus dem Alltag verschwunden sei. „Es gilt, weiterhin vorsichtig zu sein.“ Beispielsweise müssten sich Menschen, die aus dem Ausland in die Walterichstadt kämen, in Quarantäne begeben – oder wenn sie in ihrem Umfeld mit jemand Kontakt hatten, der infiziert ist.

Im Nachhinein betrachtet, sei das kurzfristige Herunterfahren des öffentlichen Lebens einfach gewesen im Vergleich mit der allmählichen, schrittweisen Öffnung und den zahlreichen Regelwerken und notwendigen Hygienekonzepten. Doch gerade in Bezug auf Letztere hat die Verwaltung auch gute Erfahrungen in Zusammenarbeit mit Vereinen, Initiativen und weiteren Beteiligten gemacht. Man habe eigentlich immer eine Lösung hinbekommen, so Mößner. Der Stadtkapelle beispielsweise habe man die Möglichkeit gegeben, in der Festhalle zu proben (Abstände bei Blasinstrumenten; Räumlichkeiten im Musikerheim sind nicht so großzügig), beim Musikverein Fornsbach sei es die Gemeindehalle, die man für Proben zur Verfügung stelle.

Mößner blickte auch auf die kommenden weiteren Lockerungen voraus: Ab 1. Juli sei es möglich, unter bestimmten Anforderungen wie Mund-Nase-Schutz mit 20 Personen zusammenzukommen; ebenso in Gaststätten gebe es spezifische Lockerungen, und es seien Veranstaltungen mit bis zu 99 Personen möglich. Mit Blick auf die dann auch erlaubten Freiluftveranstaltungen habe man sich entschlossen, den Pavillon im Stadtgarten in diesem Sinne zu nutzen. Unter der Überschrift „Musik im Park“ treten dort Solisten und kleine Ensembles von Musikschule, Musikverein Fornsbach und der Stadtkapelle auf (wir berichteten). Auch an anderer Stelle spürt man die allmähliche Öffnung: das Freibad hat seinen Betrieb aufgenommen, im Waldsee ist das Schwimmen möglich und die Beachbar hat geöffnet, ebenso das Kino. „Das Milchhäusle macht am Wochenende auf und die Mitglieder haben sich eine Menge einfallen lassen, dass das gut funktioniert“, sagte er. Mit Beginn des Juli schmelzen die Coronaverordnungen etwas ab, dann seien es noch schätzungsweise 26 Stück.

In den Kindertagesstätten und Grundschulen startet der Regelbetrieb am kommenden Montag, 29. Juni, wieder. Demnach haben die Erst- bis Viertklässler wieder regulären Unterricht, wobei die höheren Klassen weiterhin in Wechselschichten (Schule/zu Hause) arbeiteten. Ob auch diese wie geplant nach den Sommerferien in ein Schuljahr unter normalen Bedingungen starten können (Frage von Susanne Barreuther, CDU/ WV), bliebe abzuwarten – mit Blick auf die Auswirkungen von Reise- und Urlaubsaufenthalten.

Während der Ferienzeit möchte die Stadt die Eltern mit einem Ferienprogramm unterstützen, das in Absprache mit Vereinen zu Anfang der Ferien für möglichst zwei Wochen angeboten werden soll. „Man kann ja auch einiges an der frischen Luft machen.“

Auch wenn Mößner feststellte, dass sich ein großer Teil der Menschen an die Regeln hält, müsse es einem bewusst sein, dass sich die Lage wieder ändern könne. Mit einer gewissen Unsicherheit sei die Reisezeit verbunden. Erste Infektionen habe es nach der Rückkehr von Menschen aus dem österreichischen Ischgl gegeben, auch in Murrhardt. Trotzdem geht Mößner wie auch andere nicht davon aus, dass es bei einem erneuten Anstieg der Infektionen noch einmal zu einem bundesweiten Lockdown kommt, hier griffen dann die regional begrenzten Maßnahmen.

Bei den städtischen Finanzen habe sich keine Veränderung ergeben, möglicherweise gebe es Unterstützung vom Bund in Bezug auf Gewerbesteuerausfälle; bei den Stundungsanträgen habe sich die Lage etwas beruhigt.

Auf die Nachfrage von Martin Stierand (MDAL/Die Grünen), wie das Stimmungsbild bei den Vereinen sei und ob es Rückmeldungen zum Unterstützungsbedarf gebe, sagte Mößner, dass man den Verantwortlichen signalisiert habe, sich zu melden, wenn sich eine finanzielle Notlage abzeichne, damit diese im Zweifel nicht mit einem Insolvenzverfahren konfrontiert seien. Doch solch einen Fall gebe es nicht. Die Lage der Vereine schätzt Mößner sehr unterschiedlich ein. Manche hätten durch die Situation starke Ausfälle, andere noch Rücklagen. Am machbarsten für ihn sei, zu überlegen, wie man über die städtische Vereinsförderung eine gewisse Unterstützung gewährleisten könne. Doch auch solch ein Modell müsse durchdacht sein, die Vergleichbarkeit und Gleichbehandlung sei kein ganz einfaches Unterfangen.

Kein Nachmittagsunterricht, geschlossene Mensa

Ab Montag, 29. Juni, können wieder alle Mädchen und Jungen der Murrhardter Grundschulen jeden Tag in die Schule gehen. Vorrangig werden die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachkunde unterrichtet, informiert die Stadt per Pressenotiz. Die Rückkehr zum Regelbetrieb erfordert jedoch die Einhaltung strenger Regeln. So ist auf eine konstante Klassenzusammensetzung zu achten und nur Kinder ohne Symptome der Sars-CoV-2-Erkrankung dürfen am Präsenzunterricht teilnehmen. Deshalb wird auch von den Eltern eine Gesundheitsbescheinigung gefordert, die der Schule am ersten Tag vorgelegt werden muss. Mit den verlässlichen Unterrichtsstunden für jedes Kind entfällt die Notbetreuung ab nächster Woche. Ein Nachmittagsunterricht findet vorerst nicht statt. Auch die Mensa an der Walterichschule wird voraussichtlich bis zu den Sommerferien nicht mehr öffnen. Die Kernzeitenbetreuung an den Grundschulen findet ebenfalls ab Montag zu den gewohnten Zeiten statt. Um den Gesundheitsschutz der Kinder, Eltern und Lehrkräfte zu wahren, ist die Einhaltung der Hygieneregeln und Maßnahmen in allen Einrichtungen von größter Bedeutung, so die Stadtverwaltung.

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Erstellt:
27. Juni 2020, 06:00 Uhr

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