Freibadsaison erhält großes Lob

Badespaß in Zeiten von Corona hat in Murrhardt funktioniert. Zwar waren die Öffnung und der Betrieb der Anlage für Stadtwerke, Förderverein und Bademeister mit viel Aufwand verbunden, aber vor allem atmosphärisch ein Erfolg.

Für die Frühschwimmer gab es eine spezifische Regelung. Sie konnten am Morgen ihre Runden drehen und hatten dies vorher schriftlich abgeklärt und ihre Daten hinterlegt. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Für die Frühschwimmer gab es eine spezifische Regelung. Sie konnten am Morgen ihre Runden drehen und hatten dies vorher schriftlich abgeklärt und ihre Daten hinterlegt. Archivfoto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Lange war nicht klar, ob schwimmen und planschen nach der Hochphase der Infektionen im Frühjahr überhaupt möglich sein würde. Als sich dann abzeichnete, dass das Land dafür unter bestimmten Bedingungen grünes Licht geben würde, mussten die Betreiber prüfen, was sie wie bewältigen konnten. Wie in anderen Bereichen auch war die Frage, wie viel Aufwand wie viel weniger Besuchern und damit Einnahmen gegenüberstand. Bürgermeister Armin Mößner erinnerte in der jüngsten Werkausschusssitzung daran, dass manche Bäder wie das F3 in Fellbach oder das Backnanger Wonnemar in dieser Saison finanziell ins Straucheln gerieten. Manche Kommunen entschieden sich im Vorfeld auch generell gegen eine Öffnung wie beispielsweise das Mainhardter Freibad. In Murrhardt wagte man den Schritt, nachdem zu Beginn der Saison die Zeit genutzt worden war, noch einige Reparaturen zu erledigen.

Die Verantwortlichen haben ihre Entscheidung nicht bereut und sind sich einig, dass die Freibadsaison sehr gut gelaufen ist, wobei sie nicht an die Einnahmen, sondern vielmehr an die Rückmeldungen von den Besuchern denken. Das Murrhardter Freibad ist seit Langem ein Zuschussbetrieb und verdankt es auch dem Engagement des Fördervereins, dass er in dieser Form aufrechterhalten werden kann. Für Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik war für das gute Gelingen dieser ungewöhnlichen Saison ausschlaggebend, vor dem Start alle beteiligten Gruppen gut mit eingebunden zu haben. Dazu gehörte nach der Vorbereitung mit Online-Buchungssystem, Absprache mit den Frühschwimmern sowie den Fördervereinsmitgliedern ein Testbesuchertag, bei dem die Abläufe im Vorfeld genau angeschaut und bei Bedarf angepasst werden konnten. Für diejenigen Besucher, die keine Möglichkeit hatten, ein Ticket zu buchen, übernahmen dies Mitarbeiter im Naturparkzentrum und bei den Stadtwerken. Die Frühschwimmer konnten sich über einen Vertrag generell anmelden und beim Besuch abzeichnen, dass sie vor Ort waren.

Wie Rainer Braulik berichtet, kommt das Freibad auf rund 32400 Besucher. Im Vorjahr waren es 45700 Gäste, wobei berücksichtigt werden muss, dass die Saison 2019 sechs Wochen länger währte. Von den Gästen waren rund 60 Prozent Freibadvereinsfördermitglieder, was üblich ist. Der Anteil der Frühschwimmer kommt auf immerhin neun Prozent. Der Umsatz beläuft sich auf 76000 Euro (im Vorjahr 86000 Euro). Gefahren wurden zwei Schichten pro Tag mit potenziell je 650 Besuchern, sprich das Maximum lag bei 1300 Gästen. In der Regel haben die Besucher auch an heißen Tagen sehr kurzfristig gebucht. Bei schlechterem Wetter konnte das Team flexibler agieren, sodass die Gäste auch mit einer Buchung den ganzen Tag im Bad verbringen konnten (im Hintergrund half ein nicht zu langfristiger Buchungsmodus, mit dem sich entsprechend planen ließ).

Für die Sanierung des Beckens soll ein ELR-Antrag gestellt werden.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Die Kosten für das Buchungssystem fallen etwas höher aus als gedacht. Das liegt laut Braulik daran, dass eine Reservierung auch dann Gebühren nach sich zieht, wenn die Besucher dann doch nicht ins Freibad kommen.

Was aber einfach auch sehr viel wiegt, ist, dass „die Stimmung bei Gästen und Fördervereinsmitgliedern so gut und die Saison in dieser Hinsicht ein Riesenerfolg war“. Mit dazu beigetragen hat Bademeister Christian Runkel, der aus Sicht der Verantwortlichen den Betrieb hervorragend und mit Herzblut gemanagt hat. „Er hat uns wissen lassen, dass er nächstes Jahr auch hier sein wird“, sagte Braulik.

Mit Blick auf eine kommende Saison kündigte der Stadtwerkegeschäftsführer an, dass für die anstehenden Reparaturen im großen Becken ein Förderantrag gestellt werden soll. Die Stadtwerke hoffen, Unterstützung durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) zu erhalten, damit die Beschichtung erneuert werden kann. Vor dem Start in die Saison wurden zwei unterschiedliche Varianten aufgebracht, um die Beständigkeit zu testen. Aussagen darüber, welche die Nase vorn hat, lassen sich allerdings noch nicht treffen (Frage von Wolfgang Hess, UL). Das Wasser ist noch nicht abgelassen und insofern konnten die behandelten Bereiche noch nicht in Augenschein genommen werden, wie Stadtwerkebetriebsleiter Michael Schünzel informierte. Auch aus Sicht von Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) ist die Freibadsaison fantastisch gelaufen. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, die Anmeldung und Bezahlung auszulagern und online abzuwickeln. Die Tatsache, dass sich nicht allerorten die Tore der Bäder geöffnet hätten, habe Murrhardt einige Besucher aus dem Umland beschert. Edgar Schäf (SPD) räumte ein, die Öffnung des Freibads durchaus kritisch gesehen zu haben. Ähnlich wie bei Veranstaltungen habe man aber durch die Reduzierung von Besuchern so einen Zugang schaffen können. Wie sich die finanzielle Situation darstellt, müsse man bei später vorliegenden Zahlen dann im Detail betrachten. Vorbehaltlich einer genauen Analyse freute sich Andreas Winkle (CDU/FWV), dass die Besucherzahlen grob geschätzt im Verhältnis gehalten werden konnten. Auf seine Nachfrage, wie sich der Besuch beim Waldsee entwickelt habe, stellte Armin Mößner fest, dass mit der Sperrung des Breitenauer Sees wegen Überfüllung und Nichteinhaltung der Coronaschutzmaßnahmen der Zulauf deutlich zugenommen habe. Hinzu kam, dass der See in Plüderhausen wegen Blaualgen nicht genutzt werden konnte. Die Stadt reagierte mit einem dreistufigen Konzept und war teils mit städtischem Vollzugsdienst und Polizei vor Ort. An einem Sonntag sei es kurz vor der Absperrung des Parkplatzes gewesen, so Mößner. Es habe dann doch noch gerade so funktioniert, ohne eingreifen zu müssen.

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Erstellt:
8. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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