Geplante und ungeplante Sanierungsfälle

Mit Wegfall von Kontaktnachverfolgung und Coronaauflagen hoffen die Stadtwerke auf eine vergleichsweise unkomplizierte Freibadsaison. Allerdings gibt es immer noch eine Reihe von Instandsetzungsprojekten auf der Anlage. Von manchen Problemen wurde das Team auch überrascht.

Gut gelaunte junge Besucherinnen und Besucher beim Saisonstart Mitte Mai. Mehr oder weniger sichtbar sind noch einige Problemzonen und Sanierungsthemen im Freibad. Foto: Elisabeth Klaper

© E. Klaper

Gut gelaunte junge Besucherinnen und Besucher beim Saisonstart Mitte Mai. Mehr oder weniger sichtbar sind noch einige Problemzonen und Sanierungsthemen im Freibad. Foto: Elisabeth Klaper

Von Christine Schick

Murrhardt. Keine Onlinebuchung und kein Frühschwimmervertrag sind mehr nötig, um ins Murrhardter Freibad pilgern zu können. Was für den einen oder anderen noch etwas ungewohnt scheint, ist nun für die aktuelle Saison ein Schritt in Richtung Normalität nach rund zwei Jahren Pandemie. Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik und Stadtwerkebetriebsleiter Michael Schünzel gaben beim Werksausschuss einen Überblick, was darüber hinaus für Anlage und Betrieb noch ansteht.

Schwimmschule Weiss bietet Kurse an, Reuß ist frischgebackener Bademeister

Froh sind die Stadtwerke über Jürgen Reuß, der nun als einzige fest angestellte Bäderfachkraft an den Start gegangen ist. Um diese Aufgabe schultern zu können, hat er sich im Vorfeld ins Zeug gelegt und seinen Meister gemacht. Auch im Vorjahr hat er mit einem Team von Rettungsschwimmern und Kassenkräften sowie Ehrenamtlichen des Freibadfördervereins – trotz nicht immer ganz einfacher Umstände – engagierte Arbeit geleistet, so die Beurteilung der Stadtwerke. Ob nach der Saison die Stellvertreterstelle für eine Bäderfachkraft neu ausgeschrieben und wiederbesetzt wird, soll sich im Verlauf der Saison zeigen. Als Partner steht zudem die Schwimmschule Weiss zur Verfügung, die weiterhin Schwimmkurse anbietet.

Sanierung bleibt im Freibad ein zentrales Thema, wobei die Stadtwerke beim jüngsten Konzept teils umplanen sowie aktuelle Probleme zusätzlich angehen müssen. Bereits bekannt war, dass das Vorhaben, einen Tiefbrunnen für die künftige Wasserversorgung anzulegen, begraben werden muss, wie es Rainer Braulik im Ausschuss formulierte. Von behördlicher Seite habe es relativ hohe Forderungen gegeben, welche die Investitionen massiv hätten ansteigen lassen, gleichzeitig seien die Erfolgsaussichten, das Wasser dann wirklich nutzen zu können, deutlich gesunken. Insofern setzen die Stadtwerke nun auf ein Konzept, das Quellen im Trauzenbachtal als Alternative nutzen will.

Noch relativ frisch ist die Erweiterung der Liegewiese zwischen Gastroterrasse und Kinderhaus. Vorbereitet ist die Sanierung des Kinderbereichs, die nach Saisonschluss beginnen soll. Verlegt wurde außerdem eine neue Leitung, über die künftig das Beckenwasser in den Trauzenbach abgeleitet werden kann und die ein stärkeres Gefälle hat. Hinzu kam eine unvorhergesehene Baustelle: Der Technikraum des Kinderbereichs stand nach einem Wasserrohrbruch rund 1,40 Meter unter Wasser, sodass dort alles erneuert werden musste. Die Lieferzeit für die Pumpen hat sich mit der krisenhaften weltpolitischen Lage deutlich verzögert.

Die Sanierungsarbeiten, für welche die Stadtwerke einen ordentlichen Zuschuss erhalten, werden in der Hauptsache erst im Herbst Thema sein. Braulik schätzte, dass rund 20 Prozent des Budgets ausgegeben ist. Für die laufende Saison rechnet er mit einem Defizit von rund 222000 Euro, im vergangenen Jahr lag man im Vergleich zur Planung bei Erträgen und Aufwendungen etwas besser, was aber vor allem einem personellen Ausfall geschuldet war, so Braulik. Bei der Beratung wurden weitere Probleme im Freibad angesprochen. Markus Blank (UL) erkundigte sich, was bei den Duschen gemacht werde. Ihn habe ein Anruf erreicht, dass teils Abtrennungen fehlten und nach draußen gewandert seien. Michael Schünzel berichtete, dass seit März klar sei, dass die Fliesen in den Damenduschen sich angehoben hätten, sprich Reparaturen nötig seien. Da es aber lange recht kühl gewesen sei, wäre das erst vergleichsweise kurzfristig möglich gewesen. Die Nachfrage von Blank, ob dort eine grundlegend Sanierung nötig sei, bejahte Schünzel. Dabei denke er vor allem an die Bodenplatte, die stark angegriffen sei, sowie an eine gute Abdichtung.

Edgar Schäf (SPD) hatte den Eindruck, dass aktuell noch einige Sanierungsarbeiten zu leisten sind. Er frage sich, ob das nicht früher absehbar gewesen sei. Er halte es für wichtig, in solch einem Fall schneller zu reagieren. „Jetzt sind die Leute begierig auf die Saison, und es ist ungünstig, wenn das parallel laufen muss“, sagte er. Schäf erkundigte sich unter anderem, wie gewichtig die Einsparung durch den geplanten Tiefbrunnen sei, die nun nicht greife.

Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) freute sich über die gelungene Erweiterung der Liegefläche und hofft auf eine gute Saison. An den Sanierungen müsse man kontinuierlich weiterarbeiten. Ähnlich sah das Andreas Winkle (CDU/FWV). Das Wasser bedinge, dass Instandsetzungsarbeiten ständiges Thema seien. Das attraktive Gelände im Trauzenbachtal und der Anspruch, eine familienfreundliche Kommune zu sein und zu bleiben, rechtfertige aber auch die entsprechenden Investitionen. Winkle erkundigte sich, ob es im Freibad noch Dächer oder andere Flächen gebe, die sich mit Fotovoltaikanlagen ausstatten ließen, und ob für ein WLAN-Angebot vielleicht mit einer Richtantenne gearbeitet werden könne.

Letzteres hielt Bürgermeister Armin Mößner für keine sinnvolle zusätzliche Investition, er wolle den Glasfaserausbau abwarten. Rainer Braulik rief in Erinnerung, dass man bei den Tiefbrunnenplänen von einer jährlichen Ersparnis von rund 17000 Euro ausgegangen sei. Da sich das Projekt aber als unrealistisch erwiesen habe, setze man auf besagte Alternative. Die Dachflächen seien alle mit Anlagen für Solarthermie bestückt. Dieses Jahr habe man das Wasser übrigens komplett über diese Anlagen heizen und auf Gas verzichten können.

Problem mit Dauerduschern

und ein gebrieftes Bauhofteam

Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) sprach das Problem sogenannter Dauerduscher an, wobei Schünzel vorschlug, die Laufzeit nach Knopfdruck zu verkürzen. Eine Wiedereinführung des Münzbezahlsystems sei keine Option. Es habe sich als zu kostspielig herauskristallisiert. Als letzter sprach Wolfgang Hess (UL) an, dass es wohl ein Problem mit nicht abgenommenem Rasenschnitt gegeben habe, der in die Abläufe des Beckensystems geraten sei. Michael Schünzel bestätigte dies, unterstrich aber auch, dass die Problematik mit dem Bauhofteam besprochen worden sei, das zum ersten Mal im Freibad tätig war und nun gebrieft sei.

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Erstellt:
28. Mai 2022, 06:00 Uhr

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