Gut für die Zukunft aufgestellt
Es ist ein Projekt, das schon seit Jahren in Planung war, 2019 startete und nun abgeschlossen ist: Die Diakonie ambulant hat ihren Standort in der Murrhardter Blumstraße durch einen Neubau erweitert und den Altbau auf Vordermann gebracht.

© Jörg Fiedler
Thomas Nehr und Werner Stingel (von links) vor der neuen schmucken Diakonie ambulant. Der Neubau (vorne) ist über das Treppenhaus sowie eine Wärmeschutzglasfassade mit dem Altbau weiter hinten verbunden. Fotos: J. Fiedler
Von Christine Schick
MURRHARDT. Gerne hätten Werner Stingel, Aufsichtsratsvorsitzender von Diakonie ambulant, und Geschäftsführer Thomas Nehr die neuen Räume des ambulanten Pflegedienstleisters bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt. Der muss aufgrund der Pandemie und noch nicht gänzlich entspannten Infektionszahlen allerdings vorerst noch warten. Als Vorsitzender des Krankenpflegevereins Murrhardt, der als eines der Mitglieder neben weiteren Krankenpflegevereinen, Kirchengemeinden und Kommunen des Oberen Murrtals zu den Trägern von Diakonie ambulant gehört, bedauert es Werner Stingel sehr, dass die Arbeit nur äußerst eingeschränkt stattfinden kann: Das Sonntagscafé und die Gesundheitsvorträge sind seit Längerem ausgesetzt.
Ein ganz zentraler Part ist aber auch die Unterstützung der Arbeit von Diakonie ambulant und da seit Jahren klar ist, dass der kleine Altbau in der Blumstraße in die Jahre gekommen ist, und ein Umzug oder eine Modernisierung anstand, begannen die Verantwortlichen bereits 2013 mit den Planungen. Die Gesundheitsdienste Oberes Murrtal haben rund 70 Mitarbeiter und leisten ambulante Pflege in Murrhardt, Sulzbach an der Murr, Großerlach und Spiegelberg. Zum einen waren die räumlichen Verhältnisse mittlerweile zu beengt, zum anderen der Zugang zum Haus und zu weiteren Stockwerken nur mit Treppen erreichbar, sprich nicht barrierefrei. Keine idealen Voraussetzungen beispielsweise mit Blick auf das eine oder andere Angehörigengespräch. Ursprünglich gab es einen anderen Lösungsansatz: Mit dem Erwerb des Oetingerhauses, das die evangelische Kirchengemeinde als Kindergarten nach dem Umzug in den Neubau im Klosterhof aufgeben wollte, hätte die Diakonie ambulant mit dem ebenerdigen Haus einen besseren barrierefreien Zugang gehabt sowie die Möglichkeit, unabhängig vom laufenden Betrieb umzubauen. Doch die Pläne zerschlugen sich und Werner Stingel sagt: „Es ist gut, dass dort nun ein städtischer Kindergarten weitermachen kann.“ Die Planungen auf dem eigenen Grundstück sahen dann die Sanierung des Altbaus sowie einen Aufzug und einen Neubau in vergleichbarer Größe vor.
Für die Teams steht jetzt doppelt so viel Bürofläche zur Verfügung.
Froh sind die Verantwortlichen, dass sie die Chance hatten, einen Leader-Zuschuss zu erhalten. Zwar mussten die Planungen daraufhin nochmals angepasst werden, um die Nettokostengrenze von 600000 Euro nicht zu überschreiten, dafür gab es aber eine Unterstützung von 162000 Euro. Unter dem Strich hat die Diakonie ambulant 645000 Euro investiert. Im Juli 2019 wurde losgelegt und 13 Monate später zog das Team in den Neubau um, damit der Altbau instand gesetzt werden konnte. Positiv war auch, dass sich so die Mehrwertsteuerreduzierung ausschöpfen und das eingesparte Geld reinvestieren ließ.
Das Ergebnis: Die rund 280 Quadratmeter Bürofläche sind nun verdoppelt, es gibt einen Aufzug, modernisierte Sanitär- und Küchenbereiche sowie eigene, teils überdachte Parkplätze hinter dem Haus. Darüber hinaus ist das Dach des Altbaus gedämmt.
Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen und die Planungskosten eingehalten. Thomas Nehr hebt hervor, dass mit der Neuaufstellung auch gute Voraussetzungen für gemeinsame Fortbildungen und Veranstaltungen – sobald diese wieder möglich sind – geschaffen worden sind. Dafür steht ein größerer Schulungsraum im untersten Stockwerk zur Verfügung. Die Mitarbeiter des Verwaltungsteams haben nun je ein eigenes Büro, sodass Telefonate und Gespräche mit Angehörigen und Kollegen entsprechend geschützt erfolgen können. Die Pflegeteams sind im Obergeschoss untergebracht, auch dort gibt es einen Besprechungs- und Pausenraum inklusive Küche. Zudem können die Mitarbeiter nun Dusche und Umkleide nutzen, wenn sie möchten. „Wir waren trotzdem sparsam bei der Konzeption von Neubau und Sanierung“, sagt Stingel. „Ich bin aber sehr glücklich über den Abschluss und dass die Diakonie ambulant nun gut für die Zukunft aufgestellt ist.“ Dazu gehört für Thomas Nehr auch die technische Infrastruktur, die Voraussetzung für digitale Erleichterung des Alltags und Teil der Neuaufstellung ist: das Netzwerk für die Computer und die Endgeräte (Smartphones und Tablets) sowie die nötige Software inklusive WLAN-Anbindung. Die Technik ermöglicht unter anderem eine leichtere Pflege-, Wund- und Therapiedokumentation.
Das Hauptgeschäft für die Pflegefachkräfte läuft auch in Pandemiezeiten analog. Mittlerweile hat die Diakonie ambulant auf den sogenannten Lollitest umgestellt, sodass die Mitarbeiter dies eigenverantwortlich auch zu Hause machen können, bevor sie zur Arbeit starten, berichtet Thomas Nehr.
„Die Pflegebedürftigen sind ja auf diese Unterstützung angewiesen, auch in Coronazeiten. Sie können sich vorstellen, dass die Pflegekräfte manchmal auch mit einem bangen Gefühl von Haus zu Haus unterwegs gewesen sind, und das ist nach wie vor eine Herausforderung“, sagt Werner Stingel. Bisher sei es aber gelungen, keine Infektion in ein Haus hineinzutragen. Hat das Team zu Beginn der Pandemie auch sämtliche Besprechungen ausgesetzt, ist man nun dazu übergegangen, sie wieder in bestimmten Abständen mit entsprechenden Schutzmaßnahmen abzuhalten. „Sonst ist zu viel Sand im Getriebe und es entstehen schwierige Situationen, weil die Information fehlt. Wir haben jetzt aber gute Intervalle etabliert“, sagt Thomas Nehr.
Als Besonderheit bietet die Diakonie ambulant neben der Pflege auch Physio-, Logo- und Ergotherapie an. Durch die Pandemie gab es dabei ebenso Einschränkungen beispielsweise für Klienten, die normalerweise in den Seniorenwohnheimen besucht werden. Geschäftsführer Nehr geht davon aus, dass die konkreten Auswirkungen und Folgen erst mit der Zeit sichtbar werden. Während bei Physio- und Ergotherapie ein digitales Training sehr schwer möglich ist, hat die Diakonie ambulant zumindest in der Logopädie Zoom-Sitzungen angeboten. In letzter Konsequenz ist die Modernisierung des Standorts auch mit Blick auf die Nachwuchssicherung wichtig. Dass man hier als Arbeitgeber gute Bedingungen schaffen und am Thema dranbleiben muss, weiß Thomas Nehr.

© Jörg Fiedler
Katja Pfeiffer, stellvertretende Pflegedienstleitung, in ihrem neuen Büro.

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Im unteren Geschoss ist ein neuer Schulungsraum eingerichtet.
Der Standort Murrhardter Blumstraße 20 besteht seit 1941: Das Haus wurde für die damals tätigen drei Schwestern erworben, die zuvor noch im Gasthof Engel gewohnt hatten, erläutert Werner Stingel. 1996 wurde dann die Diakonie ambulant, Gesundheitsdienste Oberes Murrtal, aus der Taufe gehoben. Weitere aktuelle Infos unter www.diakonie-ambulant.info.
Der Krankenpflegeverein Murrhardt steht bereit, um das Sonntagscafé und auch die Gesundheitsvorträge anzubieten, sobald dies abhängig von der Coronalage wieder möglich ist. Gleiches gilt für die Mitgliederversammlung. Froh ist Werner Stingel darüber, dass die Hospizarbeit des Krankenpflegevereins auch in Pandemiezeiten weitergeführt werden konnte.