Heißer Reggae kocht das Zelt auf

Rocky Dawuni aus Ghana sorgt mit seinem Musikcocktail beim Sommerpalast für zuckende Beine und Körper

Heiße Reggae-Rhythmen haben das Sommerpalastzelt beim Auftritt von Rocky Dawuni aufgekocht. Gleich beim ersten Song „Beats of Zion“ traf die Zuhörer ein intravenös wirkender Musikcocktail, sodass Beine und Körper zu zucken begannen, um erst nach dem Konzert wieder aufzuhören.

In strahlendem Weiß auf der Sommerpalast-Bühne: Rocky Dawuni. Der Reggae-Musiker sorgt für Begeisterung beim Murrhardter Publikum. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

In strahlendem Weiß auf der Sommerpalast-Bühne: Rocky Dawuni. Der Reggae-Musiker sorgt für Begeisterung beim Murrhardter Publikum. Foto: J. Fiedler

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Der Reggae-Star aus Ghana wird gerne in einem Zug mit Bob Marley genannt, und bei den getragenen Liedern, „the solemn songs“, wie der Sänger dem Publikum erzählt, ist das auch durchaus legitim. Doch ist die Musik kein zweiter Aufguss, sondern kann ganz schön fetzig werden, eine Afrika-Melange pur, denn immer wieder mischen sich zu dem harten afrikanischen Trommelsound auch Elemente des aufgepopten nordafrikanischen Liedguts.

Apropos Drumbeat: Gerade bei „Beats of Zion“ wird der schlagkräftige Rhythmus als Herzschlag des höheren Bewusstseins und der Wachsamkeit deklariert – das ist die Tugend der Vigilantia, die dem Westen mittlerweile so sehr fehlt. Rocky Dawuni, der von John Mc Knight (guitar), Ronnie Mc Queen (Bass), André Morris (keyboards) und Evan Greer (drums) tatkräftig bei seiner politisch nennenden Mission unterstützt wird, setzt sich engagiert für die Menschenrechte und Menschlichkeit auch als Unicef-Botschafter ein.

Er ist in einem kleinen ghanaischen Dorf aufgewachsen, wurde aber von seinem Vater sehr gefördert, so durfte er nicht nur studieren, sondern sollte sich mit der eigenen Kultur intensiv auseinandersetzen. Im Laufe seiner Karriere traf er mit so illustren Personen zusammen wie Hilary Clinton.

„Zion“, der alte und neue Ort für Gleichheit und Brüderlichkeit, besitzt einen hallenden Klang, und ein bisschen messianisch tritt dieser Musikstern schon auf, in strahlendem Weiß, während seine Gefolgsmänner dezentes Schwarz tragen.

Nicht von ungefähr sind die Scheinwerfer meist grün, rot, gelb, das sind die Nationalfarben von Ghana. Die Texte sind selbstredend politisch und gegen solche gerichtet, die unterdrücken, so ist „Beats of Zion“, ein Aufruf, sich jenen anzuschließen, um dagegen zu kämpfen. Einmal fordert Rocky Dawuni die tanzende, johlende Menge auf, die Faust zu erheben – gegen wen und was?

Rebellion gegen Unterdrückung im Taumel des Tanzglücks

Letztlich ist unser Wirtschaftssystem, das nur auf Gewinnmaximierung aus ist, der Unterdrücker schlechthin, und somit sind es auch wir selbst, wenn im Taumel des Tanzglücks dieser Sachverhalt vergessen wird. Es ist schon klasse, gegen Ungerechtigkeit zu sein, aber wer möchte seine Ansprüche reduzieren, wer möchte verzichten da, wo es wirklich wehtut? Mit einem leckeren Essen und köstlichem Wein intus lässt es sich wirklich gut mitrebellieren, aber garantiert ohne Nachwirkung.

Der Show tut das keinen Abbruch, die Stimmung ist wirklich klasse, die Musik ein Hochgenuss, und die fünf Herren geben ihr Bestes; da steckt durchaus viel Gehalt dahinter. Nach der Show bei der Autogrammstunde fragt der charismatische Gesangskünstler, ob den neu gewonnenen Fans die Musik gefallen habe. Klar doch nicken diese eifrig, aber es ist zu hoffen, dass die Texte gut angeschaut werden. Sie sind zwar in supergute Musik eingepackt, aber es lohnt sich, sie auch daraus auszupacken, vielleicht nur, um nachzudenken, was auf Erden wieder ins Lot gehört und was man dafür selbst tun könnte.

Fazit: Eigentlich kommt Rocky Dawuni den antiken Forderungen an die Kunst völlig nach – sie solle erfreuen und belehren (sprich: eine Message haben). Auf jeden Fall war dieser Auftritt ein gelungener Kunstgriff der Sommerpalastmacher.

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Erstellt:
22. Juli 2019, 06:00 Uhr

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