Internationaler Orgelzyklus und weitere Hörgenüsse

Das Kantorat an der Murrhardter Stadtkirche hat ein spannendes Programm aufgelegt. Das Frielinghaus-Ensemble macht den Auftakt.

Die illuminierte Mühleisen-Orgel bei einem Konzert in der Stadtkirche. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die illuminierte Mühleisen-Orgel bei einem Konzert in der Stadtkirche. Foto: A. Becher

Von Christine Schick

MURRHARDT. Kantor Gottfried Mayer ist froh, dass es jetzt wieder losgehen kann – mit dem kirchenmusikalischen Programm an der Murrhardter Stadtkirche. Dazu muss man auch sagen, dass er sich auf diesen Start dezidiert vorbereitet hat. Die Planung fürs komplette Jahr steht bereits seit Längerem. „Eigentlich waren 15 Konzerte vorgesehen, fünf mussten leider ausfallen, unter ihnen auch die zwei ersten des Internationalen Orgelzyklus“, erläutert er. Nun aber, am kommenden Samstag, 26. Juni, um 19.30 Uhr wird die Stadtkirche wieder zum großen Konzertsaal. Für die Besucher gelten die drei Gs, sprich sie benötigen einen Nachweis über eine vollständige Impfung, Genesung oder einen aktuellen Schnelltest.

Dass das Frielinghaus-Ensemble der Walterichstadt einen Konzertbesuch abstattet, ist einerseits glückliche Fügung, andererseits ebenfalls der Vorarbeit im umfassenden Sinne geschuldet. Das Ensemble um den Hamburger Geiger Gustav Frielinghaus ist nämlich gerade auf Sommertournee auch in Süddeutschland unterwegs, aber wäre dem Konzertmeister ein ehemaliger Auftritt in der Stadtkirche nicht in so guter Erinnerung geblieben, wäre es wohl nicht zur Anfrage gekommen. Im Gepäck hat das sechsköpfige Streicherensemble Antonin Dvoraks Streichersextett A-Dur, Opus 48 und Peter Tschaikowskys „Souvenir de Florence“, ebenfalls ein Sextett, d-Moll, Opus 70.

Der Orgelzyklus umfasst fünf Konzerte. Den Anfang machen Samuel Freiburghaus am Taragot, ein Holzsaxofon, das in Ungarn als Nationalinstrument gilt, und Thilo Muster aus Basel an der Orgel. Die beiden stellen am Sonntag, 4. Juli, 19.30 Uhr bei ihrem Konzert ihren ganz speziellen Balkansound vor. Es folgt Lukas Nagel am Sonntag, 18. Juli, 19.30 Uhr. Nagel studierte in der Orgelklasse von Professor Helmut Deutsch (Stuttgart) und hat dieses Jahr seinen Master in Kirchenmusik mit Bestnote abgeschlossen, im Fach Orgel erhielt er das Prädikat „mit Auszeichnung“. Mittlerweile Assistent bei Kirchenmusikdirektor Thomas Haller an der Stadtkirche Aalen stellt der junge Organist die Dante-Sonate von Franz Liszt in der Bearbeitung von Helmut Deutsch vor und spielt Werke von Bach und Messiaen.

Das dritte Konzert übernimmt Gottfried Mayer am Sonntag, 1. August, 19.30 Uhr. Zentrale Werke des Programms sind Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 und Stücke aus Sigfrid Karg-Elerts impressionistischer Schaffensperiode. Der Stadtkirchenkantor hat sich insbesondere für den Spätromantiker entschieden, um die Farben und die Dynamik der Mühleisen-Orgel zu demonstrieren.

Nach den Sommerferien ist Holger Gehring, Organist an der Kreuzkirche in Dresden und Orgelsachverständiger der Evangelischen Landeskirche Sachsen, zu Gast. Er nimmt am Sonntag, 19. September, 19.30 Uhr an der Mühleisen-Orgel Platz und spielt Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie selten zu hörende Stücke der Komponisten Heinrich Reimann und Gustav Merkel. Außerdem übernimmt Gehring auch noch einen Bildungsauftrag: Am Vortag gibt er ein Seminar zur Orgelmusik der deutschen Romantik für haupt- und nebenamtliche Organisten an der Mühleisen-Orgel in der Stadtkirche.

Den Orgelzyklus beschließen wird Jan Dolezel am Sonntag, 10. Oktober, 19.30 Uhr. Geboren im tschechischen Pilsen, studierte er Musik in Prag, Lübeck und Würzburg. Seit 2012 unterrichtet er Orgel an der Hochschule für Musik in Würzburg. Aktuell hat er die fantastischen Werke des in Vergessenheit geratenen deutschen Komponisten Heinrich Kamanski auf CD aufgenommen. Beim Konzert führt er dessen Tryptichon aus drei Choralvorspielen auf. Außerdem präsentiert er Vitezslav Novaks großes St.-Wenzel-Triptychon Opus 70, eines der bedeutendsten tschechischen Orgelwerke.

Zu allen Orgelkonzerten außer dem ersten bietet das Kantorat auch einen Ohrenöffner an, will heißen, Interessierte können den Künstler vorab bei der Orgel erleben und mit ihm ins Gespräch kommen. Beginn ist jeweils um 19.10 Uhr. Für den Herbst und Winter gibt es bereits eine Vorschau, auch wenn offen ist, wie sich die Lage dann darstellt. Auf der Liste stehen auch Aufführungen mit den Stadtkirchenchören. Mayer berichtet, dass die Probenarbeit der Kantorei im Juli starten soll, beim Kammerchor geht es Mitte September los. Im Moment ist in geschlossenen Räumen ebenso Voraussetzung, dass die Chormitglieder einen Nachweis über Impfung, Genesung oder Schnelltest erbringen. Inwieweit diese dann wieder ganz selbstverständlich einsteigen oder die Bedingungen als Hürde sehen und möglicherweise nicht mehr wiederkehren, lässt sich für den Kantor noch nicht einschätzen. Einerseits weiß er von Einzelnen, die aufgrund der Abstandsregel das Singen als nicht mehr attraktiv ansehen, andererseits hat er auch erlebt, dass jemand, der schon aufgehört hatte, nun wiederkommen möchte, weil er das Singen so sehr vermisst hat.

Vorschau auf Herbst und Winter

24. Oktober, 17 Uhr, Konzert der Riebesam-Stiftung Murrhardt

7. November, 17 Uhr, O-Ton mit dem Kammerchor Murrhardt

28. November, 17 Uhr, Chor- und Kammermusikkonzert mit der Riebesam-Stiftung und den jungen Chören der Stadtkirche

19. Dezember, 17 Uhr, Weihnachtskonzert des Kammerchors

31. Dezember, 21 Uhr, Silvesterkonzert mit ehemaligen Jugendchormitgliedern

23. Januar, 18 Uhr, die Winterreise von Franz Schubert

6. Februar, 17 Uhr, Konzert mit dem Knabenchor collegium iuvenum Stuttgart

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Erstellt:
24. Juni 2021, 06:00 Uhr

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