Ist der Langarm-Löffelbagger da, kann‘s losgehen

Wiederaufbau der Pilgerstaffel soll möglichst noch vor Weihnachten starten – Gemeinderat beschließt leicht geänderte Strecke

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Was lange währt, wird endlich wahr: Alle Voraussetzungen sind erfüllt, damit der Wiederaufbau der Pilgerstaffel verwirklicht werden kann. Die Finanzierung der Baukosten steht, und der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung unisono zwei Fachfirmen mit den Bauarbeiten beauftragt.

„Es ist wichtig, an den Start zu gehen, dadurch hoffen wir auf weitere Spenden“, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner. „Theoretisch könnten die Bauarbeiten beginnen“, wenn möglich noch vor Weihnachten, sagte Lars Kaltenleitner, Leiter des Stadtbauamts. Dies hänge jedoch davon ab, ob der für die Erdarbeiten am Hang erforderliche Langarm-Löffelbagger verfügbar ist. Zudem benötige man noch geeignetes Erdmaterial zur Hangbefestigung. „Wir haben die Umsetzung weiter vorangetrieben“, informierte Kaltenleitner das Stadtparlament, das Ende September die Stadtverwaltung beauftragt hatte, den Pilgerstaffel-Neubau vorzubereiten.

Schon Anfang des Jahres hätten die beiden Firmen Hans-Peter Bay aus Backnang und SDC Steinsanierung Denkmalpflege, eine Tochter des Bauunternehmens Leonhard Weiss, Angebote gemacht. Die Bauleistungen werden im freihändigen Verfahren vergeben, da zuvor zwei Ausschreibungen wegen zu hoher Angebotssummen wieder aufgehoben werden mussten. Bay werde die Baggerarbeiten übernehmen und habe das Angebot aufrechterhalten. Mit Blick auf die Lohnerhöhungen für 2020 habe SDC sein Angebot angepasst, wodurch sich die Summe um etwas mehr als 5000 Euro auf rund 218700 Euro erhöht.

Bei der Sondierungsgrabung nahe des ehemaligen Treppendurchgangs an der Mauer um die Walterichskirche im September habe man weitergesucht, aber leider keine zusätzlichen Stufen oder Treppenwangen von der alten Pilgerstaffel mehr gefunden. Damit ist die Lage des Durchgangs vorgegeben, worauf der vorhandene Plan neu gezeichnet wurde. Dabei sei auch ein etwas verkürzter und optimierter Treppenanfang mit aufgenommen worden. „Ursprünglich war am Anfang der Treppe eine Asphaltrampe anstelle der ersten sieben Treppenstufen angedacht, die jedoch zu steil geworden wäre“, berichtete Kaltenleitner.

Als bessere Lösung werde die Strecke nun etwas kürzer, sodass zwei Stufen wegfallen. In einer Stellungnahme habe die obere Denkmalbehörde darauf hingewiesen, dass für die Stufen und Treppenwangen Originalmaterial, sprich Sandstein, zu verwenden ist. Darum fand im Oktober nochmals eine Bemusterung des Baumaterials statt. Beteiligt waren Pfarrer Hans Joachim Stein und Kirchenpfleger Bernd Fischer von der evangelischen Kirchengemeinde Murrhardt, Rolf und Christian Schweizer, ein Vertreter der Firma SDC, Bürgermeister Mößner sowie Stadtbauamtsleiter Kaltenleitner.

Stufen und Treppenwangen werden aus Wünschelburger Sandstein sein

Ausgewählt haben sie Wünschelburger Sandstein, der auch am Marktbrunnen verbaut ist. Zur besseren Griffigkeit der Stufen wird der Sandstein an der Oberfläche bearbeitet. Der geringfügig höhere Preis für die Ausführung in Sandstein statt in Beton ist bereits im Angebotspreis der Firma SDC enthalten. Die geringe Änderung der Entwurfsplanung hat keine Auswirkung auf die Grabungserlaubnis und denkmalrechtliche Genehmigung durch die Denkmalbehörde, versicherte Kaltenleitner. „Der Wiederaufbau der Pilgerstaffel wird eine große Maßnahme, da viele Geräte benötigt werden“, aber „wir greifen nur wenig in den Hang ein, da er ziemlich steil ist.“ Die erforderliche Erdauffüllung zur Hangbefestigung beträgt etwa einen Meter Dicke, wird aber begrünt, auch werde der Berg etwas flacher, erläuterte der Stadtbauamtsleiter.

„Es wurde schon lange genug geredet, die Umsetzung sollte nun endlich vonstattengehen, darum hoffen wir, dass wir einen milden Winter bekommen“, betonte Rainer Hirzel (UL). „Wir hoffen, dass die Pilgerstaffel so wird, wie wir uns das vorstellen und der Berg nicht zu stark angeschnitten wird, damit sie genug Festigkeit hat, und wir in den nächsten Monaten hinauflaufen können“, zeigte sich Edgar Schäf optimistisch. Die Kosten für die Metallteile der Pilgerstaffel, wie der Handlauf, die Tafeln sowie das obere Tor, seien in den Baukosten nicht enthalten, erklärte der Stadtbaumeister auf Nachfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden.

Es sei „deutlich zu spüren, wie viel Arbeit dahintersteckt“, fand Martin Stierand. „In der Haltbarkeit steht Sandstein Beton nicht nach“, betonte Kaltenleitner auf Nachfrage des Stadtrats der Fraktion MDAL/Die Grünen. „Wir hoffen, dass der Bau noch dieses Jahr beginnen kann und fassen gerne den Beschluss“, da so viele Spender das Wiederaufbauprojekt unterstützten, sagte Susanne Barreuther (CDU-FWV). Geschlossen segnete das Stadtparlament den angepassten, leicht veränderten Entwurf zum Wiederaufbau der Pilgerstaffel sowie die Beauftragung der beiden Fachfirmen ab.

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Erstellt:
2. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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