Jeden Morgen Campingfeeling

Monika und Ingo Wiesner haben einen Schnitt gemacht. Um zu mehr innerer Ruhe zu kommen, hat das Paar sein Penthouse in Schwäbisch Hall gegen einen Wohnwagen mit großem Vorzelt eingetauscht. Sie leben seitdem auf dem Campingplatz am Fornsbacher Waldsee.

Auf dem Campingplatz in Fornsbach haben Monika und Ingo Wiesner ihr Glück gefunden. Foto: Sonja Alexa Vollmann

Auf dem Campingplatz in Fornsbach haben Monika und Ingo Wiesner ihr Glück gefunden. Foto: Sonja Alexa Vollmann

Von Sonja Alexa Vollmann

Fornsbach. Im Friseursalon von Monika Wiesner in der Haller Innenstadt war es lange das Thema. Kein Wunder, zwei Fernsehsender haben darüber berichtet und in einem Magazin wurde ihre Geschichte öffentlich. Dabei ist es eigentlich etwas ganz Natürliches: der Wunsch nach Ruhe.

Vor allem Monika Wiesner sehnte sich von Montag bis Freitag danach, zu Hause mehr Frieden zu spüren, die Arbeit im Geschäft lassen zu können. Den Freitagnachmittag sehnte sie herbei. Dann fuhr das Paar mit dem Wohnmobil los ins Wochenende, nur auf einen Campingplatz in der Region oder zu einem Konzert. Hauptsache weg und ins Campinggefühl kommen.

Ihre Freunde, viele davon aus der Campingszene, mit denen sie sich regelmäßig an diversen Plätzen treffen, fragten schon, warum sie nicht gleich ins Wohnmobil ziehen. „Wenn ihr es nicht jetzt macht, dann macht ihr es nie“, prophezeite der „General“, ein betagter Freund. Also zogen sie im Winter 2019 zur Probe auf den Campingplatz nach Fornsbach. Und weil es den beiden – sogar im Winter – dort so gut gefallen hat und beide gemerkt haben, dass ihr Leben so mehr Qualität hat, haben sie Nägel mit Köpfen gemacht. Und wie!

Zuvor wohnten die beiden auf über 100 Quadratmetern in einer Penthousewohnung im Aschenhausweg. Was sie an dieser Wohnung liebten war die große Dachterrasse. Aber das Runterkommen nach der Arbeit war dort nicht leicht. „Wenn ich abends hier auf dem Platz bin, dann habe ich schon fast vergessen, dass ich heute arbeiten war“, wundert sich die Friseurin darüber, wie leicht das Abschalten geworden ist.

Das Paar hat sich Mühe gegeben bei der Gestaltung und Einrichtung seines neuen Freiluftzuhauses. An einen luxuriösen Wohnwagen schließt sich ein Vorzelt an. Alles ist solide gebaut mit festen Wänden. Darin finden sich Sofa, Sessel, ein Kaminimitat, viele gerahmte Bilder vor den lila gestrichenen Wänden, eine große Leinwand – auch wenn die beiden kaum noch Fernsehen schauen. „Wir kommen nicht dazu.“ Es gibt immer etwas zu tun. Im Waschhaus Geschirr spülen, den Wassertank füllen, einfach mit den Nachbarn ein Schwätzle halten oder im 50 Meter entfernten Waldsee schwimmen gehen. Gekocht wird in der kleinen Außenküche. Und morgens, sommers wie winters, trinkt die 54-Jährige, dick eingemummelt, um 6.30 Uhr ihren Kaffee auf der Terrasse.

„Ich hatte irgendwie mein Vertrauen verloren“, sagt Monika Wiesner, die in ihrem Friseursalon erst einen massiven Wasserschaden hatte und dann durch die Coronapandemie finanzielle Einbußen in Kauf nehmen musste. Ab 50 Jahren passiere jedoch etwas, da gehe man leichtfüßiger neue Wege hin zu mehr Selbstzufriedenheit. Viele Kunden würden ihr sagen, dass sie sehr mutig gewesen seien. Die beiden halten sich nicht für besonders mutig. Herausfordernd seien die technischen Aufgaben gewesen, die es zu lösen gab. „Bist du dir wirklich sicher?“, hat Ingo Wiesner seine Frau, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, immer wieder gefragt. Es war der richtige Schritt für das Paar, hin zu mehr genutzter Zeit, innerer Ruhe und guten Gesprächen bei einem Glas Wein – im Winter glühend, im Sommer gekühlt.

Verschiedene Lebensstationen in der Region

Friseurin auf Achse Monika Wiesner stammt aus Großheppach. Nach der Realschule machte sie ihre Ausbildung in Bad Cannstatt und arbeitete zehn Jahre in einem Friseursalon in Waiblingen. In Murrhardt eröffnete sie den ersten eigenen Salon. Das Paar zog 1998 nach Fichtenberg. Nach vier Jahren in Murrhardt zog die Friseurin mit dem Salon nach Gaildorf. 2012 eröffnete sie „Mowi‘s“ in Hall.

40 Jahre in der Firma Ingo Wiesner wuchs in Neustadt bei Waiblingen auf, machte eine Ausbildung als Industriemechaniker und arbeitet seit 40 Jahren bei der Firma Stihl in Waiblingen. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Töchter. Zuletzt wohnten die Wiesners in einem Penthouse.

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Erstellt:
18. Juni 2022, 06:00 Uhr

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