Kaum noch Hoffnung für den Silvesterlauf

Die Entscheidungsträger der Stadt lehnen das abgespeckte Konzept für Backnangs sportlichen Höhepunkt zum Jahresabschluss ab. Organisatoren um Rolf Hettich und Georg Beis haben Verständnis, kritisieren aber, dass sie die Pläne nicht richtig vorstellen durften.

Georg Beis (links) und Rolf Hettich haben sich viele Gedanken gemacht und für den Silvesterlauf ein alternatives Konzept mit deutlich weniger Startern und fast ohne Zuschauer entwickelt. Dennoch bekommen die Organisatoren von der Stadt wohl kein grünes Licht.Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Georg Beis (links) und Rolf Hettich haben sich viele Gedanken gemacht und für den Silvesterlauf ein alternatives Konzept mit deutlich weniger Startern und fast ohne Zuschauer entwickelt. Dennoch bekommen die Organisatoren von der Stadt wohl kein grünes Licht.Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Rolf Hettich, Georg Beis und ihre Mitstreiter wissen, dass die Hoffnung verschwindend gering ist. Für die Stadtverwaltung scheint die Sache gar völlig klar zu sein. Den Backnanger Silvesterlauf wird es dieses Jahr nicht geben. Siegfried Janocha, Erster Bürgermeister und in Abwesenheit des in der Landeshauptstadt wahlkämpfenden Frank Nopper derzeit Verwaltungschef, sieht jedenfalls keine Chance für die Traditionsveranstaltung. Er sagt: „Wir haben es sehr intensiv geprüft und es in den Gremien vorgetragen.“ Dort sei die einhellige Meinung, dass ein Silvesterlauf dieses Jahr nicht möglich ist. „Das Problem sind die Zuschauer und eine sogenannte Nachverfolgung zu tun, das bekommst du nicht in den Griff“, erklärt Janocha.

In der Tat hat die Beliebtheit des Silvesterlaufs sehr viel mit der alljährlichen Atmosphäre links und rechts der Strecke zu tun. Vergangenes Jahr zum Beispiel wurden die insgesamt 1200 Läuferinnen und Läufer von rund 9 000 Zuschauern auf dem Rundkurs durch die Innenstadt begleitet und angefeuert. Dass dies bei der 35. Auflage nicht möglich sein würde, war den Organisatoren früh klar. Deshalb haben sie bei der Stadt schon vor Wochen ein geändertes Konzept eingereicht. Geplant wird zum Beispiel nicht mit den in den vergangenen Jahren über 1000 Startern, sondern mit maximal 350 Läufern, die in fünfminütigen Abständen in fünf- bis zehnköpfigen Gruppen ins Rennen gehen. „Dadurch haben wir in einer Stunde maximal 120 Läufer auf der Strecke beziehungsweise im Sportlerbereich“, erklärt Rolf Hettich die Idee, die dahinter steckt. Dazu gehört auch, der Verzicht auf Siegerehrung, Duschmöglichkeiten und Sportlerverpflegung sowie das Internet als einzige Möglichkeit, um sich anzumelden zu können. Das wiederum hätte ermöglicht, dass jeder Läufer vorab seine individuelle Startzeit erhält und damit ein naturgemäßer Durchlauf vorgegeben gewesen wäre.

Ebenfalls Neues haben Hettich und seine Mitschaffer für Start und Ziel vorgesehen. Die sind diesmal nicht wie üblich auf der Markstraße vor dem Rathaus geplant, sondern oben am Stiftshof. Zudem wäre es kein Innenstadt-Rundkurs, sondern eine 10-Kilometer-Strecke, die vom Amtsgericht durch den Torbogen in die Eugen-Adolf-Straße geht, dann auf dem Fußweg und an der Murr entlang bis zum Freibad und in den Plattenwald bis zum Waldheim führt. Von dort geht es dann übers Zwischenäckerle und die Bleichwiesen-Unterführung zu den Staffeln an der BKZ wieder hoch zum Burgberg und zum Stiftshof. Rolf Hettich sagt dazu: „Es ist ja auch uns klar, dass ein Silvesterlauf diesmal nicht so wie bisher stattfinden kann.“ Eine reine Veranstaltung für die Sportler hätte es werden sollen und Georg Beis vom veranstaltenden Förderkreis der TSG-Fußballer ergänzt: „Sollten die Zuschauer das Problem sein, dann verzichten wir selbst auf die 250, die im bisherigen Konzept als Option vorgesehen sind. Für uns wäre es ohnehin eine Nullnummer geworden. Wir wollten halt einfach auch mal einen positiven Akzent für die Menschen setzen.“

Den wird es nun höchstwahrscheinlich nicht geben. Die Macher um Hettich und Beis haben umsonst viele Stunden gehirnt und geschafft. Beide haben trotzdem durchaus Verständnis, dass die Stadtverwaltung das Risiko scheut. Rolf Hettich sagt: „Angesichts der momentanen Entwicklung der Corona-Zahlen, kann ich wenig dagegen sagen.“ Was ihm allerdings nicht ganz passt, das ist, wie es zur Entscheidungsfindung kam: „Wir hätten den Verantwortlichen unser Konzept gerne genauer und vor allem vor Ort erklärt.“ Zwar ist seine Hoffnung sehr gering, dass es dazu diesmal kommt, doch zumindest zukünftig erhofft er sich ein solches Vorgehen. Der erfahrene Veranstalter, der selbst für die CDU im Backnanger Gemeinderat sitzt, erklärt: „Ich bin der Meinung, dass über solche und andere Großveranstaltungen nicht allein die Verwaltung oder der Ältestenrat hinter verschlossenen Türen befinden sollte, sondern der ganze Gemeinderat.“

Kommentar
Eine Frage des Umgangs

Von Uwe Flegel

Entscheidungsträger haben es nicht immer einfach. Vor allem, wenn sie über Veranstaltungen befinden müssen, die in der Beliebtheitsskala der Bevölkerung weit oben rangieren. Wie der Backnanger Silvesterlauf. Der ist nicht nur für Sportler, sondern für sehr viele in der Murr-Metropole ein Höhepunkt zum Abschluss des Jahres. Immerhin säumen alljährlich Tausende von Zuschauern den Rundkurs in der Innenstadt. Diesmal wäre das ohnehin nicht gegangen. Nun aber kommt es wohl nicht einmal zur Sparvariante. Nach dem Straßenfest, dem Gänse- und dem Weihnachtsmarkt fällt auch der Silvesterlauf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Coronapandemie zum Opfer. Unvernünftig ist das sicher nicht, obwohl die erfahrenen Veranstalter viel Herzblut investiert haben, um mithilfe eines alternativen und gut durchdachten Konzepts die Veranstaltung zu retten. Ob das taugt, das wird sich nie beweisen lassen. Das Aus kam, ehe die Pläne vorgestellt werden durften. Ein Punkt, an dem Kritik durchaus angebracht erscheint. Zumindest das Gehörtwerden haben sich die Macher mit ihrem Engagement in den vergangenen Jahren verdient. Wobei die Organisatoren selbst am besten wissen, dass das Ergebnis im Gemeinderat wohl dasselbe gewesen wäre. Doch selbst, wenn der Kopf das Herz besiegt, darf der Respekt vor der Arbeit nicht leichtfertig vergessen werden.

u.flegel@bkz.de

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Erstellt:
21. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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