Kino mit neuem Projektor

Die Murrlichtspiele haben seit dem zweiten Lockdown ihre Türen geschlossen. Nun hat das Vereinsteam die Zeit und Chance genutzt, um eine Förderung von der Filmförderungsanstalt zu beantragen. Mit Erfolg: Ein neues Abspielgerät steht bereit.

Armin Staib-Eberle (rechts) installiert den neuen Filmprojektor im Vorführraum der Murrlichtspiele. Henrik Jäger vom Kinoverein (links) hilft dem Techniker und lässt sich auch das eine oder andere erklären. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Armin Staib-Eberle (rechts) installiert den neuen Filmprojektor im Vorführraum der Murrlichtspiele. Henrik Jäger vom Kinoverein (links) hilft dem Techniker und lässt sich auch das eine oder andere erklären. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. An der Seite des Kinosaales steht er auf dem Holzfußboden – der neue Projektor. Henrik Jäger vom Kinovereinsteam schätzt, dass er an die 50 Kilogramm wiegt. Noch ist der Apparat verpackt, weil Armin Staib-Eberle von der Firma Kinoton Digital Solutions gerade dabei ist, sich das Gerät anzusehen, das bisher in den Murrlichtspielen Dienst getan hat. Es soll zumindest so auf Vordermann gebracht werden, dass es im Fall der Fälle kurzfristig als Ersatzspieler einspringen kann. „Größere Kinos haben ja oft einen zweiten Saal und somit auch ein zweites Gerät. Auch in früherer Zeit, in der man noch mit Überblendung gearbeitet hat, hatte man teils zwei Geräte, aber wir sind auf das eine angewiesen“, sagt Henrik Jäger. Mittlerweile ist es schon eine längere Zeit – neun Jahre – her, dass der Kinoverein auf digitale Technik umgestiegen ist und beim Projektor der ersten Stunde besteht mittlerweile das Problem, dass der Server veraltet ist und erneuert werden muss, erklärt Henrik Jäger. Die Projektionstechnik als solche sei aber noch in Ordnung.

Es galt zu überlegen, wie man bei einem Ausfall um eine teure Reparatur herumkommt, auch ein Mietgerät wäre mit zu hohen Kosten verbunden gewesen. Insofern kam die Information vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) Kino e.V., dass die Filmförderungsanstalt bei ihren Förderprogrammen noch mal nachgelegt hat, gerade richtig. Vor dem Hintergrund der Coronakrise wurden die Quoten im vergangenen Jahr von 40 auf 80 Prozent erhöht. Also hat der Kinoverein Murrhardt die Anschaffung eines neuen Projektors beantragt und den Zuschlag erhalten. „Unterstützt wurden unter anderem kleinere Kinos im ländlichen Raum, in Städten oder Kommunen mit weniger als 50000 Einwohnern. Es handelt sich um das Zukunftsprogramm Kino I, bei dem es für uns sozusagen um die Standortsicherung geht“, sagt Henrik Jäger.

Somit kann der Kinoverein 34500 Euro in das Gesamtprojekt investieren und erhält eine Förderung von rund 27500 Euro. Die restlichen 20 Prozent, ungefähr 7000 Euro, muss der Kinoverein stemmen. Er habe aber gut gewirtschaftet, und man sei froh darüber, nun gut ausgerüstet und auf dem neusten technischen Stand an den Start gehen zu können. Apropos – auch wenn es Anfang der Woche noch gut aussah, haben sich die Infektionszahlen auch im Rems-Murr-Kreis wieder erhöht und die über drei Tage währende Inzidenz über 50 bedeuten eine Rücknahme der Lockerungen. Insofern ist auch die Öffnung der Kinos kein Thema. Allerdings hätte das Team in der kommenden Woche ab Montag, 22. März, auch nicht starten können. „Es sind noch keine Filme da, die Verleiher wollen mit einer gewissen Sicherheit planen und haben den Start verschoben“, erklärt Henrik Jäger. Im Moment geht er davon aus, dass dies vielleicht im Mai sein könnte.

Somit heißt es, abzuwarten und auf Sicht zu fahren. Wenn es denn soweit ist, könnte das Team auf das Hygienekonzept zurückgreifen, das bis in den Oktober galt und es wieder aktivieren. Im Zentrum stand, dass insgesamt viel Abstand gehalten und nur ein Bruchteil der Plätze besetzt wird. Normalerweise können sich in den Murrlichtspielen 74 Gäste einfinden, in Coronazeiten hat sich die Anzahl bei der Öffnung auf etwa 15 Plätze reduziert (abhängig von der Zugehörigkeit zu einem Haushalt). „Ich hab dann immer scherzhaft festgestellt, dass wir schon wieder ausverkauft waren“, erzählt Henrik Jäger.

Im Moment ruht die eigentliche Vereinsarbeit, die für die ehrenamtlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei ihrem Engagement im Zentrum steht: Die Auswahl des Programms, Vorbereitung, Empfang der Kinobesucher und Vorführung der Filme. Das Kino mit Leben füllen und übers Kino vom Leben erzählen. „Das fehlt den Mitgliedern natürlich“, sagt Henrik Jäger, auch wenn sich der Vorstand auf der Plattform Zoom über Aktuelles austauscht.

Einerseits hofft das Team, alle bei der Stange und motiviert halten zu können, andererseits hat die Organisationsform über den Kinoverein den Vorteil, dass die Kosten im Moment nicht so hoch sind. Ein paar Dinge müssen aber trotzdem weiterlaufen wie beispielsweise der Wartungsvertrag für die Technik, die Gebühr des Online-Reservierungssystems für die Tickets sowie das EC-Kartenlesegerät für kontaktlose Bezahlen.

Alles komplett abzumelden, ist für einen Neustart zu schwierig. Gegen Mittag stößt Julian Schmid vom Kinovereinsteam zu Armin Staib-Eberle und Henrik Jäger, um beim Tragen des neuen Geräts in den Vorführraum zu helfen. Er wird auch künftig mit der Technik – beim Vorbereiten und Aufführen – zu tun haben. Mittlerweile sind es immerhin rund die Hälfte der Filme, die übers Netz und einen Download verfügbar sind. Allerdings dauert das Herunterladen auch seine Zeit, teils bis zu acht Stunden und muss entsprechend eingeplant werden. Die andere Hälfte kommt via austauschbarer Festplatte noch als Hardware ins Haus. „Der Downloadanteil wird weiter zunehmen. Das hat für uns den Vorteil, dass wir auch nichts mehr zurückschicken müssen“, sagt Hendrik Jäger.

Rahmenbedingungen für einen (Neu-)Start

Der Kinoverein informiert über ein paar zentrale Eckpunkte rund um die Frage, wie seine Planung aussieht: Kinos sind bundesweit über den Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) Kino e.V. in engem Austausch, wann Öffnungen realistisch sein könnten. Wichtig ist eine Vorlaufzeit und ein verlässliches Öffnungskonzept vonseiten der Politik.

Selbst wenn die Lage im Kreis in Bezug auf die Inzidenz anders wäre: Die Filmstarts sind alle in den Mai verlegt worden, weil die Verleiher auf verbindlichere Terminplanung für die Eröffnung der Kinos warten. Daher macht ein Start der Murrlichtspiele zurzeit wenig Sinn. „Aber die Verleiher haben einige großartige Filme in der Pipeline“, so das Kinovereinsteam.

Zum Thema Schnelltest schreibt das Team: „Schnelltests sind immer wieder ein Thema, um dadurch einen Kinobesuch zu ermöglichen. Grundsätzlich ist alles hilfreich, was eine Rückkehr zum Spielbetrieb und eine Öffnung auch unabhängig von gewissen Inzidenzen ermöglicht. Aber bislang sind flächendeckende Schnelltests noch nicht vorhanden. Wir vom Kino in Murrhardt haben überwiegend jugendliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daher ist es für uns sehr schwer, Schnelltest vor einem Kinobesuch anzubieten. Eine Öffnung aufgrund von Schnelltests sehen wir erst, wenn diese in der Breite verfügbar sind.“

Ein weiteres Thema für die Kinos ist die Kontaktnachverfolgung. Vertreter des Teams haben bei der Stadtverwaltung und dem Gesundheitsamt in Waiblingen nachgefragt, ob die Luca-App dafür in Instrument sein könnte. Die App ist noch in der Erprobung und offiziell (noch) nicht zugelassen. Auch bei der Kontaktnachverfolgung hoffen sie auf eine praktikable Lösung ohne Formulare zur Besucherregistrierung – wie bisher.

Die Ehrenamtlichen der Murrlichtspiele werden die Lage weiter beobachten und fahren auf Sicht, bis sicher und verlässlich geöffnet werden kann. „Dann freuen wir uns darauf, unseren Besucherinnen und Besuchern aktuelle Filme mit unserer neuen Projektionstechnik vorführen zu können.“

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Erstellt:
20. März 2021, 06:00 Uhr

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