Klimaschutz, Bewegung und Teilhabe

Murrhardt ist dieses Jahr das erste Mal beim Stadtradeln mit von der Partie. Engagiert auf die kreisweite Aktion vorbereitet hat sich die Bodelschwinghschule. Sie hat selbst und mithilfe des Freundeskreises Räder angeschafft sowie zum Mitmachen motiviert.

Ein erster Einweihungstest der Fahrräder, die Freundeskreis und Bodelschwinghschule angeschafft haben, mit Miriam Kamm, Leiterin der Bodelschwinghschule, Schulbegleiterin Stephanie Faber, Lehrerin Lara Sassano und Nadine Kraft, Vorsitzende des Freundeskreises (hinten von links), sowie Schülern der Klassenstufe 1 bis 4.

Ein erster Einweihungstest der Fahrräder, die Freundeskreis und Bodelschwinghschule angeschafft haben, mit Miriam Kamm, Leiterin der Bodelschwinghschule, Schulbegleiterin Stephanie Faber, Lehrerin Lara Sassano und Nadine Kraft, Vorsitzende des Freundeskreises (hinten von links), sowie Schülern der Klassenstufe 1 bis 4.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Für Stefanie Drach-Minuth, Konrektorin der Bodelschwinghschule, sprach eine ganze Reihe Gründe dafür, sich dem Stadtradeln anzuschließen. Sie kennt die Aktion aus dem Kreis Schwäbisch Hall. „Ich hab schon in Gaildorf mitgemacht, allerdings lagen die drei Wochen da im Herbst“, erzählt sie. Als klar war, dass Murrhardt nun auch bei der kreisweiten Aktion dabei ist und das in frühsommerlicher Jahreszeit, hat sie sich dafür starkgemacht, dass auch die Bodelschwinghschule teilnimmt.

Etwas fürs Klima tun, indem möglichst viele Strecken nicht mehr motorisiert, sondern mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, ist für sie nicht nur unterstützenswert, sondern passt auch für die Schulgemeinschaft sehr gut. „Das Stadtradeln ist ja so angelegt, dass wir etwas zusammen machen können, aber nicht unbedingt als geschlossene Gruppe auftreten müssen, sondern auch Einzelne ihre Kilometer fahren können“, sagt sie. Hinzu kommt, dass vor dem Hintergrund von Pandemie, Lockdowns und Einschränkungen die Bewegung zu kurz kam, der Sportunterricht ausgefallen ist.

Das i-Tüpfelchen: Das Radfahren hatte schon zuvor in der Schule seinen Platz. Es gibt eine Fahrrad-AG und in einer Fahrradwerkstatt wurden bis vor einiger Zeit noch gespendete Räder gerichtet. Für die Teilnahme hat sich die Schulgemeinschaft nun also aufgemacht, diese wunderbare Basis zu nutzen und sich neu aufzustellen. Der Freundeskreis der Bodelschwinghschule (Förderkreis) hat drei neue Fahrräder gespendet, genauso hat die Schule drei neue Modelle angeschafft und zwar für die Jüngeren – Klasse 1 bis 4. Über Spenden von Lehrkräften sind weitere gebrauchte hinzugekommen, sodass die Bodelschwinghschule nun über 18 Räder verfügt.

Dann wurde ein Elternbrief aufgesetzt, um für die Aktion zu trommeln. Die Kilometer können nun von einzelnen mehrköpfigen Klassenteams oder im größeren Verbund älterer Schüler gesammelt werden, die sich sicher im Verkehr bewegen. Die Pädagogen müssen jeweils abwägen und entscheiden, was wie in den Unterricht integrierbar ist. Dazu gehört auch der eine oder andere Wissensaspekt rund um Verkehrssicherheit oder Ausrüstung. Praktische Radelgelegenheit gibt es fürs Kollegium auch beim Weg zur Schule und nach Hause.

Mit 70 Radlern und 2577 Kilometern steht die Schule in Murrhardt an der Spitze.

Stefanie Drach-Minuth hat sich vorgenommen, ihren Arbeitsweg so oft wie möglich mit dem Zweirad von Gaildorf nach Murrhardt und zurück zu absolvieren. Auch einige junge Mitarbeiter, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Schule machen, wollen sich anschließen. Hinzu kommen Ehepartner, die für die Aktion in die Pedale treten werden. Um für alle die bestrittenen Kilometer in der Schule sichtbar zu machen, gibt es eine Anzeige, die jeden Morgen auf den neuesten Stand gebracht wird und auf der ein kleines Rad symbolisch – dem Fortschritt entsprechend – vorrückt. Die Konrektorin freut sich, weil das Stadtradeln auch eine willkommene Möglichkeit der Teilhabe für die Schule ist.

Vorbereitung und Engagement werden in der ersten Aktionswoche bereits deutlich: Auf der Murrhardter Stadtradelnseite im Netz, die alle Teilnehmer, Kilometer und eingesparte CO2-Werte anzeigt, steht die Bodelschwinghschule Mittwochnachmittag an der Spitze – mit 70 Radlern, 2577 Kilometern und 379 Kilogramm eingespartem Kohlendioxid. Bisher – die Anmeldung ist noch bis zum letzten Tag der dreiwöchigen Aktion möglich – sind es in der Walterichstadt insgesamt 121 Teilnehmer und 18 Teams, die 5061 Kilometer bestritten und damit rund eine Tonne CO2 eingespart haben. Aktuell folgt das Team Schumm auf Platz zwei und das Team „Cycling for fun“ auf dem dritten. Mit radeln unter anderem die Murreder Henderwäldler, die Walterichschule, die Freiwillige Feuerwehr Murrhardt, die Stadtverwaltung Murrhardt – auch Bürgermeister Armin Mößner ist mit von der Partie – sowie das Greenteam Landtagsbüro Ralf Nentwich.

Alle, die in Murrhardt wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine Schule besuchen, können mitmachen, erklärt Thomas Zeeb von der Stadtverwaltung. Im Zentrum steht dabei, zu zeigen, wie viel Wege im Arbeitsalltag und in der Freizeit mit dem Fahrrad gemacht werden können, letztlich auch vor dem Hintergrund einer längerfristigen Perspektive. „Also wo kann ich beruflich oder privat bei meinen Wegen vom Pkw aufs Fahrrad umsteigen?“, so Zeeb. Für die ambitionierten Teams winken darüber hinaus Preise. Nach dem Registrieren lassen sich die Kilometer beispielsweise per App erfassen und einpflegen, genauso geht es aber über einen späteren Nachtrag. Neben Murrhardt sind dieses Jahr auch Althütte, Auenwald, Burgstetten und Sulzbach an der Murr beim Stadtradeln frisch miteingestiegen. Der Rems-Murr-Kreis ist seit 2019 bei der Aktion dabei. „Es zeigt sich, dass der Zuspruch weiter gestiegen ist, gerade in der Coronazeit“, sagt Christine Ganz von der Klimaschutz-Geschäftsstelle, bei der die Fäden rund ums Stadtradeln auf Kreisebene zusammenlaufen. Auch das Quiz als Zusatzbonbon vor dem Hintergrund, dass kein gemeinsamer Auftakt stattfinden konnte, habe guten Zuspruch. Jeder kann beim Stadtradeln mitmachen, auch wenn seine Kommune nicht mit dabei ist, erklärt Ganz. Trotzdem habe es sich gezeigt, dass die Teilnahme von Städten und Gemeinden viele Radler zum Mitmachen bewegt. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es: Zurzeit bestehen technische Probleme bei der Anmeldung und dem E-Mail-Versand im Anschluss, der sehr zeitverzögert verlaufe. Ganz rät, sich die Kilometer zu notieren, um sie später nachtragen zu können.

Ein Einstieg beim Stadtradeln ist noch jederzeit möglich

Für Murrhardt lässt sich der Stand beim Stadtradeln unter der Internetadresse www.stadtradeln.de/murrhardt, für den auf Kreisebene unter www.stadtradeln.de/rems-murr-kreis abfragen. Dort kann man sich auch anmelden. Die Aktion läuft seit dem 13. Juni und noch bis zum 3. Juli. Jeder, der im Kreis oder in einer teilnehmenden Kommune wohnt, arbeitet, im Verein ist oder zur Schule geht, kann noch jederzeit einsteigen, entweder im Team (ab zwei Personen) oder einzeln (Beitritt übers offene Team). Wo die Radkilometer zurückgelegt werden, ist irrelevant.

Der Zuspruch beim Stadtradeln ist über die Jahre gestiegen. Waren es zum Start 2019 noch sechs Kommunen, die sich beim Kreis eingereiht haben, erhöhte sich die Zahl 2020 auf 15, dieses Jahr sind es 21 Kreiskommunen. Die Teamanzahl ist von 93 auf 271 gewachsen, bisher liegt sie bei 481 (Stand: jeweils vorgestern). Die Teilnehmerzahl stieg von 1008 auf 3736. Bisher zählt die Klima-Geschäftsstelle 4399 Mitstreiter. 2019 lag der Kreis bei 265348 erstrampelten Kilometern, 2020 bei über einer Million, womit sich die CO2-Einsparung von 38 Tonnen (2019) auf 148 Tonnen (2020) gesteigert hat. Die bisher zurückgelegten 148162 Kilometer entsprechen einer Vermeidung von 22 Tonnen CO2.

Digitale Unterstützung in Sachen Kilometereintragung gibt es über eine App fürs Smartphone (weitere Infos dazu unter www.stadtradeln.de/app), einen Radroutenplaner unter www.naviki.org/stadtradeln.

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Erstellt:
17. Juni 2021, 06:00 Uhr

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