Kommentar: Den Neuanfang sollte der Westen stärken

Kommentar: Den Neuanfang sollte der Westen stärken

Von Tobias Käufer

Gemeinhin sind Wahlen in Bolivien kein großes Thema in europäischen Nachrichten. Doch hat der Erfolg des Christdemokraten Rodrigo Paz (54,5 Prozent) über den Wirtschaftsliberalen Tuto Quiroga geopolitische Bedeutung. Erstmals seit 20 Jahren wird in La Paz ein Präsident ins Amt kommen, der anders als die zuvor regierenden Fundamental-Sozialisten dem Westen, Europa und Deutschland freundlich gegenübersteht.

Das ist aus zweierlei Sicht wichtig: Erstens wird Bolivien künftig zum vollwertigen Mitglied im südamerikanischen Handelsbündnis Mercosur aufsteigen. Zudem ist Bolivien das lithiumreichste Land der Welt. Unmittelbar vor den Wahlen hatten die alten Mächte noch zwei hoch umstrittene Lithium-Verträge mit Russland und China in geheimer Abstimmung durch das Parlament gepeitscht. Mit Paz dürften aber auch westliche Investoren neue Chancen bekommen, um den für die Mobilitätswende so wichtigen Rohstoff zu erhalten. Für Deutschland könnte dies eine zweite Chance sein, nachdem ein früheres Joint Venture gescheitert ist.

Der neue Präsident steht vor schweren Aufgaben. Doch die Implosion des Sozialismus bei den Wahlen verschafft Paz aufgrund möglicher Kooperationen in den Kammern eine Mehrheit, die Reformen möglich macht. Diesen Weg sollten Berlin und Brüssel unterstützen, auch weil Deutschland und Europa einen zuverlässigen Partner in Südamerika gut gebrauchen könnte.

Zum Artikel

Erstellt:
20. Oktober 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
21. Oktober 2025, 21:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!