Kommentar: Von Jubelstürmen und Tristesse

Kommentar: Von Jubelstürmen und Tristesse

Von Jan Werner

Eilmeldung!!! – so tickern es einschlägige Nachrichtenanbieter auf das Smartphone: „Die deutsche Wirtschaft wächst im ersten Quartal stärker als angenommen!“ Man ist direkt geneigt, in Jubelstürme auszubrechen. Geht es Deutschland möglicherweise doch nicht ganz so schlecht, wie man es zuletzt bei all den medialen Abgesängen auf die Wirtschaftsstärke meinen könnte?

Bevor sich die Euphorie einstellt, erinnert man sich an die Schlagzeilen von vor zwei Tagen: „Wirtschaftsweise erwarten kein Wachstum für 2025 in Deutschland.“ Als Otto Normalleser ist man zumindest einmal verwirrt, wenn verschiedene Wirtschaftsexperten innerhalb kurzer Zeit zwei so verschiedene Stimmungen vermitteln. Denn dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, verstehen nur diejenigen, die etwas Ahnung von der Materie haben.

Die sozialen Medien setzen klassische Nachrichtenquellen unter Druck – getreu dem Motto: Die Deutschen haben das Gefühl, dass wirtschaftlich Sand im Getriebe ist, also ist ab sofort jede Meldung diesbezüglich eine „Breaking News“. Und so wird aus einer Mücke ein Elefant, möchte man entgegenhalten, wenn man sich das aktuelle Beispiel ansieht. Denn hinter dem „überraschend starken Wachstum“ verbirgt sich ein Plus von 0,4 statt 0,2 Prozent. Hinter der Prognose der Wirtschaftsweisen stecken Erwartungen auf Basis von Erfahrungswerten und Befragungen, kein Blick in eine Kristallkugel.

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Erstellt:
23. Mai 2025, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
24. Mai 2025, 21:55 Uhr

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