Kompass im Mediendschungel

Jahresbericht der Stadtbücherei für 2017/18: Gemeinderat hebt Bedeutung der Leseförderung hervor – Notwendigkeit der Renovierung

Seit 30 Jahren befindet sich die Stadtbücherei im Stadtgarten, nun ist das Gebäude in die Jahre gekommen. Darum sind „Renovierungsarbeiten dringend nötig“, betonte deren Leiterin Jutta Brasch. Sie präsentierte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Jahresbericht für 2017 und 2018.

In der Stadtbücherei sind Renovierungsarbeiten dringend nötig. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

In der Stadtbücherei sind Renovierungsarbeiten dringend nötig. Foto: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Für die Renovierung und Weiterentwicklung der Stadtbücherei als Kultur-, Freizeit-, soziale und Bildungseinrichtung hat die Diplom-Bibliothekarin ein Konzept unter dem Motto „Bücherei für die Zukunft rüsten“ ausgearbeitet. „Wir müssen immer am Puls der Zeit bleiben, um Orientierung im Mediendschungel zu gewährleisten“, betonte sie. Bei der Renovierung nach einem Stufenplan müsse vor allem der Teppichboden ersetzt werden, auch sei eine Neukonzeption des Beleuchtungssystems erforderlich. Schwerpunkte des Konzepts sind die digitale Entwicklung, wobei sich traditionelle und moderne Medien gegenseitig ergänzen. Weiter die Gestaltung der Stadtbücherei als Treffpunkt und Kommunikationszentrum aller Alters-, Sozial- und Bildungsschichten.

Überdies eine Weiterentwicklung des Raumprogramms und der technischen Ausstattung. Um dies zu erreichen, sei eine Aufstockung der Personalstunden unbedingt erforderlich.

Bestnoten für

das Team

Aktuell sei man an diesem Konzept dran, auch werde sich der Gemeinderat demnächst damit befassen, um zu ermitteln, was realisierbar ist und was nicht, erklärte Bürgermeister Armin Mößner dazu. Jutta Brasch gab dem Stadtparlament einen kompakten Überblick über neue Angebote und Schwerpunkte in den beiden vergangenen Jahren. Im Juli 2017 war die Premiere des Büchereifrühstücks, wobei die Teammitglieder in gemütlicher Atmosphäre ihre Lieblingsbücher als Leseempfehlungen vorstellten, was von den Lesern begeistert aufgenommen wurde. Eine Besucherumfrage 2017 bestätigte die Zufriedenheit der Nutzer mit der Arbeit der Stadtbücherei, zudem vergaben die Teilnehmer Bestnoten fürs Team.

Sie äußerten auch einige Wünsche wie ein Lesecafé, ruhige Arbeitsplätze, gemütliche Sitzecken sowie insgesamt mehr Gemütlichkeit und Flexibilität, um die Räumlichkeiten rasch umgestalten zu können, wie für Veranstaltungen. Bei den Ausleihzahlen setzte sich der rückläufige Trend fort, da sich das Medienverhalten verändere, auch hätten Kinder und Jugendliche weniger Zeit wegen mehr Nachmittagsunterricht und anderen Aktivitäten. Hingegen werde der Beratungsaufwand immer intensiver, auch seien die Fernleihbestellungen enorm gestiegen.

2017 belegte die Stadtbücherei im Kreis bei den Entleihungen pro Medium den dritten Platz, bei den Entleihungen pro Einwohner den vierten Platz, 2018 sei es umgekehrt gewesen. Die Ausleihzahlen der E-Medien wachsen ständig, sie haben sich seit 2016 verdoppelt.

Eine Kernaufgabe der Stadtbücherei ist die Leseförderung, darum engagiert sich das Team dafür, möglichst früh das Interesse für Bücher zu wecken. Die Führungen für Kindergärten und Schulklassen finden sehr gute Resonanz, erreichten Rekordniveau und das erwünschte Ergebnis: „Fast jedes Kind aus Murrhardt und Umgebung hat einen Ausweis“, freute sich Brasch. 2017 feierte die Stadtbücherei das Jubiläum zehn Jahre Schreibwerkstatt. 2018 faszinierte eine Vorlesepatin Kinder ab fünf Jahren mit dem kleinen japanischen KamishibaiErzähltheater. Dabei werden in einem Holzrahmen Bildkarten ohne Text gezeigt, die einen direkten Dialog mit den Mädchen und Jungen ermöglichen. „Diese neue Form der Leseförderung bereitete den Kindern großes Vergnügen“, hob Brasch hervor. Sie präsentierte dazu einen Holzrahmen, der eine Miniaturbühne darstellt, und mehrere Bildkarten, die nacheinander hochgezogen und immer farbiger werden. 2018 feierte die Stadtbücherei das Jubiläum 20 Jahre Harry Potter mit einem magisch-vergnüglichen Abend. Alte Medien wie Videos habe man aus dem Bestand genommen, im laufenden Jahr folgen Musikkassetten. Weiter begann das Team, den Sachbuchbestand kritisch zu sichten, wobei es alte und zerlesene Bücher aussortierte. Bei gut genutzten Themen wie Reiseführer, Gesundheitsbücher und Ratgeber kaufte es neue Bücher. Kurz informierte die Stadtbücherei-Leiterin über Neuheiten und Vorhaben für 2020: Nach den Sachbüchern werde man auch den Kinder- und Jugendbuch- sowie den Romanbestand kritisch unter die Lupe nehmen.

Neu in den Bestand aufgenommen werden Tonies, die ab Ende dieses Jahres auch ausgeliehen werden können. Die Toniebox, deren Funktionen Jutta Brasch dem Gremium zeigte, ist ein Hörspiel-Holzwürfel. Er ist kinderleicht zu bedienen mit Hörfiguren, auch Tonies genannt, die einfach auf die Oberseite gestellt werden. Davon habe man etwa 100 Figuren angeschafft. Um dieses neue Medium nutzen zu können, werden WLAN mit Internetzugang sowie Computer, Tablet oder Smartphone benötigt, damit man neue Inhalte herunterladen kann. Künftig sollen auch Klassenführungen mit Tablets angeboten werden, wozu man die Actionbound-App benötigt, um Führungen nach dem Prinzip einer Schnitzeljagd digital erstellen zu können.

Der Bürgermeister und die Fraktionssprecher nahmen den Jahresbericht wohlwollend zur Kenntnis und hoben die erfolgreiche, breit gefächerte Arbeit der Stadtbücherei hervor. Diese benötige „frischen Wind vom Boden bis zur Decke“, auch sei es wichtig, sie zum Ort der Begegnung zu gestalten, fand Gerd Linke (MDAL/Die Grünen). Auf Nachfrage von Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) zum Einzugsgebiet erklärte Jutta Brasch, dies umfasse fast alle Orte um Murrhardt herum wie Großerlach, Sulzbach an der Murr, Sechselberg und andere. „Es kommen viele Leute lieber zu uns, weil da die Bücher eher zu bekommen sind als in Backnang“, betonte die Stadtbücherei-Leiterin. „Es wäre schön, wenn man die Öffnungszeiten erweitern und auf jene der Geschäfte in der Innenstadt abstimmen könnte, da viele Leute Einkauf und Büchereibesuch miteinander verbinden“, fand Susanne Barreuther (CDU-FWV). Auch sollte Werbung für die Möglichkeit der Fernleihe gemacht werden. „Das ist viel und unheimlich arbeitsintensiv“, erwiderte Brasch. Auch stellte sie zum Punkt Öffnungszeiten klar: „Solange sich nichts in der Personalfrage ändert, können wir das nicht leisten.“

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Erstellt:
16. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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