Kräutersalz à la Brennnessel trifft Rosenseife

Beim Kinderprogramm der Sommernachtskinoaktion konnten kleine Leute im Rahmen des Projekts „Outdoor inklusiv“ kreativ werden.

Bei „Kreativ in Grün!“ wird schwer gemörsert (von rechts): Nele, Leni und Madeleine zerreiben Lavendel, Rosenblüten, Zitronenmelisse, Thymian inklusive Meersalz, um ihr eigenes Kräutersalz herzustellen. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Bei „Kreativ in Grün!“ wird schwer gemörsert (von rechts): Nele, Leni und Madeleine zerreiben Lavendel, Rosenblüten, Zitronenmelisse, Thymian inklusive Meersalz, um ihr eigenes Kräutersalz herzustellen. Foto: J. Fiedler

Von Renate Schweizer

MURRHARDT. Samstagvormittag im Stadtgarten – Besuch beim Kinderprogramm der Sommernachtskinoaktion, die „Vielfalt tut gut“, Murrlichtspiele und Kreisjugendring zusammen auf die Beine gestellt haben: Im Schatten eines Baumes sind Bierbänke und -tische aufgebaut. Was für ein Baum das ist? Öhm, ja, gute Frage. Mütter und Kinder sitzen jedenfalls unter dem Blätterdach und arbeiten konzentriert. Es gilt, Kräutersalz herzustellen oder duftende Seifen, und dazu muss man mörsern, mantschen und raspeln, schnuppern und vergleichen, entscheiden und auswählen: Soll die Seife nach Rosen duften oder lieber nach Lavendel? Soll das Salz nach Rosmarin schmecken oder womöglich nach Brennnessel? Etiketten werden bemalt und beschriftet, Seifenpamps mit Ausstechern geformt, Badekugeln gerollt. Damit alles stimmt und sich die Badeperlen am Ende auch ordnungsgemäß in der Wanne auflösen, hat Pauline schon im Vorfeld alles sorgfältig abgewogen – sie steht an einem Extratisch, gibt die Zutaten aus und berät die Kundschaft, die teilnehmenden Kinder und Familien. Die andere Hälfte des Tandems, sprich des Betreuungsduos, Katharina Schönemann, erklärt inzwischen, worum es hier geht: Sie gehören zu „Outdoor inklusiv“, einem Projekt des Kreisjugendrings Rems-Murr, bei dem immer zwei zu einem Tandem zusammengespannt werden – eine pädagogische Fachperson und ein älterer Jugendlicher oder junger Erwachsener mit Behinderung. Zusammen entwickeln sie Angebote, draußen (outdoor) und für alle (inklusiv).

Ideen gibt es jede Menge und für alle Jahreszeiten: Vogelhäuschen bauen, Futterkugeln herstellen, Spuren suchen, Dinge sammeln und daraus Traumfänger machen, schnitzen oder klettern und jetzt, im Hochsommer, ganz klar, sich mit Kräutern befassen. „Kreativ sein ist eben nicht, eine Bastelpackung kaufen und aufreißen und dann nach Anweisung irgendwas herstellen, das keiner braucht“, sagt Katharina Schönemann, studierte Forstwissenschaftlerin, die sich der Waldpädagogik verschrieben hat. Und die Tandempartner passen ganz genau auf und steuern ihre Ideen bei, damit das, was die Profipädagoginnen da ersinnen, nicht zu kompliziert wird und tatsächlich für alle machbar bleibt. „Bei vielen Projekten wissen wir selbst nicht, was am Ende als Produkt herauskommt“, ergänzt Ursula Wörz-Ziegaus vom anderen (Kräutersalz-)Tandem, „und das ist auch genau richtig so!“ Ihre Tandempartnerin ist Sirin Al-Yakoub. Sie stattet Madeleine, Leni und Nele, die vom Mörsern erst mal genug haben, mit Etiketten und Stiften aus, damit sie die Gläser kennzeichnen können, in denen sie nachher ihre persönliche Kräutersalzmischung nach Hause tragen werden. Das Mörsern hat einstweilen eine der Mamis übernommen: Gedankenverloren, aber energisch pulverisiert sie Salz und Kräuter. Wie es ihr damit geht? Mami schaut auf und strahlt, ohne ihr Stampfen zu unterbrechen: „Großartig“, antwortet sie, „ich arbeite hier sämtliche Aggressionen ab!“ An den Seifentischen sind inzwischen die ersten Handwaschvarianten fertig. Sofia und Paula rühren mit Begeisterung Badeperlengrundmasse aus flüssigem Kokosfett, Natron und Speisestärke nach Paulines Rezept an, bis sich die klumpige Masse in eine weiß glänzende, glatte, immer dicker werdende Substanz verwandelt. Die Berichterstatterin ist fast ein bisschen neidisch und bereut, dass sie nicht irgendwo leihweise Begleitkinder aufgetrieben hat, dann dürfte sie jetzt vielleicht auch mal.

Nach ungefähr einer Stunde, wenn alle Seifen und Salze der ersten Runde fertig sind, werden die Aufgaben getauscht – die Aufgaben, nicht die Tische, denn natürlich gelten auch hier Coronahygieneregeln: gleiche Gruppe am gleichen Tisch und für jedes Kind ein eigener Mörser und eine eigene Rührschüssel.

Der geheimnisvolle Baum übrigens, unter dem die Outdoor-inklusiv-Aktion stattfindet, ist eine Roteiche und hat verblüffend wenig Ähnlichkeit mit der Normaleiche, die die meisten grade noch so erkennen können. Waldpädagoginnen wissen so was. Die Berichterstatterin jetzt auch. Den Kindern scheint es nicht ganz so wichtig zu sein: Die produzieren Salz und Seife.

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Erstellt:
5. August 2020, 06:00 Uhr

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