Lieber das Foto der Zimmerpflanze posten
Das Internet und die multimedialen Möglichkeiten eines Handys gehören für die Jugendlichen zum ganz normalen Alltag. Gleichzeitig gilt es, sich und andere beim Umgang damit zu schützen. Das war Thema beim Präventionstag in der Walterichschule.

© Alexander Becher
Tobias Wagenblaß und Dorothea Förster verkörperten das Geschwisterpaar Hendrik und Lisa. Sie zeigten im Theaterstück „Total vernetzt und alles klar?!“, was bei einem unbedachten Umgang mit Internet, Smartphone und sozialen Netzwerken alles passieren kann, und gingen auch auf Fragen und Anmerkungen der Jugendlichen ein. Foto: A. Becher
Von Petra Neumann
MURRHARDT. Die Welt des Internets ist strahlend, schillernd, bunt und – steckt voller Fallen. Damit die Kinder und Jugendlichen nicht in eine solche tappen, fand auf Initiative des Teams der Schulsozialarbeit ein Präventionstag für die Sechst- und Siebtklässler der Walterichschule in der Festhalle statt, der mithilfe eines interaktiven Theaterstücks sehr geschickt Fragen und Gefahren rund ums Internet aufgriff. Die Mitwirkenden waren die Ludwigsburger Schauspielgruppe „Q-Rage“ und der Kriminalhauptkommissar Leo Keidel aus Fellbach.
Das prämierte Theaterstück „Total vernetzt und alles klar?!“ handelt von zwei Geschwistern, um die sich deren Eltern kaum kümmern können. Hendrik (Tobias Wagenblaß) hängt gerne am Computer herum, zockt ein bisschen, liebt Gewaltvideos, chattet und postet. Seine Schwester Lisa (Dorothea Förster) wiederum hat keinen Bock auf ein Referat, lädt sich deshalb eines aus dem Netz herunter, tut sich lieber in Sachen Internetbekanntschaften um und ist in Hendriks Schulkamerad Tom verliebt. Beide leben also ein modernes, technikaffines Leben.
Immer wieder wurde das Stück unterbrochen, sodass die Schauspieler Fragen stellen oder auch Kommentare und Fragen von Jugendlichen aufgreifen konnten. Leo Keidel übernahm die rechtliche Einordnung und gab Tipps. So erfuhren die Schüler, dass das Herunterladen und die Verbreitung von Gewaltvideos strafrechtlich verfolgbar ist. Das wiederum heißt, dass die Polizei nach einer Anzeige das Handy für lange Zeit konfisziert und weitere Konsequenzen warten. Denn Mädchen und Jungen ab 14 Jahren können in solch einem Zusammenhang strafrechtlich verurteilt werden.
Lisa wiederum verletzt das Urheberrecht. Das geklaute Referat ist nicht ihr geistiges Eigentum, wie auch die Musik, die ihr Bruder illegal auf seinen Computer lädt. Obgleich Hendrik sich im Vergleich zu seiner Schwester total cool und überlegen fühlt, passiert ihm ein Missgeschick mit Konsequenzen. Er postet ein wenig vorteilhaftes Foto von sich und meint, der King im sozialen Netzwerk zu sein. Aber die Idee geht definitiv nach hinten los. Er wird zum Gespött seiner Follower und traut sich kaum noch in die Schule.
Die Botschaft an die Schüler: Es ist sehr wichtig, sich ganz genau zu überlegen, ob man persönliche Daten oder Fotos von sich ins Netz stellt, denn sobald sie sich dort finden, hat man sie in der Regel öffentlich gemacht. „Fotos von Tieren, Blumen oder Ähnlichem könnt ihr ruhig reinstellen, aber seid mit privaten Aufnahmen sehr vorsichtig“, riet Dorothea Förster den jungen Zuschauern. Und Leo Keidel ergänzte: „In der heutigen Gesellschaft sind Daten sehr attraktiv geworden und manche Leute zahlen sehr viel Geld dafür.“ Die wenig netten Anmerkungen, die bis zu Hasskommentaren gehen, sind für manche Jugendliche eine enorm große Belastung und können im Extremfall sogar bis zum Suizid führen. Deshalb unterstrich Tobias Wagenblaß: „Wenn solche Sätze an euch gerichtet werden, kommentiert sie nicht und leitet sie nicht weiter, sondern kontaktiert eine Vertrauensperson.“
Böse enden können auch Internetbekanntschaften. Lisa chattet mit einem supersüßen Typen, der sich mit ihr in einem einsamen Park treffen will. Zum Glück durchschaut Hendrik die Situation und rät ihr, ihm mitzuteilen, dass sie sich auf dem Marktplatz treffen will und der große Bruder mitkommt. Klar, dass das Date dann gelaufen ist. Hier warnte Dorothea Förster vor allem die Mädchen: „Manche Girls senden aus Liebe ihrem Freund ein etwas freizügigeres Foto. Es kann aber vorkommen, dass nach dem Aus der Freundschaft das Foto verbreitet wird.“ Die psychischen Verletzungen, die entstehen, können groß und traumatisch sein. Apropos Fotos: Es ist strafbar, heimlich Fotos vom Lehrer und Unterricht zu machen, im Kontext mit den Aufnahmen gibt es strenge Regeln.
Wichtig ist auch, dass man bei kostenlosen Apps oder Spielen auf die allgemeinen Geschäftsbedingungen, kurz AGB, schaut, denn oft stolpert man in einen Vertrag, der mit laufenden Kosten verbunden ist. „Ihr habt ein vierzehntägiges Widerrufsrecht, wendet euch an eure Eltern oder jemand anderen, der euch dabei helfen kann“, betonte der Kriminalhauptkommissar.
Da das Internet auch ein Ort sein kann, an dem zwielichtige Gestalten unterwegs sind, kann man junge Menschen nicht genug davor warnen, vorsichtig zu sein. Gleichzeitig ist das Medium eines, in dem man zum Thema wertvolle Informationen erhalten kann. Drei Seiten seien hier beispielhaft genannt.
Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes gibt auf ihrer Homepage zu einem sehr breiten Spektrum an Themen Auskunft. „Handy, Smartphone und Internet“ ist einer der Bereiche. Die Netzadresse: www.polizeifuerdich.de
Handysektor ist ein Angebot der Landesanstalt für Kommunikation (LFK). Die LFK ist die Landesmedienanstalt in Baden-Württemberg und setzt sich für mehr Medienkompetenz ein. Mit Handysektor bietet sie eine unabhängige Anlaufstelle für den digitalen Alltag – mit vielen Tipps, Informationen und auch kreativen Ideen rund um Smartphones, Tablets und Apps. Die Netzadresse: www.handysektor.de
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