Einkommen und Steuerpflicht

Mehr als 500 Einkommensmillionäre in Stuttgart

Die Zahl der Einkommensmillionäre ist nicht nur bundesweit, sondern auch in Baden-Württemberg gestiegen. Jeder Zehnte von ihnen im Land lebt in Stuttgart.

Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb ist die Haupteinnahmequelle der Einkommensmillionäre im Südwesten.

© Monika Skolimowska/dpa

Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb ist die Haupteinnahmequelle der Einkommensmillionäre im Südwesten.

Von Imelda Flaig

Die meisten Einkommensmillionäre in Baden-Württemberg leben im Stadtkreis Stuttgart, zumindest was die absolute Zahl angeht. 527 aller erfassten Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen in Stuttgart erzielten 2021 mindestens eine Million Euro an Einkünften, im Jahr zuvor waren es 476 Menschen. Das geht aus der aktuellen Steuerstatistik hervor.

Auf Platz zwei und drei folgen der Kreis Ludwigsburg mit 247 Einkommensmillionären und der Kreis Esslingen (246). Die Statistiker können die Steuerdaten immer erst deutlich zeitverzögert auswerten, da die Zahlen durch die langen Fristen zur Steuerveranlagung erst etwa dreieinhalb Jahre nach Ende des Veranlagungsjahres verfügbar sind.

Was die Millionärsdichte angeht, belegt der Stadtkreis Stuttgart den dritten Platz. Hier sind es 16 Einkommensmillionäre bezogen auf 10 000 Steuerpflichtige. Auf Platz eins auf Kreisebene liegt Baden-Baden mit einem Wert von 22,3, gefolgt von Heidelberg mit 19,8. Im Kreis Rastatt und im Neckar-Odenwald-Kreis ist die Millionärsdichte mit je 5,7 Einkommensmillionärinnen und -millionären pro 10 000 Steuerpflichtigen am geringsten. Landesweit kommen rechnerisch 9,4 Einkommensmillionäre auf 10 000 Steuerpflichtige.

Rund 18 Prozent mehr Einkommensmillionäre

Wie Auswertungen des Statistischen Landesamtes und des Bundesamtes zeigen, ist die Zahl der Menschen mit einem Einkommen von mehr als einer Million Euro im Jahr deutlich gestiegen. In Baden-Württemberg – hinter Nordrhein-Westfalen und Bayern auf Platz drei der Bundesländer – gab es im Jahr 2021 insgesamt 5442 Einkommensmillionäre und damit 813 mehr als im ersten Coronajahr 2020. Das entspricht einem Plus von 17,6 Prozent. Bundesweit hatten 34 500 Menschen (plus 18 Prozent) ein Jahreseinkommen von mindestens einer Million Euro. Einen Teil des Anstiegs führen die Statistiker auf die höhere Inflation zurück, aber auch Sondereffekte durch die Pandemie spielten eine Rolle. Wenn der Inflationseffekt herausgerechnet wird, liegt der Anstieg immer noch bei zwölf Prozent im Vergleich zu 2020.

Das Durchschnittseinkommen der Millionärinnen und Millionäre lag laut Statistikamt 2021 bei 2,8 Millionen Euro. Das waren 200 000 Euro mehr als 2020.

Die Haupteinnahmequellen sind bundesweit und landesweit ähnlich. In Baden-Württemberg machten 64,7 Prozent der Einkommensmillionäre ihr Geld mit einem Gewerbebetrieb (bundesweit 60 Prozent), 15,7 Prozent beziehungsweise 15,5 Prozent bezogen ihre Einkünfte vorwiegend aus nicht selbstständiger Arbeit beziehungsweise aus selbstständiger Arbeit. Weitere Einkunftsarten spielten nur eine untergeordnete Rolle. Laut Statistikamt ist zu beachten, dass seit der Einführung der Abgeltungssteuer 2009 Einkünfte aus Kapitalvermögen nur noch teilweise erfasst werden.

Steuersatz steigt mit zunehmendem Einkommen

Insgesamt erzielten bundesweit 43,3 Millionen Steuerpflichtige im Jahr 2021 Einkünfte von zwei Billionen Euro, sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zusammen veranlagte Personen werden dabei als ein Steuerpflichtiger gezählt. Die von den Arbeitgebern einbehaltene Lohnsteuer summierte sich zusammen mit der von den Finanzbehörden festgesetzten Einkommensteuer für 2021 auf 357 Milliarden Euro. In Deutschland wird ein progressiver Steuersatz angewendet. Der Steuersatz steigt also mit zunehmendem Einkommen. „Dadurch werden die Steuerpflichtigen unterschiedlich stark belastet“, so die Statistiker.

In Baden-Württemberg wurden insgesamt Steuern von 54,1 Milliarden Euro festgesetzt. Der Anteil der Einkommensmillionäre betrug daran 9,3 Prozent, was 5,1 Milliarden Euro entspricht. Den größten Anteil an den festgesetzten Steuern trugen mit knapp 40 Prozent (also 21,5 Milliarden Euro) Steuerpflichtige der Einkommensgrößenklasse 50 000 bis 125 000 Euro bei.

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung zeigte sich besorgt über die Zahlen. Mehr Einkommensmillionäre stünden einem Zuwachs an Armut gegenüber. „Insbesondere seit Beginn der Pandemie haben die Sorgen über die soziale Ungleichheit in Deutschland zugenommen. Diese Zahlen zeigen, dass die Besorgnis vieler Menschen insbesondere mit kleinen und mittleren Einkommen einen realen Grund hat.“ Das Gefühl großer sozialer Ungleichheit sei dabei Wasser auf die Mühlen derer, die demokratische Ordnung grundsätzlich infrage stellten.

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Erstellt:
4. Juni 2025, 17:00 Uhr

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