Mit Liebe zur Mundart

Von Petra Neumann

MURRHARDT.Unterhaltsam, mit hintergründigem Humor – dafür steht s’Reezer Theäterle unter anderem. Die Darsteller traten mit dem Stück „Vr’rieckt sei isch au nedd oifach“ in der Murrhardter Stadthalle auf.

Psychokisten sind gerade im literarischen Bereich sehr beliebt und auch der Protagonist Jonas Doppelstein (Michael Schwenger) hat so sein Problemchen, und zwar mit der Arbeit. Die ödet ihn dermaßen an, dass er beschließt, sich arbeitsunfähig schreiben zu lassen, um als Frührentner genüsslich angeln zu gehen. Da er momentan führerscheinlos ist, fährt ihn sein bester Kumpel Steffen Heuler (Werner Unger) in die Rabenwaldklinik von Professor Fabian Scheinheiler (Klaus Höfer), dessen Finanzwünsche so manches Zwielichte ermöglicht haben. Bald schon schließt Jonas intensive Freundschaften mit dem weiblichen Personal, wie mit der Masseurin Rita Greifmöller (Nathalie Oesterle), mit Schwester Jasmin (Anja Pfizenmaier) und mit der depressiv veranlagten Patientin Tatjana Simmel (Ellie Hudelmaier).

Das gehört alles zu seinem Plan, bereits im Geschäft hat er gezielt ein merkwürdiges Verhalten an den Tag gelegt, sodass er nur noch Kaffee kochen musste. Aber kann er das professionelle Personal wirklich täuschen? Zum Beispiel die Psychologin Else Schoppenhauer (Manuela Delfs), die ihm zunächst sehr kritisch gegenübersteht, weil sie ihn aufgrund einer Verwechslung der Krankenakten anfänglich für einen psychopathischen Mörder hält. So nimmt die Geschichte ihren Lauf. Mit zu den Patienten gehört Mehmet Özgül (Bernd Weller). Sein Schicksal ist für einen Muslim fatal, er hat nur Töchter, aber keinen Sohn, und sucht nun Heilung von diesem Unglück. Er kommt ganz gut mit der FSJlerin Svenja Ungetüm (Jasmin Knappenberger) klar, die von ihm eine Jacke geschenkt haben möchte. Das Handeln liegt Mehmet im Blut und so gibt er ihr die erste Lektion in Sachen „Wie verhält man sich auf einem Basar?“, später hilft er ihr, eine tolle Verstärkeranlage zu verkaufen. Während sich Jonas immer mehr in seine Rolle verstrickt, versucht Steffen, ihm zu helfen. Doch das Unglück naht in Gestalt Chantal Doppelsteins (Melanie Bürkle), die – nicht ahnend, dass ihr lieber Mann so tut, als wolle er sich scheiden lassen – Jonas besuchen will. Schnell durchschaut sie dessen fragwürdiges Spiel und überredet sowohl den Professor wie auch die Psychologin zu einer heilsamen Kur. In einem ernsten Gespräch erklärt Schoppenhauer dem bereits frohlockenden Jonas, der meint, sein Ziel bald erreicht zu haben, dass sie ihn aufgrund seiner schweren Erkrankung in eine geschlossene psychiatrische Klinik überweisen wird. Die Pflegehelfer (Charly Oesterle und Patrick Schuska) stehen schon bereit, um den Simulanten abzuschleppen. Wie vereinbart werden sie den völlig verzweifelten Jonas an einem Parkplatz freilassen, damit er mit seiner Ehefrau brav und gezähmt nach Hause reisen kann. Auf die Frage des Professor, was denn nun auf den Entlassungspapieren stehen soll, antwortet Chantal: „Uneingeschränkt arbeitsfähig.“

Mit viel Liebe zum Mundarttheater, manch hintergründigem Humor, der auch mal deftig sein durfte, begeisterte s’Reezer Theäterle mit seinem Schauspiel und heimste für seine gelungene Darstellung viel Applaus ein.