Mobile Kultur und lokale Vermarktung

Der Verein Regionalentwicklung Schwäbischer Wald kann seit 2020 Projekte über das Regionalbudget in kleinerem Rahmen fördern. Nach der jüngsten Bewerbung erhielten 15 Vorhaben einen Zuschlag, unter ihnen der Verein Palastkultur und ein Landwirt aus Murrhardt.

Blick auf einen Bergfestival-Abend in Hinterwestermurr im Sommer 2020 auf dem Gelände des Bädles, das die Wasserfreunde als Verein vor Ort betreiben. Fotos: privat/J. Fiedler

Blick auf einen Bergfestival-Abend in Hinterwestermurr im Sommer 2020 auf dem Gelände des Bädles, das die Wasserfreunde als Verein vor Ort betreiben. Fotos: privat/J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Bei der Entscheidung über die Bewerber standen insgesamt rund 200000 Euro zur Verfügung. Die Leader-Geschäftsstelle beziehungsweise der Verein Regionalentwicklung Schwäbischer Wald hatte für den aktuellen Zeitraum 25 Anträge von Vereinen, Privatpersonen, Kommunen und Unternehmen erhalten. 15 Projekte können nun nach der Beratung im Auswahlausschuss mit unterschiedlich großem Budget unterstützt werden. Auf dem Weg zur Förderung sind somit Vorhaben aus neun Kommunen. Neben Murrhardt kommen Fichtenberg, Gaildorf, Gschwend, Oberrot, Welzheim, Kaisersbach, Rudersberg und Heuchlingen zum Zug.

Was waren die zentralen Kriterien für die Verantwortlichen? Ihrer Auffassung nach führen die Projekte zu einer besseren sozialen Nachhaltigkeit in der Region, indem sie beispielsweise dem demografischen Wandel begegnen, eine Beteiligung benachteiligter Gruppen fördern oder einen wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit leisten. Ein weiterer Punkt ist aus Sicht der Entscheider, dass sie zur Wertschöpfung in der Region beitragen, beispielsweise indem sie für diese sensibilisieren, sich für den Erhalt einsetzen oder Neues schaffen. Bei manchen Vorhaben spielen auch Beiträge zur ökologischen Nachhaltigkeit eine Rolle, sei es durch Klima- und Umweltschutz, die Sensibilisierung für Natur und Landschaft oder deren Aufwertung. In anderen waren die Stärkung der ehrenamtlichen Arbeit und die Vernetzung von Akteuren und Projekten wichtige Anliegen.

In Murrhardt können nun zwei Vorhaben von den Leader-Fördermitteln profitieren, wie Johannes Ernst von der Geschäftsstelle in der Walterichstadt berichtet. Der Verein Palastkultur hat nach 2020 einen erneuten Antrag gestellt. Ging es im Vorjahr vor allem um die Infrastruktur für den Sommerpalast mit beispielsweise Böden und Sitzgelegenheiten, spielt nun das Thema Mobilität zunehmend eine wichtige Rolle. Hardy Wieland und die Mitstreiter des neu gegründeten Vereins Palastkultur haben sich bekanntlich für eine coronakonforme Alternative starkgemacht und das Bergfestival auf die Beine gestellt – Kulturveranstaltungen mit viel Abstand auf der grünen Wiese und an unterschiedlichen Orten auf den Höhen des Schwäbischen Waldes (wir berichteten).

Der aktuelle Antrag zielte darauf, die Rahmenbedingungen in dieser Hinsicht noch ein Stück weit verbessern und professionalisieren zu können. „Das hilft uns beim Bergfestival, aber nicht nur“, sagt Hardy Wieland. Auf der Liste stehen zwei große Anhänger für den Transport, in denen das Material für Veranstaltungen wie in einem Baukasten seinen geordneten Platz findet. Beispielsweise können dort Zelte, Küchengeräte, Elektrik oder Feuerlöscher verstaut und dann, je nach Planung, an den Wunschort und eben auch auf die grüne Wiese gebracht werden. „Im Anhänger soll alles sein, was man für ein kleines Fest braucht, und den möchten wir auch an andere Vereine verleihen“, erklärt Hardy Wieland. Zum einen kann das Team so die anderen Engagierten in der Walterichstadt unterstützen, zum anderen muss nicht jeder Verein sich das Nötige einzeln anschaffen, sprich das Teilen spart auch insgesamt Ressourcen und Material.

Mithilfe der Förderung möchte der Verein Palastkultur außerdem drei Sternzelte für Veranstaltungen anschaffen. Sie bestehen aus einem Mast, von dem sich das Tuch dann, wie der Name schon sagt, sternförmig aufspannen lässt. Der Vorteil: Sie sind schnell aufgebaut, Hardy Wieland schätzt, dass 15 Minuten ausreichen. Die Zelte dienen beispielsweise als Beherbergung von Gastroeinheiten und zum Schutz vor Regen – abhängig von den jeweiligen Bedingungen der Pandemiesituation.

Die dritte Investition, die über die Leader-Gelder nun möglich werden soll, ist ein Ticketsystem. Die Technik soll beispielsweise einen automatischen Rechnungsversand, Listenausdruck bis hin zu einer Einlasskontrolle abdecken und so einiges vereinfachen. „Das können wir beim Bergfestival, aber genauso beim Sommerpalast nutzen.“ Im vergangenen Sommer und Frühherbst, in dem die Konzerte und Kleinkunstabende an den verschiedenen Orten rund um Murrhardt liefen, hat sich das Format des Bergfestivals aus Sicht von Hardy Wieland als eines herausgestellt, das mehr als nur eine Art Sommerpalast-Ersatz ist. Insofern denkt das Team mit Blick auf entspanntere Zeiten darüber nach, im Jahr möglicherweise einzelne Bergfestival-Veranstaltungen zu planen, die einem Sommerpalast nicht im Wege stehen sollen, sich somit beides ergänzen kann. „Es ist also keine Wiese mehr vor uns sicher“, sagt Wieland und lacht.

Mit möglich wird das auch durch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die innerhalb kurzer Zeit die Organisation vor Ort leisten. „Beim letzten Abend des Bergfestivals 2020 auf der Parkwiese Hohenstein waren wir innerhalb von drei Stunden fertig mit dem Aufbau“, erzählt Wieland. Auch die wandernden Kulturveranstaltungen auf der grünen Wiese „haben Atmosphäre und kommen bei den Menschen und Künstlern gut an“. Alles in allem hat der Verein so die Möglichkeit, rund 15800 Euro an Fördergeldern in die mobile Infrastruktur zu stecken.

Da aber ein Sommerpalast mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch 2021 nicht wird stattfinden können, plant der Verein Palastkultur nun ein zweites Bergfestival. Wie es im Detail aussehen wird, was sich möglicherweise leicht verändert, baldowern die Mitglieder zurzeit aus und werden dazu noch Zeit benötigen. Letztlich hängt dies auch von der Entwicklung der Infektionszahlen und des Pandemiegeschehens ab.

Generell hofft Wieland aber, dass auch die (verbliebenen) Möglichkeiten noch stärker ins Bewusstsein rücken beziehungsweise auch beispielhaft vermittelt werden wie beispielsweise die Natur für individuelle Aktivitäten zu nutzen.

Ein völlig anderes, privates Projekt wird ebenfalls über das aktuelle Regionalbudget – mit rund 9200 Euro – gefördert: Ein Murrhardter Landwirt hat nun die Möglichkeit, einen Lebensmittelautomaten aufzustellen und so seine regionalen Waren anzubieten. „Wir freuen uns, so ein Stück weit die Vermarktungsmöglichkeiten unterstützen zu können“, sagt Johannes Ernst von der Leader-Geschäftsstelle.

Mobile Kultur und lokale Vermarktung

© Jörg Fiedler

„Es ist also keine Wiese mehr vor uns sicher.“

Hardy Wieland

vom Verein Palastkultur

Förderinfos und Palastkultur

Der Verein Palastkultur hat sich Anfang des vergangenen Jahres gegründet, um die Organisation des Sommerpalasts auf neue Beine zu stellen. Dann kam Corona und es war klar, dass das Zeltfestival im Stadtgarten 2020 nicht möglich sein würde. Aber das Team hat das neue Format des Bergfestivals ausbaldowert.

Hardy Wieland schätzt, dass der Verein mittlerweile rund 360 Mitglieder hat. Aber er hofft darauf, dass sich weitere Mitstreiter finden, um den Verein Palastkultur auch auf eine breite Basis zu stellen. Als wichtiges Ziel sieht er letztlich auch die Vernetzung ganz verschiedener Menschen an.

Infos zum Verein und den Hintergründen inklusive Satzung und Mitgliedsantrag finden sich im Netz unter www.sommerpalast.de/verein.

Weitere Informationen rund um die Regionalentwicklung Schwäbischer Wald und die Fördermöglichkeiten, Bedingungen und Projekte gibt es im Netz auf der Homepage www.leader-schwaebischerwald.de.

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Erstellt:
9. April 2021, 06:00 Uhr

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