Das Interesse am Nahwärmeanschluss ist weiterhin hoch

2023 ist für die Stadtwerke Murrhardt ein schwieriges Jahr wegen hohen Energiekosten und erforderlichen Investitionen. Dies spiegelt sich im Wirtschaftsplan wider, den Geschäftsführer Rainer Braulik im Werksausschuss einbringt. Viele Bürger möchten auf Nahwärme umsteigen.

Das Team der Stadtwerke hat zurzeit viel zu tun. Zum Sommer ist eine Nachkalkulation erforderlich. Das Leitungsteam geht davon aus, dass die Gebühren für Nahwärme und Wasser spürbar erhöht werden müssen. Foto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Das Team der Stadtwerke hat zurzeit viel zu tun. Zum Sommer ist eine Nachkalkulation erforderlich. Das Leitungsteam geht davon aus, dass die Gebühren für Nahwärme und Wasser spürbar erhöht werden müssen. Foto: Jörg Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Für die Stadtwerke in der Konsolidierungsphase ist 2023 wegen hohen Energiekosten und Investitionen kein einfaches Jahr. Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik brachte den Wirtschaftsplan des städtischen Eigenbetriebs für 2023 in den Werksausschuss ein, den der Gemeinderat heute, am 23. März, verabschiedet, und erläuterte dessen Eckdaten. Erstmals ist er nach dem neuen Landeseigenbetriebsrecht erstellt, halb so dick wie bisher, auch gibt es keine Teilhaushalte mehr.

Der Erfolgsplan weist einen Jahresfehlbetrag von minus 442000 Euro aus, da die Aufwendungen mit 10,5 Millionen Euro höher sind als die Erträge mit rund zehn Millionen. Im Liquiditätsplan beträgt der Zahlungsmittelüberschuss 186800 Euro, da 9,5 Millionen Euro Einzahlungen 9,35 Millionen Euro Auszahlungen gegenüberstehen. Bei der Investitionstätigkeit übersteigen die Auszahlungen mit 3,5 Millionen Euro die Einzahlungen von 1,9 Millionen Euro. Abzüglich des Zahlungsmittelüberschusses besteht ein Finanzierungsmittelbedarf von 1,4 Millionen Euro. Die Kreditermächtigung für ein Darlehen zur Finanzierung von Investitionen wird auf 1,6 Millionen Euro festgesetzt, der Höchstbetrag der Kassenkredite auf vier Millionen Euro.

In der Sparte Nahwärme sanken Arbeits- und Hackschnitzelpreis wegen des großen Sturm- und Schadholzangebots. „Aktuell bekommen wir Anfragen von überall her“, darum habe man Probleme, diese abzuwickeln und neue Anschlüsse herzustellen. Ab 2024 sind Leistungs- und Arbeitspreis für Nahwärme an den allgemeinen Fernwärmeindex geknüpft und werden deutlich steigen. Wegen der großen Nachfrage ist geplant, die Nahwärmenetze auszubauen und zu verbinden.

In der Sparte Erdgas muss im Winterhalbjahr wegen des hohen Bedarfs etwa 70 Prozent des kompletten Gaseinkaufs getätigt werden. Im Bereich Erdgasnetze hoffen die Stadtwerke auf höhere Netzentgelte, beim Erdgasvertrieb erzielten sie normalerweise Gewinne. Um Kunden nicht zusätzlich zu belasten, plane man bewusst ein Nullergebnis ein: „Wir haben viel getan, um positivere Ergebnisse zu bekommen“, aber 2023 bestehe „keine Chance für ein ausgeglichenes Ergebnis“, bedauerte der Geschäftsführer. Die „Dauerverlustbringer“ Parken und Freibad werden seit 2021 von der Stadt ausgeglichen. Wegen der Inflation ist zum Sommer eine Nachkalkulation erforderlich; die Gebühren für Nahwärme und Wasser müssen spürbar erhöht werden. Denn die Wasserversorgung wird mit Strom betrieben, der künftig energieneutral bezogen werden soll. Da die Netzstruktur alt ist, steige der Instandhaltungsaufwand, erläuterte Bürgermeister Armin Mößner. Die Investitionen zur Sanierung der Karlstraße werden auf 2023 und 2024 aufgeteilt. Bei der Sanierung der Murrgasse 2026 werden die dortigen Gebäude über eine Murr-Unterquerungsleitung an die Nahwärme angeschlossen, blickte Braulik voraus.

„Die Stadtwerke haben erheblichen Konsolidierungsbedarf. Es gilt die Erträge zu steigern, die Struktur zu überprüfen und die Aufwandsseite effizienter zu gestalten“, mahnte der Rathauschef in der Beratung. Die Gasnetze sollten nicht komplett aufgegeben, sondern für den mittel- bis langfristigen Einstieg in die Zukunftstechnologie Wasserstoff ertüchtigt und nutzbar gemacht werden, erläuterte er auf Nachfrage von Andreas Winkle (CDU/FWV). „Wir werden das Gasnetz teilweise zurückbauen, wo wir Wärmenetze haben“, um Parallelstrukturen zu vermeiden. Doch bis genug grüner Wasserstoff von Nord- und Ostsee bei uns ankomme, werde es noch dauern. Nur die Gasleitung zum Heizwerk Brunnen II in Fornsbach wird verlegt: „Wärmezentralen sollten immer einen Gasanschluss haben“, da Kraft-Wärme-Kopplung mit Gas noch wirtschaftlich möglich sei, betonte Braulik. Wegen aktuell hohen Wärmeförderungen sollten die Stadtwerke jetzt beginnen, die Wärmenetzeverbindung zu planen, forderte Gerd Linke. Zudem gelte es, verstärkt Solarenergie zu nutzen, die „nichts kostet“, um den Gasverbrauch im Sommer auf Null zu setzen und die Dekarbonisierung zu erreichen, fand der MDAL/Die Grünen-Fraktionschef.

Für den Nahwärmeausbau müsse diese Sparte gut aufgestellt sein: „Alles muss durchdacht und wirtschaftlich darstellbar sein“, die Preise seien für die Bürger bezahlbar zu kalkulieren, auch damit der kommunale Versorger in den Plusbereich komme, betonte Mößner.

Die bezahlbare Grundversorgung der Murrhardter Bevölkerung sei Aufgabe und Verantwortung der Stadtwerke, darum sollten sie die Gebühren nur moderat und kostendeckend erhöhen, mahnten Wolfgang Hess (UL) und Edgar Schäf (SPD). Der SPD-Fraktionschef widersprach Gerd Linke: Die Solarenergienutzung erfordere entsprechende Infrastruktur, daher koste sie nicht nichts.

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Erstellt:
23. März 2023, 06:00 Uhr

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