Nicht in den Krokodilspeiseplan gepasst

Martin Stierand berichtet von seiner viermonatigen Tour durch Südamerika – Tier- und Bergwelt faszinieren ihn ganz besonders

Für Martin Stierand hat sich ein Kindheitstraum erfüllt. Der Murrhardter, der bereits Erfahrung mit längeren Auslandsreisen hat, wollte die fünf Länder Chile, Argentinien, Kolumbien, Peru und Ecuador des südamerikanischen Kontinents bereisen, und zwar abseits der allzu gängigen Touristenrouten. In den vier Monaten hat er viel erlebt.

Ein weiteres schönes Erlebnis für Martin Stierand waren die Osterfeierlichkeiten in Kolumbien – die Aufnahme zeigt eine Szene während der Karwoche in Mompox.

Ein weiteres schönes Erlebnis für Martin Stierand waren die Osterfeierlichkeiten in Kolumbien – die Aufnahme zeigt eine Szene während der Karwoche in Mompox.

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Zusammen mit seinem langjährigen Reisegefährten, der ihn für vier Wochen begleitete, begann er seine 129 Tage währende Tour am Südzipfel im chilenischen Teil Patagoniens (Feuerland), und zwar in Punta Arenas. Seine Lektüre zur Vorbereitung des Trips waren unter anderem die Berichte von Alexander von Humboldt. „Ich habe mich teilweise Gruppen angeschlossen, bin aber auch viel alleine gereist per Überlandbus, Kleinbus oder in Städten mit dem Taxi“, erzählt der Globetrotter.

Zu den äußerst beeindruckenden Reiseabschnitten gehörte ein Ausflug auf einem Versorgungsschiff, mit dem Stierand die Magellanstraße entlangschipperte. „Die Passagiere spielen da keine große Rolle. Am eindrücklichsten waren für mich die Gletscher, die ich später überflogen habe. Was für ein Anblick, Täler und Seen, gefroren in Eis“, schwärmt der Weitgereiste. Berge faszinieren Martin Stierand seit jeher. Von ihnen gehe eine große, majestätische Kraft aus. „Die Luft ist so klar, dass die Landschaft gestochen scharf vor einem liegt und die Sterne nachts in ungeahnter Pracht funkeln.“ Die Menschen dort leben in Armut, ihre Unterkünfte sind Steinhütten ohne Fenster. Die südliche Region war einst von deutschen Einwanderern besiedelt, die Schafzucht im großen Stil betrieben, sodass schon von Schafbaronen gesprochen werden kann. Beim Besuch der Städte wurde Martin Stierand auch als Katholik immer wieder bewusst, welch großen Einfluss die Kirche noch heute auf das Leben der Südamerikaner hat, schließlich sind viele Schulen kirchliche Gründungen. Ein schönes Erlebnis waren für ihn die Osterfeierlichkeiten im kolumbianischen Popayan.

In Chile lebten einst frühe Kulturen wie die Chonos, die auch ausdrucksstarke Töpferwaren herstellten. Besonders eindrucksvoll für ihn war ein Sonnenobservatorium, bestehend aus 13 Türmen, anhand derer die Sternkundigen die Tagundnachtgleiche, die Sonnenwenden und andere Kardinalpunkte ablesen konnten. Den Weltenbummler hat es auch in ganz einsame Gegenden wie den chilenischen Nationalpark Torres del Paine und die Ciudad Perdida (verlorene Stadt) in Kolumbien verschlagen, die nur mittels einer Trekkingtour erreichbar sind. Als Kontrastprogramm hat er sich auf den farbenfrohen Märkten in den größeren Städten umgesehen.

Egal, wo sich Martin Stierand befand, die Tierwelt begeisterte ihn am allermeisten. Auf den Galapagos-Inseln waren sie allesamt zutraulich, weil Ranger dort dafür sorgen, dass ihnen nichts passiert. Den blaufüßigen Basstölpel zusammen mit dem Albatros zu erleben, war sein persönliches Highlight. „Beim Schnorcheln pustete mich plötzlich ein Seehund an, das war echt der Hammer“, erzählt er. Einen Kontakt, der letztlich glimpflich ausging, hatte der Weltreisende während einer Amazonastour, genauer gesagt auf einer Fahrt auf einem der Amazonaszuflüsse in Peru. Dort schlug der Reiseführer eine Übernachtung am Ufer vor. „In der Nacht merkte ich, dass etwas Größeres um mein Zelt herumschlich“, sagt er. Am nächsten Morgen wurde Martin Stierand erzählt, dass ein vier Meter langes Krokodil mal geschaut habe, ob unter den Schlafenden vielleicht der eine oder andere Leckerbissen zu finden gewesen sei. Scheinbar passten er und die Tourteilnehmer aber nicht so recht in den Speiseplan. Einige Situationen waren nicht ganz ungefährlich. Während der Bootstour bemerkte der Globetrotter, dass der Kapitän ständig zwei Security-Leute um sich hatte. Darauf angesprochen, antwortete dieser, dass der eine gut mit der MP umgehen konnte und der andere mit Panzerfäusten, weil Boote wie ihres immer wieder entführt würden. Auch ein Schnorcheltrip durch die zwei gegenüberliegenden Felsen des „Schlafenden Löwen“ (Leon Dormido), der zu der Galapagos-Inselgruppe gehört, kostete ihn Überwindung.

Martin Stierand kam nach vielen Tagen nicht nur mit einem Schatz neuer Erfahrungen und Erlebnissen nach Hause, sondern auch mit vielen Fotos, die er im Herbst einem interessierten Publikum zeigen möchte.

Auf den Galapagos-Inseln in Ecuador begegnet Martin Stierand Riesenschildkröten. Fotos: M. Stierand

Auf den Galapagos-Inseln in Ecuador begegnet Martin Stierand Riesenschildkröten. Fotos: M. Stierand

Als Kontrastprogramm zu Touren in Nationalparks hat er sich auf den farbenfrohen Märkten in den größeren Städten umgesehen – hier eine Früchteverkäuferin aus Palenque in Cartagena, Kolumbien.

Als Kontrastprogramm zu Touren in Nationalparks hat er sich auf den farbenfrohen Märkten in den größeren Städten umgesehen – hier eine Früchteverkäuferin aus Palenque in Cartagena, Kolumbien.

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Erstellt:
26. Juli 2019, 06:00 Uhr

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