Oberste Priorität: Sich nicht in Gefahr bringen

Mit dem Überfall auf eine Lottostelle sind es bereits vier Fälle in Murrhardt, bei denen eine Pistole eingesetzt wurde

Von Christine Schick

MURRHARDT. Der jüngste Überfall auf eine Lottostelle in der Murrhardter Innenstadt am vergangenen Samstag ist im Stadtgespräch präsent. Auch im Laden selbst wird die eine oder andere verständnisvolle Bemerkung fallen gelassen. Die betroffene Mitarbeiterin erhält Zuspruch – Nachbarn, Kollegen und Kunden geben ihr zu verstehen, dass sie versuchen, ein Auge aufeinander zu haben. Zudem wird sie vorerst auch ganz konkret unterstützt, durch die Präsenz einer weiteren Person im Geschäft.

Ähnlich wie der Überfall auf ein Casino in der Fornsbacher Straße Mitte November ereignete sich der aktuelle Überfall, bei dem die Mitarbeiterin von einem Mann mit einer Pistole bedroht wurde, der Geldforderung nicht nachkam und sich nach Tritten und Schlägen zur Wehr setzte, vergleichsweise früh – gegen 8.15 Uhr. In der Spielhalle waren es zwei Täter, die um 7.15 Uhr mit vorgehaltener Waffe Geld forderten. Dies sind Zeiten, zu denen zumindest der Großteil der Läden in der Innenstadt noch nicht geöffnet hat und noch nicht so viele Leute unterwegs sind, was möglicherweise auch Kalkül war.

Klaus Lang, Stadtrat und Inhaber der gleichnamigen Parfümerie, stellt fest, dass auch bei ihm im Laden über die Überfälle gesprochen werde. Auffällig sei, dass wieder eine Pistole als Drohmittel eingesetzt wurde. Dies mache auch manchem Kunden Angst. Lang versteht den Wunsch nach einer stärkeren Polizeipräsenz, weiß aber auch um die Grenzen. „Es lässt sich nicht an jedem Haus ein Beamter platzieren“, sagt er und dass es keine absolute Sicherheit gebe. Wichtig ist ihm deshalb auch, sich in solch einer Situation nicht in Gefahr zu bringen. Dem Team gegenüber gelte insofern auch die klare Ansage – kein Risiko eingehen, Kasse aufmachen.

Da es sich beim jüngsten Überfall um eine Lottostelle handelt, stellt sich die Frage, inwieweit „Lotto Baden-Württemberg“ Vorkehrungen treffen kann, um ihre jeweiligen Partner zu schützen. Dazu sagt Unternehmenssprecher Mathias Yagmur, es gebe strukturelle und technische Regelungen. Zum einen werden Gewinne ab 1000 Euro grundsätzlich nicht in den Annahmestellen ausgezahlt, sondern die Teilnehmer erhalten ein Formular, auf dem sie ihre Angaben machen. Anschließend werde das Geld überwiesen. Da die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg vor einiger Zeit gehäuft mit Diebstählen von ganzen Rollen an Rubbellosen konfrontiert war, hat das Unternehmen eine Sicherheit eingebaut, die das Stehlen sinnlos macht. Die Lose müssen erst beim Ladenbetreiber vor Ort einzeln aktiviert werden, um überhaupt eine Gewinnmöglichkeit zu gewährleisten. Zudem lassen sie sich aktiv sperren. Ebenfalls merkt Mathias Yagmur noch an, dass die Partner, sprich die Lottostellen, grundsätzlich selbst entscheiden, wie viel sie jeweils wann bei Gewinnen auszahlen. So sei es auch möglich, dies bei höheren Beträgen bis 1000 Euro ganz gezielt zu verabreden, will heißen, es ist keine Pflicht, das Bargeld jederzeit im Laden zu haben. Im Zuge der Betriebskommunikation gebe man auch allgemeine Tipps wie beispielsweise ausrüstungstechnische Hinweise zu Alarmanlage oder Türsicherung.

Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Aalen auf Nachfrage informiert, gibt es bei den Ermittlungen bisher nichts Neues. Auch der jüngste Vorfall fließe natürlich in die Arbeit mit ein. Vor rund 14 Tagen hatte sich die Frage gestellt, ob es einen Zusammenhang zwischen den zwei Fällen, bei denen Passanten mit der Pistole bedroht wurden, um Wertgegenstände zu erbeuten, und dem Überfall auf ein Spielcasino geben könnte. Zur Einordnung dieses Vorfalls legt die Polizei auch eine Zahl vor: Seit 2017 kam es im Rems-Murr-Kreis zu insgesamt zwölf ähnlich gelagerten Fällen, also Überfälle auf Spielhallen oder Spielcasinos.

Rudolf Bihlmaier bekräftigt, dass man die Fälle in Murrhardt insgesamt im Blick habe und sensibilisiert sei. Mit der dunklen Jahreszeit seien zudem auch Einbrüche ein Thema. Generell unterstreicht er das Statement seines Kollegen Robert Kreidler, sich grundsätzlich nicht in Gefahr zu bringen und auf die Forderungen der Täter einzugehen – immer unter der Berücksichtigung, dass jede Situation anders und eine Pauschalisierung deshalb nie möglich sei.

Zum Artikel

Erstellt:
27. November 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Blasmusiknachwuchs zeigt sein Können

Bei der Kinder- und Jugendarbeit der Stadtkapelle Murrhardt hat sich viel getan. Es gibt Nachwuchs beim Vororchester und bei der Begleitung. Die neuen Hit Kids, die Jugendstadtkapelle, Flötengruppen und Bläserklassen der Hörschbachschule gestalten das Jugendkonzert am 5. Mai.

Murrhardt und Umgebung

Mit Tanz und Musik begrüßt Murrhardt den Mai

Das zweitägige Maibaumfest der Narrenzunft Murreder Henderwäldler und des Liederkranzes ist ein Besuchermagnet. Höhepunkte sind die Vorführung eines Volkstanzmedleys sowie Auftritte von drei Guggen und der Band „The Bang Bags“.

Murrhardt und Umgebung

Gefahrstreckenentschärfung verzögert sich

Der Murrhardter Gemeinderat hebt die Ausschreibung zur Verbesserung der Zufahrt zum Wohnplatz Vögelesreute auf, da die Kosten der Gebote weit über der Planung liegen. Es wird ein neues Paket geschnürt – inklusive der Belagssanierung eines Teilabschnitts der Landesstraße 1150.