Piraten stürmen die Murrinsel

Schülerferienprogramm mit Naturparkführerin Ruth Bohn: Schatzsuche an der Murr und Exkursionen zu Bauernhöfen

Ein Lager aus Zweigen bauen, einen Schatz in der Murr suchen, ein Boot schnitzen, einen Hühnerhof besuchen: 31 Schüler erleben derzeit eine Woche voller spannender Naturerfahrungen an und in der Murr. Beim Ferienprogramm der Initiative Limesplus Schwäbischer Waldgenuss gibt es viel zu entdecken und zu lernen, spielerisch, nebenbei und ganz ohne Schule.

Kinder erleben mit Ruth Bohn spannende Tage in der Natur. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Kinder erleben mit Ruth Bohn spannende Tage in der Natur. Foto: J. Fiedler

Von Annette Hohnerlein

MURRHARDT. „Habt ihr ausgeschlafen? Können wir wieder was anstellen?“, fragt Naturparkführerin Ruth Bohn morgens in die Runde. Der eine oder andere Murrpirat guckt noch etwas verschlafen drein. Für einen Schüler ist 9 Uhr an einem Ferientag doch recht früh. Aber nach einem kurzen Aufwärmspiel sind alle munter und voller Tatendrang.

Vom Treffpunkt, dem Gasthaus Lamm zwischen Murrhardt und Fornsbach, marschieren die 31 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren querfeldein in Richtung Murr, ausgestattet mit Rucksäcken, Kappen und festen Schuhen. Begleitet werden sie von Naturparkführerin Bohn und ihrem Neffen Tim Bohlmann. Beim Gang über die Wiesen laufen alle ordentlich im Gänsemarsch, um möglichst wenig Gras zu zertrampeln, denn „die Kühe wollen was zu fressen haben“, weiß der achtjährige Fabian.

Erstes Ziel an diesem kühlen Vormittag ist eine kleine Insel in der Murr an der Einmündung des Otterbachs. Es ist ein romantischer, fast magischer Ort: Ringsum stehen hohe Bäume und spenden Schatten, ein großer Stamm liegt quer über dem Bach, die Luft ist feucht und frisch, das Wasser plätschert munter über die Steine. Die Kinder kennen sich schon aus und schwärmen ins Gelände. Manche waten mit bloßen Füßen oder Gummistiefeln durchs Wasser, andere klettern über lehmige Abhänge und offen liegende Wurzeln. Dominik hat leider Pech, er rutscht ab und landet im Bach. Kein Problem, im Rucksack liegen trockene Kleider bereit. Ein paar Murrpiraten bearbeiten eifrig Äste mit Schnitzmessern oder Klappsägen. Dabei wissen die Kinder genau, worauf sie achten müssen, damit sie sich nicht verletzen. Ruth Bohn hat sie vorher instruiert. Ein paar Mädchen und Jungen sind auf einen wackligen Ast geklettert, der quer über den Bach hängt.

Unter lautem Quieken schaukeln sie darauf wie eine Horde Affen. Lara kauert im Wasser und schichtet Steine zu einem Damm auf. „Ich baue eine Mauer. Ich möchte, dass das Wasser durch die Löcher fließt“, erklärt sie. Fabian zeigt seinen Kumpels stolz, was er zwischen den Steinen im Bach gefunden hat: einen kleinen Flusskrebs, den er zum Beobachten in eine durchsichtige Dose gesetzt hat.

Simon sitzt auf dem Boden und schnitzt Äste zurecht. Damit will er das Lager weiterbauen, das im Lauf der vergangenen Jahre auf der kleinen Insel entstanden ist. Dort gibt es ein „Waffenlager“, in dem mehrere selbst geschnitzte hölzerne Messer und Dolche nebeneinander aufgereiht sind. Damit kein Unbefugter ins Lager eindringt, ist der Zugang mit einem Passwort gesichert, verrät Simon schmunzelnd. Der Elfjährige ist schon seit Jahren in den Sommerferien mit den Murrpiraten unterwegs. „Früher haben wir Arschbomben von einem Ast ins Wasser gemacht“, erzählt er. Das ist in diesem Jahr allerdings nicht möglich, der Wasserstand ist zu niedrig.

Später besichtigen die Kinder den Bauernhof Rickert und lernen verschiedene Tiere kennen. Dort gibt es auch Mittagessen: Maultaschen und Salzkuchen. Am Nachmittag wird Simon Bohn, der Sohn der Piratenchefin, eine Slackline über den Bach bauen. Bei Exkursionen zu verschiedenen Bauernhöfen und Erzeugern der Interessengemeinschaft Limesplus Schwäbischer Waldgenuss, die das Ferienprogramm anbietet, können die Kinder im Lauf der Woche hautnah erleben, wo ihre Nahrung herkommt.

„So wird Wissen spielerisch vermittelt“, sagt Ruth Bohn, „und nicht wie in der Schule“. Noch viele weitere tolle Aktionen warten in dieser Woche auf die jungen Abenteurer: Boote schnitzen und um die Wette schwimmen lassen, Zwerge aus Ästen basteln, versteinertes Holz und Feuersteine im Wasser suchen, Piratenburger essen. Am Vortag haben sie bereits eine Hühnerfarm besucht und eine Schatzkarte mit unsichtbarer Tinte gezeichnet. Am letzten Tag sind Eltern und Freunde eingeladen, an einer Schatzsuche teilzunehmen, die die Murrpiraten vorbereitet haben.

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Erstellt:
15. August 2019, 06:00 Uhr

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