Porträts, die einen im Visier haben

Jürgen Illing zeigt im Murrhardter Begegnungscafé eine Auswahl seiner Bilder.

Jürgen Illing reizt vor allem das Porträt. Mal bleibt er dann ganz bei der Zeichnung, mal arbeitet er die Studie als Aquarell aus. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Jürgen Illing reizt vor allem das Porträt. Mal bleibt er dann ganz bei der Zeichnung, mal arbeitet er die Studie als Aquarell aus. Foto: J. Fiedler

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Wer im Begegnungscafé, Fornsbacher Straße 3, in Murrhardt vorbeischaut, trifft dort auf bekannte Gesichter: Es sind Porträts einiger Murrhardter, die der Hobbyzeichner und -aquarellmaler Jürgen Illing geschaffen hat. Die meisten seiner Modelle kennt man vom Sehen her, zudem haben sich zwei Prominente unter die Murrhardter Auswahl gemischt. „Eigentlich habe ich schon immer gezeichnet, aber den Ausschlag gab eine Reise nach Frankreich, die ich im Alter von 17 Jahren mit der katholischen Jugend unternommen habe. In Paris habe ich dann die Maler von Montmartre gesehen, und da hat es mich gepackt. Ich habe mir ein Malset von meinen Eltern gewünscht und auch bekommen“, erinnert sich Jürgen Illing. Auch noch in seiner Bundeswehrzeit fand sich Zeit, künstlerisch zu arbeiten, aber während seiner Arbeitsjahre als Radio- und Fernsehtechnikermeister war die einfach zu knapp bemessen. Doch mit Abschluss des Berufslebens stellte sich auch wieder die notwendige Muße ein. Jürgen Illing besuchte außerdem Kurse in Weissach im Tal, die ihn mit den Grundlagen der Malerei vertraut machten. Seit einigen Jahren ist er Mitglied im Kunst- und Maltreff der Volkshochschule. Das meiste hat er sich selbst beigebracht – via „Learning by Doing“, wie er sagt. „Meine Leidenschaft gilt dem Porträtieren. Deshalb habe ich die Ausstellung auch ,Murrhardter und andere Persönlichkeiten‘ genannt. Als Vorlage verwende ich Fotos, ich kann ja niemandem zumuten, mir stundenlang Modell zu sitzen“, erläutert er. Auch legt Jürgen Illing sein Bild meist nach einer halben Stunde zur Seite, um Abstand zu nehmen und über Verbesserungen nachzudenken. „Bei manchen Motiven muss man rechtzeitig aufhören können, sonst kann es passieren, dass man ein Bild zu Tode malt“, erläutert er seine Vorgehensweise. Wichtig ist ihm, dass das Bild Dreidimensionalität entwickelt, indem er vom Hellen ins Dunkle zeichnet. Diese Vorgehensweise wendet er auch bei seinen Aquarellen an. In letzter Zeit widmet er sich zudem der Acrylmalerei, die wieder andere Herausforderungen an ihn stellt. Sein „Learning by Doing“ kann sich sehen lassen, und Jürgen Illing bekommt auch hin und wieder Anfragen, Porträts für Besucher aus den USA oder für Großeltern, die sich ein Bild ihrer Enkelkinder wünschen, anzufertigen.

Bei seinen ausgesuchten Modellen ist er durchaus wählerisch. Wenn es nicht Freunde und Bekannte sind, dann müssen die Personen eine Charakteristik haben, die ihn reizt. Reinhold Messner mit seiner Lockenpracht ist so ein Beispiel. In der Zeichnung kommt das Urwüchsige des Bergsteigers vollkommen zum Ausdruck. Auffallend ist, dass Jürgen Illing neben den Haaren und ihrem Glanz den direkten Blick liebt. Allesamt schauen die Dargestellten den Betrachter an und halten ihn mit seinen Augen fest. Manchmal nachdenklich, manchmal überaus selbstbewusst oder auch abwartend. Besonders gelungen sind die Aquarelle. Zum Beispiel jenes von Udo Jürgens in späteren Jahren mit einem rosaroten Hintergrund, der an die Texte seiner frühen Hits gemahnt. Er füllt nicht das ganze Blatt aus, sodass dem Bildnis etwas Flüchtiges und Vergängliches anhaftet, im Gegensatz zum Denkergestus des Schlagerstars.

Ein Besuch des Begegnungscafés lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht. Die Gäste können übrigens bei einem Gewinnspiel mitmachen. Dabei müssen sie erraten, wer auf den Bildern dargestellt ist. Unter den Teilnehmern werden zum Abschluss einige Gewinne verlost. Die Schau ist bis Mitte Dezember zu sehen.

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Erstellt:
6. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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