Rettung einer bedrohten Magnolienart

Der Stuttgarter Zoo hat die vom Aussterben bedrohte Magnolia dixonii erfolgreich gerettet. Welche Folgen hat das für die Rote Liste?

Die Magnolia dixonii ist eine Magnolienart mit cremefarbenen Blüten. Sie wächst nur im Regenwald in Ecuador.

© Jocotoco

Die Magnolia dixonii ist eine Magnolienart mit cremefarbenen Blüten. Sie wächst nur im Regenwald in Ecuador.

Von Iris Frey

Stuttgart - Schon seit 2019 engagieren sich die Wilhelma und deren Förderverein für eine der seltensten Magnolienarten der Welt, die Magnolia dixonii in Ecuador. Sie unterstützen die Organisation Jocotoco bei der Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen von Magnolien und zahlreichen weiteren gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. In den vergangenen Jahren haben die Wilhelma und ihr Förderverein nach eigenen Angaben insgesamt 100 000 Euro investiert.

Gefährdungsstatus erfolgreich herabgestuft

Jetzt können Wilhelma und deren Förderverein einen großen Erfolg verbuchen, denn: Die Investitionen in den Artenschutz zahlten sich aus. Wie die Organisation Jocotoco nun bekannt gegeben hat, wurde der Gefährdungsstatus der Magnolia dixonii auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN von der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ herabgestuft.

Diese Rückstufung fußt auf mehreren Erkenntnissen: So wurden bei jüngsten Erfassungen deutlich mehr ausgewachsene Exemplare identifiziert als bisher bekannt war. Dadurch stieg die geschätzte Gesamtpopulation auf etwa 250 bis 384 ausgewachsene Bäume. Sie befinden sich zum größten Teil im Canandé-Reservat in Ecuador. Dank der Vergrößerung des Schutzgebietes und gezielter Wiederaufforstungen mit Setzlingen hat die Pflanze nun eine neue Zukunftsperspektive.

„Wir können den globalen Artenvielfalt-Zusammenbruch stoppen“

Der Jocotoco-Direktor Martin Schaefer, erklärt, dass die Herabstufung einer weiteren vom Aussterben bedrohten Art auf der Roten Liste der IUCN zeige, „dass wir den globalen Zusammenbruch der Artenvielfalt stoppen können.“ Das Modell von Jocotoco zum Schutz von Lebensräumen biete tausenden von einzigartigen Arten Zuflucht. Auch Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin zeigt sich begeistert: „Wir gratulieren Jocotoco zu diesem großartigen Erfolg. Wir sind stolz, dass wir zusammen mit unserem Förderverein zur Rettung der Magnolia dixonii beitragen dürfen.“ Der Schutz und die Wiederherstellung ihrer Lebensräume sichere gleichzeitig das Überleben zahlreicher anderer Arten. Es profitiere also nicht nur eine einzige Spezies, sondern ein ganzes Ökosystem.

Die Magnolia dixonii würde ohne diese Bemühungen möglicherweise nicht mehr existieren, so Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann. Bei der bedrohten Pflanzenart handelt es sich um einen bis zu 60 Meter hohen Baum, der bis zu hundert Jahre alt werden kann. Seine cremeweißen Blüten werden von Insekten bestäubt, während seine leuchtend roten Samen von Vögeln und kleinen Säugetieren verbreitet werden. Die Art kann sich im Alter von 25 und 30 Jahren fortpflanzen. Sie kommt nur im ecuadorianischen Teil der Chocó-Region vor. Dort erstreckt sich ein ehemals großflächiger Gürtel des Regenwalds an der Nordwestküste von Südamerika. Der Chocó beherbergt eine außergewöhnliche Pflanzenvielfalt: Pro Hektar gibt es dort mehr als 100 Arten, von denen etwa 25 Prozent endemisch sind, die also nur dort vorkommen. Um diesen ökologischen Reichtum zu schützen, gründete Jocotoco im Jahr 2000 das Canandé-Reservat in der Provinz Esmeralda. Es wurde im Laufe der Jahre, auch mit der Hilfe der Wilhelma und ihres Fördervereins, auf heute insgesamt 18 780 Hektar erweitert.

Wiederentdeckung der Pflanze mit Hilfe aus Stuttgart

Erstmals wurde die Magnolia dixonii im Jahr 1969 in der Provinz Esmeraldas beschrieben. Sie galt lange Zeit als ausgestorben, bevor sie 2017 wiederentdeckt wurde: Das Besondere: Erst durch die von der Wilhelma und ihrem Förderverein mitfinanzierten Expeditionen konnte die Magnolienart im Canandé-Reservat überhaupt wieder nachgewiesen werden. Auf dieser Basis begannen dann gezielte Schutzmaßnahmen, die ebenfalls mit Geldern aus Stuttgart gefördert wurden: Mitarbeitende von Jocotoco starteten vor fünf Jahren damit, die Magnolia dixonii zu vermehren, indem sie in der eigenen Baumschule 1300 Setzlinge heranzogen. Diese wurden im Rahmen von Wiederaufforstungen auf ehemals gerodeten Regenwaldflächen neu ausgepflanzt – mit Erfolg.

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Erstellt:
13. Oktober 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
14. Oktober 2025, 00:02 Uhr

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