Schweizer-Group-Standorte gehen in Kurzarbeit

Das Insolvenzverfahren ist nun eröffnet – Schwierige Lage verschärft sich durch die Coronakrise noch weiter

HATTENHOFEN/MURRHARDT (pm). Das Amtsgericht Göppingen hat gestern das Insolvenzverfahren für die Schweizer Group Global GmbH aus Hattenhofen eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Marcus Winkler bestellt. Mit der Eröffnung ist der Insolvenzgeldzeitraum beendet und die Kosten für die Aufrechterhaltung und Fortführung des Geschäftsbetriebes einschließlich der Lohn- und Gehaltszahlungen für die Belegschaft müssen jetzt aus den Mitteln der Insolvenzmasse getragen werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Rechtsanwalts.

Sein Ziel ist es, die bestmögliche Lösung für das Unternehmen und alle wesentlichen Beteiligten zu finden. So hat er mit seinem Team und den Führungskräften der Schweizer Group bereits im vorläufigen Verfahren damit begonnen, sowohl Sanierungsmöglichkeiten zu erarbeiten als auch Verkaufsoptionen zu prüfen. Ein entsprechender Investorenprozess sei angestoßen.

„Jetzt gilt es, gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern kurzfristig ein sich bereits in Planung befindendes Fortführungskonzept zu vereinbaren und umzusetzen. Wir stehen diesbezüglich in täglichem Kontakt mit unseren Kunden und Lieferanten. Die professionelle Kommunikation und Abstimmung mit allen Beteiligten unter den gegenwärtig erschwerten Bedingungen ist besonders hervorzuheben“, betont Marcus Winkler ausdrücklich.

Entscheidend für die Aufrechterhaltung der Produktion seien Fortführungsvereinbarungen mit den Kunden des Automobilzulieferers. Ein in diesem Zusammenhang positives Signal sei, dass einige der Kunden bereits mitgeteilt haben, auch zukünftig mit der Schweizer Group zusammenarbeiten zu wollen.

Aufgrund der Coronakrise, die auch die Automobilindustrie stark betrifft, ist die Situation allerdings sehr schwierig. „Die Schweizer Group Global ist von den Auswirkungen massiv betroffen. Die Folgen der weltweiten Pandemie durch das Coronavirus belasten Kunden wie Lieferanten gleichermaßen. Sie führen auf allen Seiten zu ungewollten Verzögerungen“, sagt Insolvenzverwalter Winkler. Aufgrund des Umstandes, dass Zulieferketten teilweise unterbrochen sind und ein Teil der Kunden die Werke vorübergehend geschlossen hat, hat Winkler in Abstimmung mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss des Unternehmens daher entschieden, vom 6. bis zunächst 19. April Kurzarbeit an den Standorten Hattenhofen, Murrhardt, Roding und Plauen einzuführen und die Produktion weitestgehend ruhen zu lassen, sodass Kosten gesenkt und Freistellungen vermieden werden können, heißt es weiter. Ob, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen die Kurzarbeit enden kann oder über den 20. April hinaus fortgesetzt werden muss, sei derzeit offen. „Das hängt ganz entscheidend davon ab, wann die Kunden selbst wieder anfangen, zu produzieren, und wie sie mit der Schweizer Group als zukünftigen Lieferanten planen“, ergänzt Winkler.

Die rund 600 Mitarbeiter wurden gestern an allen vier Standorten über die gegenwärtige Lage informiert.

Die Schweizer Global Group GmbH hatte Ende Januar dieses Jahres Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die ausländischen Gesellschaften in Tschechien und China sowie die Beteiligung in der Türkei sind nicht von dem Insolvenzantrag betroffen.

Info

Die Schweizer Group Global GmbH ist Hersteller von Aluminiumdruckgusskomponenten. Die Teile werden hauptsächlich im Bereich Motor und Antriebsstrang eingesetzt.

Hauptkunden sind Automobilhersteller aus Deutschland. Der Automobilzulieferer beschäftigt derzeit noch rund 600 Mitarbeiter an den vier Standorten Hattenhofen, Murrhardt, Plauen und Roding.

Das Unternehmen ist aus der Schweizer Group GmbH&Co. KG hervorgegangen, die erst im Februar 2019 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hatte und im Oktober 2019 an einen US-amerikanischen Investor im Zuge einer übertragenden Sanierung verkauft wurde.

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1867 zurück, als Louis Schweizer in Backnang seine erste Fabrik gründete.

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Erstellt:
2. April 2020, 06:00 Uhr

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