Selbstständigkeit und Lebensqualität im hohen Alter

Volkshochschule Murrhardt: Mediziner Ellada Heidebrecht und Walter Fischer sprachen im Erich-Schumm-Stift über Altersmedizin

Wie hält man sich selbst fit? Antworten gaben Ellada Heidebrecht und Walter Fischer. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Wie hält man sich selbst fit? Antworten gaben Ellada Heidebrecht und Walter Fischer. Foto: J. Fiedler

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Wie kann man sein Leben auch in vorgerücktem Alter noch sinnvoll und erfüllend erleben, was kann man tun, um seine Gesundheit zu erhalten und sich körperlich und geistig fit zu halten. Diese Fragen beantworteten die beiden Mediziner Ellada Heidebrecht und Walter Fischer im Forum des Erich-Schumm-Stifts.

Unter dem Titel „Was können wir uns Gutes tun, damit es uns gut geht?“ erläuterte Fischer von den Rems-Murr-Kliniken Schorndorf, wie man sich selbst geistig und körperlich fit hält. „Natürlich ist es wichtig, sich Ziele zu setzen, um nicht vor sich hinzualtern, sondern noch aktiv am Leben teilzunehmen.“ Auf jeden Fall wünschen sich die meisten Senioren, so lange wie möglich selbstständig zu bleiben. Aber dafür kann und sollte man einiges tun. Das A und O sind: eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, kohlenhydratarm und Vitamin D für Muskeln und Knochen.

Ebenso wichtig ist, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen, denn je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto besser kann geholfen werden. Regelmäßige Bewegung erhält nicht nur wichtige Körperfunktionen, sondern heitert auch auf. Gerade Knochenstruktur und Muskeln müssen immer trainiert werden. Dabei sollte man sich nicht zu hohe Ziele setzen, die einen entmutigen und damit nicht erreichbar sind. Eine halbe Stunde zügige Bewegungseinheiten pro Tag, die den Puls ruhig mal auf 130 bringen dürfen, wirken sich auch auf die Geschicklichkeit aus. „Wenn die Oberschenkelmuskeln noch gut aufgebaut sind und auch der Gleichgewichtssinn geschult, stürzt man weniger schnell“, betonte der Referent und zeigte den Anwesenden ein paar Übungen zum Mitmachen.

Im Laufe der Jahre vermindern sich der Gleichgewichtssinn um 80 Prozent, die Beinkraft um 60 Prozent und die Fähigkeit zu Rumpfbeugen um 50 Prozent, natürlich nur, wenn man gar nichts tut. Wer altersgerechte sportliche Betätigungen mit anderen macht oder gleich in seinen Tagesablauf einplant, bleibt einfach leichter bei der Stange und – das haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben – kann mit erfreulichen Nebenwirkungen rechnen: Die Anfälligkeit für Krebserkrankungen, Zuckerkrankheiten, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Demenz sinkt signifikant. Bedeutend sind auch soziale Kontakte und die Fähigkeit, sich und anderen zu vergeben. „Das liegt mir sehr am Herzen. Es ist wichtig, seinen Frieden mit sich, der Welt und Gott zu schließen, um die letzten Jahre erfüllt zu verbringen“, schloss Walter Fischer seinen Vortrag.

Heidebrecht arbeitet für die Rems-Murr-Kliniken in Winnenden. „Die Kunst des Alterns liegt darin, biologisch bedingte Grenzen zu akzeptieren und gleichzeitig geistige Grenzen zu erweitern.“ Nach neuesten Erkenntnissen tritt der Mensch ab 60 Jahre in seine dritte Lebensphase, die je nach Fitness bis zum 85. Lebensjahr geht. Erst dann tritt er in das hohe Alter ein, das mit dem Tod abschließt. Es sind also noch viele Monate, die es wert sind, intensiv und erfüllt gelebt zu werden. Auch die Referentin betonte, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, denn gerade gesättigte Fettsäuren bewirken Gefäßverengungen und zu hoher Zuckerkonsum zieht eine kleine Armada an Krankheiten nach sich.

„Wir haben Patienten, die noch mit

93 Jahren mit dem Laptop arbeiten“

Auch die Psyche altert, aber viel langsamer, weswegen sich die meisten Menschen innerlich viel jünger als ihr Geburtsdatum fühlen. Im Laufe der Zeit verliert man Bekannte, Familienangehörige, sodass sich das soziale Umfeld verändert, diesem sozialen Altern kann man insofern begegnen, indem man sich neue Freunde sucht oder sich gesellschaftlich einbringt. Schließlich gibt es das kulturelle Altern, das kann man daran erkennen, dass man die Vergangenheit beschönigt und mit manchen Tendenzen des modernen Lebens nicht mehr Schritt halten will, die Musik oder die digitale Welt passen einem nicht mehr.

„Wir haben manchmal in der Klinik noch Patienten, die mit 93 Jahren mit dem Laptop arbeiten. Es ist einfach wichtig, seinen Horizont stets offenzuhalten und bereit zu sein, Neues zu lernen.“ Wer geistig rege ist, die Seele ab und zu baumeln lässt, kann noch viel Schönes erleben, selbst wenn der Körper nicht mehr so richtig will.

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Erstellt:
19. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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