Winfried Kretschmann über Jugend

„Sich in Gemeinschaft zu betrinken, habe ich in bester Erinnerung“

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann plaudert im Podcast „Hotel Matze“ über eine „exzessive“ Zeit in seinem Leben. Und Markus Söder kriegt sein Fett weg.

Lässt es heute beim Alkohol ruhiger angehen: Winfried Kretschmann (li.) im Jahr 2023 im Europa-Park mit seinem Kollegen aus Bayern, Markus Söder (re.), bei der Verleihung der Narrenschelle.

© imago/Wolfgang Maria Weber

Lässt es heute beim Alkohol ruhiger angehen: Winfried Kretschmann (li.) im Jahr 2023 im Europa-Park mit seinem Kollegen aus Bayern, Markus Söder (re.), bei der Verleihung der Narrenschelle.

Von Florian Dürr

Vor etwa einem Monat ist Winfried Kretschmann beim Aufräumen zufällig ein Brief seines verstorbenen Vaters in die Hand gefallen: Das vier Seiten lange Schreiben war an Kretschmanns jüngere Schwester gerichtet. „Da hat er sich darüber ausgelassen, dass es fürchterlich ist, was ich da mache mit meinen Saufereien – das hat er schon als sehr problematisch wahrgenommen“, erzählt Baden-Württembergs Ministerpräsident am 17. November in der Stuttgarter Liederhalle bei der Aufzeichnung einer Folge des Podcasts „Hotel Matze“, die kürzlich veröffentlicht wurde.

In der Aufnahme spricht der Grünen-Politiker mit dem bekannten Podcast-Host Matze Hielscher nicht nur über ernste politische und gesellschaftliche Themen, sondern kommt auch ins Plaudern über seine Jugend. Etwa nach der Zeit in einem strengen, katholischen Internat. „Da gab es richtige Prügelorgien“, berichtet er. Der junge Kretschmann im Alter von 16 Jahren wollte nur noch weg. „Ich habe das Internat verlassen, einfach in der Stadt in einem Zimmer gewohnt – und erst mal ein exzessives Leben geführt“, berichtet Kretschmann über die Zeit bis er etwa 18 Jahre alt war, um dann zu konkretisieren: „Also das heißt: viel gesoffen.“

Kretschmann hat zunächst keinen Nachfolger für sein Amt gefunden

Damit löst der 77-Jährige großes Gelächter im Publikum aus – und auch Podcaster Hielscher kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ist schön“, kommentiert er amüsiert. „Das stimmt“, erwidert Kretschmann daraufhin und sagt: „Ich kann es nicht bestreiten: Sich in Gemeinschaft zu betrinken, das habe ich einfach in bester Erinnerung.“ Auch wenn er direkt danach wieder etwas vernünftigere Töne anschlägt: „Das ist jetzt nicht das, was ein Ministerpräsident eigentlich sagen sollte“ – und erneutes Gelächter im Publikum – „aber es wäre gelogen, wenn ich was anderes sagen würde“, gibt Kretschmann zu. Was die Eltern dazu gesagt hätten, will Hielscher wissen. „Die waren davon nicht angetan“, sagt der Grünen-Politiker.

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Neben diesen Erinnerungen an seine wilde Jugend geht es in der Podcast-Folge aber auch um Kretschmanns lange Amtszeit von mehr als 5000 Tagen als Ministerpräsident: „Ich habe Leute gefragt, ob die meine Nachfolge antreten wollen – und die wollten das nicht“, sagt der 77-Jährige zu dem Umstand, dass er erst nach der Landtagswahl im kommenden Jahr abtreten wird. Inzwischen ist ja mit Cem Özdemir ein potenzieller Nachfolger gefunden.

„Je nachdem, wie das Volk strömt, strömt halt auch die CSU“

In der Folge kriegt außerdem ein Politiker-Kollege sein Fett weg: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Also wenn ich das machen würde, was mein Kollege Markus Söder macht, dann hätte ich schon dreimal zurücktreten müssen“, ist sich Kretschmann sicher und erntet dafür erneut Gelächter im Saal. „Wenn der Wind grün stürmt, dann umarmt der Markus Bäume – und wenn er gegen die Grünen weht, dann kotzt er halt über sie ab.“

Das sei eben die CSU: „Je nachdem, wie das Volk strömt, strömt halt auch die CSU“, analysiert Kretschmann, um dann eine Einschränkung zu ergänzen: „Jedenfalls im Bierzelt. Ob die das dann in der Praxis so machen wie im Bierzelt? Eine ganz andere Frage.“

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Erstellt:
19. Dezember 2025, 15:02 Uhr

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