Stadt hält an Telefonstandorten fest

Zwei öffentliche Stellen in der Nähe von Murrhardter Schulen sollen erhalten bleiben – Telekom wollte sie eigentlich abbauen

In Murrhardt gibt es noch drei öffentliche Telefonstellen, neben einer am Murrhardter Marktplatz befindet sich eine Säule in der Nägelestraße nahe derWalterich- und Herzog-Christoph-Schule und eine weitere in der Sudetenstraße unweit der Hörschbachschule. Die Telekom will die letzteren beiden nun abbauen. Doch die Stadt möchte sie weiterhin als Notnagel vor allem mit Blick auf Schulkinder erhalten.

Von Christine Schick

MURRHARDT. In den vergangenen Jahren hat die Telekom das Netz öffentlicher Telefone immer mehr abgebaut. Auch in Murrhardt sind die Standorte mit Marktplatz sowie Nägele- und Sudetenstraße überschaubar. Vor dem Hintergrund, dass jeder Haushalt einen Telefonanschluss haben kann, also Vollversorgung besteht, die Mobilfunknetze deutlich ausgebaut worden sind sowie das Telefonieren insgesamt günstiger geworden ist, hat sich das Kommunikationsverhalten im Alltag verändert. Insofern stellt die Telekom fest, dass die Nutzung der öffentlichen Telefonstellen in den letzten Jahren rapide zurückgegangen ist. Gemessen an den Einnahmen ist der Betrieb einer großen Anzahl dieser Standorte extrem unwirtschaftlich geworden, so das Unternehmen. Dies sei auch in Murrhardt nicht anders. Insofern sind nun die Standorte in der Nägelestraße 25 und in der Sudetenstraße 1 zum Rückbau vorgesehen. Der Jahresumsatz in der Nägelestraße im vergangenen Jahr betrug laut Telekom 16,81 Euro, in der Sudetenstraße waren es 1,35 Euro.

Zu einem Abbau der beiden Standorte benötigt die Telekom allerdings die Zustimmung der Stadt, sprich der Verwaltung und des Gemeinderats, und auf diese kann sie nach dem Stand der Beratungen – vor den verschärften Regeln im Zuge der Coronakrise – nicht zählen.

Die Argumente aus Sicht der Verwaltung: Die Telefonsäulen befinden sich in der Nähe der Walterich- und Herzog-Christoph-Schule sowie der Hörschbachschule. Letztere ist eine Grundschule und dort verfügen noch nicht alle Mädchen und Jungen über ein Smartphone. Sollten sich die Unterrichtszeiten unvorhersehbar ändern oder ein Kind einmal den Schulbus verpassen, gebe es so immer noch die Möglichkeit, bei der Familie anzurufen und Signal zu geben. Dasselbe gilt – läuft dies wieder in normalen Bahnen –, sollte einmal ein Trainer krank sein und das Sportangebot eines Vereins ausfallen. Der Stadtverwaltung ist klar, dass sich diese Fälle in Grenzen halten und die Kosten damit nicht einspielen können. Trotzdem möchte sie die beiden Standorte erhalten, weil sie überzeugt davon ist, dass diese im Notfall für die Schüler eine große Hilfe sind.

Vor zwei Jahren war genau dies schon einmal Thema in den Beratungen. An der Einschätzung der Stadtverwaltung hat sich seither nichts geändert. Im Großen und Ganzen galt dies auch fürs Gremium, das sich einstimmig gegen den Abbau der beiden Säulen aussprach. „Uns hat gefreut, dass sich die Stadt für den Erhalt der beiden Standorte einsetzt“, sagte Elisabeth Zenker (SPD).

Für Rolf Kirschbaum (CDU-FWV) gehört die Telekommunikation zur Grundversorgung. Gemessen an den Einnahmen sei der Erhalt zwar fast nicht mehr zumutbar, allerdings hielt sich sein Mitleid mit Blick auf die Gewinne der Telekom an anderer Stelle dann doch in Grenzen. Als weiteres mögliches Szenario hielt er bereit: leerer Akku des Smartphones. Mit einem Augenzwinkern merkte er an, dass junge Nutzer relativ gewieft sein müssten, noch mit einem solch historischen Basistelefon zurechtzukommen.

Wolfgang Hess (UL) stellte fest, dass sich auch an seiner Haltung seit der letzten Debatte nichts geändert habe. Kaufmännisch gesehen sei es natürlich eine Katastrophe, die Standorte weiterzubetreiben, hinzu käme noch das Problem mit Vandalismus, trotzdem sei er gegen den Abbau. Bei einem Unterrichtsausfall sah er aber auch die Schule mit in der Pflicht, die Familie zu informieren.

Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) plädierte ebenso dafür, ein zweites System in der Hinterhand zu behalten beispielsweise auch für Touristen.

Brigitte Kübler (UL) gab zu, dass ihr der Standort des Telefons in der Sudetenstraße nicht geläufig sei und sie ihn doch infrage stelle. Weitere Stadträte unterstrichen wiederum, ihn für die Weststadt erhalten zu wollen. Dem schloss sie sich in der Abstimmung denn auch an.

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Erstellt:
26. März 2020, 06:00 Uhr

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