Tapinoma magnum

Stadt Tübingen ergreift erste Maßnahmen gegen invasive Ameisen

Anwohner in Tübingen bekämpfen die invasive Ameisenart Tapinoma magnum mit heißem Wasser. Zudem wird jetzt die Stadt tätig – auch wenn die Böden weniger anfällig seien als in Kehl.

Die betroffenen Anwohner in Tübingen wollten der Ausbreitung der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum in ihrer Straße nicht weiter zusehen und wurden selbst tätig – jetzt auch mit Unterstützung der Stadt.

© dpa/Uli Deck, StZN/Dürr

Die betroffenen Anwohner in Tübingen wollten der Ausbreitung der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum in ihrer Straße nicht weiter zusehen und wurden selbst tätig – jetzt auch mit Unterstützung der Stadt.

Von Florian Dürr

Die Stadt Tübingen reagiert auf die Ausbreitung der invasiven Ameisenart Tapinoma magnum im betroffenen Gebiet entlang des Beethovenwegs in der Nähe der Kliniken. „Um die aktuelle Lage zuverlässig im Blick zu behalten und gegebenenfalls kurzfristig gegen die Ameisen vorgehen zu können, hat die Stadtverwaltung ein erstes Maßnahmenpaket geschnürt“, heißt es in einer Mitteilung am Freitag. So sollen etwa Mitarbeiter der kommunalen Servicebetriebe ab sofort regelmäßig vor Ort beobachten, „ob und wie sich die Ameisen ausbreiten“.

Tübinger Ordnungsbürgermeisterin macht sich ein Bild vor Ort

Im Fokus der Einsätze stünden öffentliche Flächen und Verteilerkästen. Zudem bereite man sich auf die mögliche Bekämpfung der Ameisen vor: „Ein dafür notwendiges Fahrzeug ist bereits vorhanden. Wir prüfen aktuell, wie wir dieses zum Heißwassersprühgerät umrüsten können“, sagt Stefan Kraus, Leiter der Kommunalen Servicebetriebe. Auf diese Weise könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßen- und Grünpflege „umgehend tätig werden, wenn die Ameisen Schäden im öffentlichen Raum anzurichten drohen“, heißt es.

Für Christian Wolff ist das „ein erster und logischer Schritt, den man erwarten muss“, sagt der Tübinger Biologe, der im betroffenen Beethovenweg lebt: „Wirklich beruhigt bin ich nicht, aber wenn sie jetzt tätig werden, voller Hoffnung.“ Zuletzt hatten er und weitere betroffene Anwohner selbst mit der Bekämpfung der invasiven Art begonnen (wir berichteten) und sich über die Zurückhaltung der Stadt verwundert gezeigt. Jetzt hat sich die Tübinger Ordnungsbürgermeisterin Gundula Schäfer-Vogel selbst ein Bild vor Ort gemacht: „Mir war es wichtig, das direkte Gespräch zu suchen. Die Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst“, sagt sie.

Stadtverwaltung: „Böden in Tübingen weniger anfällig als in Kehl“

Die Stadt macht jedoch auch klar, dass die Tapinoma magnum-Ameisen „rechtlich nicht als invasive Art“ gelten. „Deshalb ist deren Bekämpfung nicht per se eine Pflichtaufgabe der Stadt“, sagt Lukas Haderlein, Leiter der Fachabteilung Ordnung und Gewerbe. „Wir werden aber natürlich tätig, wenn massive Schäden im öffentlichen Raum zu befürchten sind oder wenn ein Befall der kritischen Infrastruktur droht.“ Darunter fielen unter anderem Strom- und Verteilerkästen sowie Spielplätze.

Im Tübinger Rathaus vergleichen sie die Lage auch mit der besonders betroffenen Stadt Kehl, wo es bereits im vergangenen Jahr aufgrund der invasiven Ameisen zu Strom-und Internetausfällen kam. In der badischen Grenzstadt verbreiteten sich die Krabbeltiere auf „eher sandigen Böden“, heißt es in der Mitteilung, „wohingegen die Böden in Tübingen überwiegend lehmig-tonig und damit weniger anfällig sind“.

Die Anwohner bekämpfen die invasiven Ameisen weiter

Die Tübinger Stadtverwaltung sei im Austausch mit Fachleuten sowie anderen Kommunen, in denen bereits die invasiven Ameisen gesichtet wurden. „Das Vorgehen ist lokal sehr unterschiedlich. Das liegt auch daran, dass diese Ameisen nicht mehr verschwinden, sondern sich weiter ausbreiten werden. Die Bekämpfung mit heißem Wasser ist eine Möglichkeit, den Tieren zu Leibe zu rücken, wird sie aber nicht mehr ganz verschwinden lassen“, sagt Lukas Haderlein. Dies verdeutliche auch der Blick nach Kehl, „wo die Ameisen trotz intensiver und kostspieliger Bemühungen der Stadt mittlerweile im dritten Sommer in Folge weiterhin auftreten“.

Anwohner Christian Wolff und seine Nachbarinnen werden weiterhin an ihrer Heißwasser-Methode festhalten und im Wechsel mit dem Pulver Kieselgur die Ameisen an der Ausbreitung hindern. „Wir bleiben weiter tätig“, sagt der Tübinger, auch wenn ihm dabei sein Biologen-Herz blutet: „Weil wir als Menschen – Stichwort Klimawandel und exotische Pflanzen – die Ausbreitung invasiver Arten selbst zu verantworten haben.“

Ausbreitung in Baden-Württemberg

VorkommenEine aktuelle und vollständige Übersicht zur Verbreitung der Tapinoma magnum in Baden-Württemberg gibt es noch nicht. Das Umweltministerium verweist an das Naturkundemuseum in Karlsruhe, wo derzeit ein vom Land gefördertes Projekt zu den invasiven Ameisen läuft. Seit 2016 ist die Art an Orten im Südwesten dokumentiert, in diesem Jahr unter anderem in Weisweil (Kreis Emmendingen) und Pforzheim. In den vergangenen Jahren gab es Meldungen etwa aus Karlsruhe (2018), Heidelberg (2020) – und Kehl (2023).

MerkmaleDie Tapinoma magnum sieht der einheimischen Garten- und Wegameise ziemlich ähnlich – weder in Größe und Färbung gibt es besondere Unterschiede. Man kann die invasive Art am Geruch erkennen: Wird die Ameise zerquetscht, riecht sie wie ranzige Butter. Auch Sandhügel an Bordsteinen können ein Hinweis auf die Art sein.

Ameisen der eingeschleppten Art Tapinoma magnum vermehren sich rasant.

© Uli Deck/dpa

Ameisen der eingeschleppten Art Tapinoma magnum vermehren sich rasant.

Rund um die Rillen an Bordsteinen wimmeln die invasiven Ameisen auch in Tübingen.

© StZN/Dürr

Rund um die Rillen an Bordsteinen wimmeln die invasiven Ameisen auch in Tübingen.

Mit diesen Heißwasser-Geräten bekämpft die besonders betroffene Stadt Kehl die aggressiven Insekten. Die Anwohner in Tübingen fordern das auch von ihrer Stadt. Jetzt hat die Verwaltung ein erstes Maßnahmenpaket angekündigt.

© Philipp von Ditfurth/dpa

Mit diesen Heißwasser-Geräten bekämpft die besonders betroffene Stadt Kehl die aggressiven Insekten. Die Anwohner in Tübingen fordern das auch von ihrer Stadt. Jetzt hat die Verwaltung ein erstes Maßnahmenpaket angekündigt.

Die Anwohner im betroffenen Beethovenweg packen auch selbst an. Mit heißem Wasser versuchen sie, die  schnell wachsenden Kolonien zumindest etwas in Schach zu halten.

© StZN/Dürr

Die Anwohner im betroffenen Beethovenweg packen auch selbst an. Mit heißem Wasser versuchen sie, die schnell wachsenden Kolonien zumindest etwas in Schach zu halten.

Vor einem Haus steht ein Elektroherd mit zwei weiteren Töpfen, in denen das Wasser erhitzt wird.

© StZN/Dürr

Vor einem Haus steht ein Elektroherd mit zwei weiteren Töpfen, in denen das Wasser erhitzt wird.

Der Biologe Christian Wolff verabredet sich regelmäßig mit seinen Nachbarinnen, um die betroffenen Stellen abzulaufen.

© StZN/Dürr

Der Biologe Christian Wolff verabredet sich regelmäßig mit seinen Nachbarinnen, um die betroffenen Stellen abzulaufen.

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Erstellt:
13. Juni 2025, 13:16 Uhr

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